Wüst GmbH:Hachinger Firma gerettet

Unter seiner Ägide ging das Unterhachinger Familienunternehmen Wüst in die Insolvenz, Walter R. saß wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft. Jetzt ist das Unternehmen gerettet.

Tom Soyer

Ein unterfränkisches Unternehmen hat das insolvente Unterhachinger Familienunternehmen Wüst GmbH & Co. KG mit allen 33 Mitarbeitern übernommen. Wie der Münchner Insolvenzverwalter Axel Bierbach am Mittwoch bekannt gab, hat die in Helmstadt (Landkreis Würzburg) beheimatete Firma Jurchen Technology GmbH den Unterhachinger Betrieb gekauft. Der Gläubigerausschuss hatte diesem Verkauf zuvor zugestimmt, der Vertrag wurde gestern unterzeichnet.

Einziger Wermutstropfen für die komplett übernommene Belegschaft: Die neu gegründete Tochtergesellschaft des unterfränkischen Herstellers und Großhändlers für Photovoltaik-Systemkomponenten, die sich "Wüst Technology GmbH" nennt, wird nach Straßlach umziehen und dort in den Räumen einer ehemaligen Kunststoffspritzerei den Betrieb aufnehmen. Nur dort sei es möglich, die Produktionskapazitäten voll auszulasten und Zuwächse zu erzielen, erläuterte Rechtsanwalt Bierbach. Als Insolvenzverwalter präsentierte er seinen raschen Verkaufserfolg nicht ohne Stolz, zudem habe er trotz des Insolvenzverfahrens mit den Mitarbeitern das Unternehmen stabilisiert "und sogar erhöhte Auftragsvolumen erzielt".

Nun werde der bayerische Investor die Firma für Werkzeugbau und Kunststofftechnik strategisch neu ausrichten und "insbesondere den Vertrieb" neu ordnen. Zu den Wüst-Kunden zählten bislang vor allem eine Tochter der Siemens AG, aber auch weitere international tätige Firmengruppen wie Epcos, Triax, Avago und Infineon.

Die Wüst GmbH war wegen "Missmanagements des ehemaligen Geschäftsführers" insolvent geworden, skizziert Bierbach in seiner Erklärung. Mit dem "Missmanagement" befasst sich längst die Justiz: Geschäftsführer Walter R., bekannt als Funktionär des TSV 1860 München und bis vor kurzem noch Mitglied des Unterhachinger Gemeinderats, saß im Juni zwei Wochen wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft. Strafbare Handlungen im Zusammenhang mit einem Finanzierungsgeschäft für seine Firma räumte er inzwischen ein.

© SZ vom 02.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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