Landtagswahl:Land unter nach Unterländer

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CSU-Abgeordneter spaltet mit seinem Rückzug die Partei

Von Heiner Effern

Die Nachricht klingt für viele CSU-Anhänger erst einmal traurig, der Sprengstoff darin ist aus den bloßen Worten nicht zu erahnen: Joachim Unterländer, einer der profiliertesten Sozialpolitiker Bayerns, zieht sich 2018 aus dem Landtag zurück. Das gab er am Donnerstagabend in einer Sitzung seines Kreisvorstands im Münchner Nordwesten bekannt. Nach einer sehr intensiven Abwägung habe er "eine 51:49-Entscheidung" getroffen, nicht mehr zu kandidieren, teilte Unterländer, am Morgen danach in einem Schreiben mit. Das löste einerseits großes Bedauern in seiner Partei aus, gleichzeitig aber auch den wohl verbissensten Kampf in der Münchner CSU um ein Landtagsmandat bei der Wahl 2018. Die Abgeordnete Mechthilde Wittmann erklärte in der Sitzung am Donnerstag, dass sie die Nachfolge von Unterländer antreten will. Die Münchner CSU-Spitze will das mit allen Mitteln verhindern.

Offiziell sagt das natürlich niemand so. Der Münchner Bezirkschef Ludwig Spaenle findet in einer kurzen Nachricht warme Worte für Unterländer. "Mit niemandem bin ich so lange politisch unterwegs - wir sind beide Mitglieder des Landtags im 24. Jahr. Ich schätze ihn äußerst und bedauere seine Entscheidung, stehe ihr aber natürlich mit Respekt gegenüber", schreibt er. Auf die Frage nach der Nachfolge geht er nicht ein. Auch der Kreisvorsitzende Max Straßer bedauert den Rückzug von Unterländer. Zur Kandidatur Wittmanns sagt er nur, dass er sie registriert habe. Eine Direktive von der Münchner Parteispitze sei kein Thema. "Der Kreisverband wird eigenverantwortlich entscheiden. Die Basis ist selbstbewusst und sucht sich den oder die Richtige aus", sagte er am Freitag.

Mechthilde Wittman absolviert gerade ihre erste Amtsperiode im Landtag. Bei Ministerpräsident Horst Seehofer ist sie geschätzt, ihr wurde im Juli die Leitung des Untersuchungsausschusses zum Lebensmittelskandal um Eier aus Bayern übertragen. In der Münchner Parteispitze ist sie ungelitten, sie wird als egoistische und rücksichtslose Karrieristin dargestellt. Kritiker von Spaenle und seinem Vize Georg Eisenreich sehen den Grund eher im Kampf um Macht und Posten im Kabinett. Sie erkennen eine klare Strategie, um Wittmann loszuwerden. In ihrem jetzige Stimmkreis Milbertshofen verdrängte sie die Stadträtin Evelyne Menges. Den Kreisvorsitz im Nordwesten schnappte ihr Max Straßer überraschend weg. Den hätte Wittman auch gerne übernommen und auch gut gebrauchen können, um doch noch in Moosach für den Landtag zu kandidieren; im Falle von Unterländers Rückzug.

Den hat dieser nun erklärt, das Prozedere für seine Nachfolge wurde schon geklärt. Bis 6. Januar sollen sich Interessenten für die Landtagskandidatur melden, im März oder spätestens Anfang April soll die Aufstellungsversammlung sein. Mechthilde Wittmann bestätigte, dass sie antreten wird. "Ich habe hohen Respekt vor der politischen Leistung von Joachim Unterländer. Es wäre mir eine Ehre und Freude, seine Nachfolge antreten zu dürfen", sagte sie am Freitag. Offen stark gemacht für sie hat sich in der Sitzung der Europa-Abgeordnete Bernd Posselt. "Sie hat sich als stellvertretende Kreisvorsitzende und auch durch ihre gute Arbeit im Landtag bewährt", sagte er.

Auch Unterländer selbst machte am Donnerstag in der Sitzung und am Freitag auf Nachfrage kein Geheimnis daraus, dass er persönlich bei allem Respekt vor der Basis "eine Präferenz für die Kollegin Wittmann" habe. Im übrigen versprach er, sein letztes Jahr im Landtag noch mit vollem Einsatz für sein Thema, das Soziale, zu absolvieren. Der Zuspruch seiner Partei ist ihm dabei Motivation. "Es tut gut zu bemerken, dass man nicht alles falsch gemacht hat in den letzten 24 Jahren."

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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