Hilfe, man muss die Geister zählen, denn es werden immer mehr im neuen Bilderbuch "Letzte Runde Geisterstunde" von Nadia Budde. Was tun sie gerade, wenn sie beobachtet werden, fragt sich der Betrachter dieser Gruselszenen, sind sie auf dem Weg zu uns? Sechs von ihnen fahren im Geisterbus, sieben steuern einen Geisterwagen, und mit neun Geistern wird es richtig schaurig. Sie sind schon im Haus. "Geister haben feuchte Hände, schieben sich durch Kellerwände." Zehn von ihnen erobern das Zimmer. Doch mit den Eisenketten wirds zu eng im Gitterbett, einer liegt drunter und wird zum Klopfgeist. Dann sorgen dreizehn fürs Essen und kochen Geistergulasch, vierzehn schaffen das Geld ran und arbeiten in der Geisterbahn. "Urlaub machen sie nie. Aber woher kommen sie?"
Ob die Namen ihre Herkunft verraten? Poltergeister, Wassergeister, Flaschengeister oder Schlossgeister - und viele scheinen aus allen Ecken der Erinnerung zu kommen. Denn überall lauern sie bei Nadia Budde, die mit ihrer besonderen Illustrationskunst, mit ihren auf grobe Umrisse reduzierten, unförmigen Figuren, (wie schon in ihren Bilderbüchern "Eins, zwei, drei Vampir" oder "Und außerdem sind Borsten schön" ), auf subtile Weise das Spiel mit dem Hässlichen, Unförmigen betreibt und dazu treffliche Verse erfindet. Ihre Figuren sind zwar skurril und schräg, aber gerade der Gesichtsausdruck macht sie auf besondere Weise menschlich. Am Schluss tauchen für empfindliche Gemüter plötzlich drei Nachthemdfiguren zur Rettung auf, "die Geistermeister". Sie tun sich mit den guten Geistern zusammen und nehmen die Bösen fest, sie werden in Bilderrahmen eingesperrt und an die Wand genagelt.
Wer sind diese Geistermeister, die auch ihren Spaß daran haben, die ganze Bande zu jagen? Gehören sie vielleicht selbst zur Geistergesellschaft? Wollen sie die Geister eigentlich gar nicht vertreiben? Die letzten Seiten verraten das Geheimnis, warum uns diese Geister so bekannt vorkommen. (Ab 4 Jahre)
Nadia Budde: Letzte Runde Geisterstunde. Kunstmann, 15 Euro.