Lerchenau:Not macht erfinderisch

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Spiel-Platz: Der neue Hort "Kinderlerchenhaus" gehört zu den Initiativen in der Lerchenau. (Foto: Robert Haas)

Angesichts fehlender Hortplätze setzen Eltern in der Lerchenau auf Eigeninitiative. Nach der Eröffnung des "Lerchenkinderhauses" werden nun Räume für die "Bunte Lerche" gesucht. Die Stadt will eine Unterstützung prüfen

Von Simon Schramm, Lerchenau

Immer noch wissen viele Eltern in der Lerchenau nicht, ob ihre Kinder im nächsten Jahr einen Hortplatz bekommen; dennoch haben sich jetzt für sie einige Perspektiven aufgetan. Bei der Einwohnerversammlung im Pfarrsaal St. Agnes, die der Bezirksausschuss im November initiiert hatte, fanden sich etwa 40 bis 50 Lerchenauer zusammen, zum Teil gemeinsam mit ihren Kindern. Die Eltern hoffen auf den Ausbau bestehender Einrichtungen - und tatsächlich zeichneten sich an diesem Abend Projekte ab, die für die Lerchenau mehr Bedeutung haben könnten als nur das Abfedern des Hortplatzmangels. Das Referat für Bildung und Sport ist nun gefordert, diese Ideen auf ihre Umsetzung zu prüfen.

In der Lerchenau zeigen sich derzeit die Folgen eines gesellschaftlichen Wandels: Da immer öfter beide Elternteile berufstätig sind, wird die Nachmittagsbetreuung für Kinder umso notwendiger - besonders in einem wachsenden Wohnviertel. Die Problematik aktiviert die Lerchenauer Eltern. Sie haben realisiert, dass im nächsten Jahr Betreuungsplätze für ihre neu eingeschulten Kinder fehlen werden und selbständig einen Bedarf aufgestellt. Eine Lücke von 30 bis 35 Plätzen besteht, sagte Annette Walz auf der Versammlung, die in diesem Jahr einen neuen Hort, das Lerchenkinderhaus, mitgegründet hat. Claudia Frey, die Leiterin der Schule an der Waldmeisterstraße, räumte ein, dass die Berechnungen der Eltern der Realität nahe kommen: "Ich fand die Zahlen hochgegriffen. Aber man kann zugeben: Ja, es kommen viel mehr Kinder." Sie rechnet nun mit etwa 87 zusätzlichen Kindern, eingerechnet seien dabei die Kinder zweier sozialer Einrichtungen im Umkreis. Aus dem neuen Wohngebiet am Olympiapark seien fünf bis sieben Kinder angekündigt. Die fehlenden Plätze ergeben sich durch die Differenz mit dem frei werdenden Bestand an Betreuungsplätzen.

Um das Betreuungsproblem zu lösen, werden womöglich die Eltern selber mehr gefordert sein. Das machte Claudia Frey in ihrem Beitrag zur Hortplatz-Diskussion deutlich. In der Schule könnte eine fünfte Mittagsbetreuung für 16 Kinder eingerichtet werden, die Schule benötige dabei aber die Unterstützung der Eltern, etwa bei der Organisation: "Ganz allein wird es die Schule nicht auffangen können." Was manche Eltern abschreckt: Als möglicher Raum käme ein Platz im Keller in Frage; und fraglich ist auch, ob die Betreuung bis zum späten Nachmittag erfolgt und dort sinnvoll ist. Eine Mutter mit Verwandtschaft in Thüringen schlug vor, wie in dem östlichen Bundesland wohl üblich und vielerorts praktiziert, die Schulräume als Betreuungsort zu nutzen. Die Schulleitung hielt das jedoch für keine gute Idee und stellte in Frage, ob die Qualität der Betreuung in der Enge eines Klassenzimmers tatsächlich dann auch aufrecht erhalten werden könne.

Man sieht: In der Not werden die Eltern kreativ und entwickeln Ideen. Ein Gruppe von Eltern rund um eine Erzieherin im Viertel haben sich in den vergangenen Wochen für ein gänzlich neue Option zusammengeschlossen: Der neue Hort "Bunte Lerche" könnte in den ehemaligen Räumen der Montessori-Schule an der Lerchenstraße unterkommen, mit Platz für ein größeres Kontingent an Kindern. "Wir haben schon ein Konzept, mit Logo und weiterem", sagte Heike Stehle, die auch der Mittagsbetreuung in der Schule vorsteht. Ihr Hindernis: Der Vermieter will die Räume jetzt schon vergeben, die Hortplätze werden freilich erst vom Schuljahr 2016/2017 an benötigt, vielleicht schon eher als Ferienbetreuung. 40 000 bis 45 000 Euro wären notwendig, um die Räume jetzt schon zu mieten, sagte Stehle. Laut Stehle will Stadträtin Julia Schönfeld-Knorr (SPD) prüfen lassen, inwiefern die Stadt eine Finanzierung organisieren könne.

Sobald der seit 2009 geforderte Ausbau der Schule an der Waldmeisterstraße zur Ganztagsschule tatsächlich vollzogen wird und damit die Zahl der notwendigen Hortplätze sinkt, könnte das Projekt "Bunte Lerche" mehr als ein Hort werden: Erzieherin Stehle könne sich den Ausbau zu einer Art Familien- und Freizeittreff für Kinder zwischen dem ersten und dem 14. Lebensjahr vorstellen. "So etwas gibt es im Viertel bisher nicht", sagte Stehle.

Geprüft werden soll außerdem, ob in den Einrichtungen an der Robinienstraße, der Waldmeisterstraße und der von St. Agnes Möglichkeiten bestehen, mehr Plätze anzubieten, Räume von Krippen für eine Nachmittagsbetreuung zu nutzen, oder gestrichene Hortplätze doch noch eine Weile zu erhalten.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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