Lauf der Würm:Wenn die Natur die Grenzen setzt

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Auf ihrer 11,2 Kilometer langen Route vom Münchner Westen in den Norden weckt die Würm viele Begehrlichkeiten. Die zuständigen Behörden wollen aber so wenig wie möglich in ihren Lauf eingreifen und sehen nur punktuell Chancen für mehr Freizeitaktivitäten und mehr Ökologie

Von Anita Naujokat, Pasing/Menzing/Allach

Auf 11,2 Kilometern Länge durchquert die Würm das Stadtgebiet und ist für die Einwohner im Münchner Westen und Norden mindestens genauso wichtig wie für die Innerstädter die Isar. Auch für die Stadt spielt sie in der Freiraumgestaltung eine wesentliche Rolle. Dennoch ist an der Würm nicht alles machbar, wie aus einer Antwort des Baureferats auf fünf Anträge von Stadträten hervorgeht, die zum Teil auch in den Bezirksausschüssen Pasing-Obermenzing und Allach-Untermenzing vertreten sind. Sie hatten in den vergangenen zwei Jahren Verbesserungen zur Erholung und ökologische Aufwertungen bis hin zu einem Masterplan für die Würmauen gefordert.

Was das Erstellen eines Masterplans betrifft, der, unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes, die Aufenthaltsqualität steigern und Bereiche für eine naturnahe Gestaltung vorsehen soll, verweist das Baureferat in seiner Stellungnahme auf ein eigenes Struktur- und Maßnahmenkonzept aus dem Jahr 2005. Es beinhaltet Ziele und Leitbilder für die einzelnen Flussabschnitte, konnte aber so nie umgesetzt werden. Grund dafür war ein Ergänzungsantrag im Stadtrat, wonach noch die Kosten für die Maßnahmen hinterlegt werden sollten. Doch weil die Stadt nicht über alle notwendigen Flächen verfügte, deshalb die Umsetzung zeitlich nicht absehbar war, konnte die Behörde auch nicht mit konkreten Kosten aufwarten.

Erholung pur bietet die Würm zwischen dem Pippinger Kircherl und der Blutenburg. (Foto: Stephan Rumpf)

Seitdem aber hat das Baureferat zum Teil in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt München einiges realisiert - vom Neubau einer Fitnessanlage im öffentlichen Grün an der Servetstraße über die Renaturierung der Würm samt Ausbau eines Seitenarms an der Mergenthalerstraße, ein Pflegekonzept für den Pasinger Stadtpark bis hin zur Renaturierung des ehemaligen Allacher Sommerbads. Derzeit prüft das Baureferat auf Antrag des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing unter anderem, ob im Stadtpark ein Fitness-Parcours angelegt werden kann. Auch das Wasserwirtschaftsamt München als technische Fachbehörde für den Vollzug wasserwirtschaftlicher Aufgaben plant ökologische Aufwertungen, für die das Baureferat derzeit prüft, welche städtischen Grundstücke dafür zur Verfügung gestellt werden könnten.

Nicht machbar ist dagegen ein beantragter zusätzlicher Flussarm südwestlich von Schloss Blutenburg. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung als Grundstückseigentümerin und das Wasserwirtschaftsamt begründen dies damit, dass die Freiflächen zwischen Pippinger Straße und Fluss durchweg tiefer als der Wasserspiegel der Würm lägen. Zudem dienten sie als Auffang- und Rückhaltebecken bei Hochwasser. Um einen Seitenarm anzulegen bräuchte er Hochwasserdämme, die in Höhe und Ausformung dem Damm des Hauptflusses gleichkämen. Dies würde den Aufwand weder aus grünplanerischer noch ökologischer und wasserwirtschaftlicher Sicht rechtfertigen.

Doch ein zusätzlicher Flussarm in dem Gebiet südwestlich der Blutenburg oder die Anlage von Altwasser ist aus vielerlei Gründen nicht machbar. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch die Anlage von Altwasser in diesem Bereich sehen die Behörden kritisch: Dafür müsste nicht nur das Würmufer auch zulasten des Gehölzsaums geöffnet werden, um breitflächig Wasser in die Wiesenfläche zu leiten. Um Wasser anstauen zu können, wäre es auch nötig, den Boden großflächig abzudichten, da der Untergrund sehr durchlässig sei. Doch bei übertretendem Hochwasser wäre eine solche Abdichtung kontraproduktiv. Um dennoch den Artenreichtum zu erhöhen und die Wiesenfläche ökologisch aufzuwerten hat die Schlösser- und Seenverwaltung in Aussicht gestellt, sie mehr der Natur überlassen zu wollen.

Schwierig wird es auch, die Grünfläche zwischen Würm und Behringstraße in Höhe der Naßlstraße etwa mit ruhigen Fischwasserbereichen zu verbessern. Dafür müsste der Weg in der Grünanlage verlegt werden, was wegen des schützenswerten Baumbestands nur in zwei kurzen Abschnitten möglich sei, erläutert das Baureferat. Und verschmälere man die Grünfläche für Wasserbereiche, würde der Höhenunterschied zwischen dem Würmufer und der ansteigenden Behringstraße noch höher ausfallen.

Das idyllische Bild soll nicht gestört werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine Rasenböschung reiche dann nicht mehr aus, der Hang müsste auch baulich abgesichert werden. Laut dem Wasserwirtschaftsamt wäre wegen der schnellen Strömung auch kein gefahrloses Planschen in der Nähe möglich. Beide wollen aber noch gemeinsam prüfen, welche Maßnahmen unter Berücksichtigung des Sicherheitsaspekts doch noch möglich sind.

In dem für Spaziergänger, Freizeitsportler und Radfahrer beliebten ausgeweiteten Landschaftsraum zwischen dem Obermenzinger Dorfkern und der Von-Kahr-Straße sollen vom kommenden Jahr an zusätzliche Sitzangebote oder Tisch-Bank-Kombinationen die Aufenthaltsqualität erhöhen. Auch soll auf dem Bolzplatz an der Mergenthalerstraße ein Beachvolleyballfeld errichtet werden, um das Spiel- und Sportangebot an der Würm zu erhöhen.

© SZ vom 29.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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