Wirtschaftspolitik:Beim nächsten Global Player wird alles besser

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Auf die Ansiedlungswünsche von Krauss-Maffei war Eching nicht vorbereitet. Das soll nicht mehr passieren

Von Klaus Bachhuber, Eching/Unterschleißheim

Krauss-Maffei will sich in der Gemeinde ansiedeln und das Rathaus muss erst mal schauen, ob sich irgendwo ein Plätzchen dafür finden lässt? So eine Chance will Eching nie mehr verspielen. Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) hat angekündigt, jetzt aktiv und offensiv in die Flächenvermarktung einsteigen zu wollen. Dazu ist als neue Dimension in der Ortsentwicklung geplant, das Gewerbegebiet Ost über die Bahnlinie als bislang natürliche Grenze nach Norden zu erweitern. Mit zwei Gewerbeentwicklern mit jeweils hochkarätigen Ansiedlungsinteressenten ist Eching bereits in Kontakt.

Garching mit dem Vielberth-Park oder Unterschleißheim mit dem Business Campus haben in direkter Nachbarschaft diese Strategien vorgemacht: Ein Gewerbeentwickler erschließt ein Areal auf seine Kappe und bringt als Morgengabe mindestens einen renommierten Betrieb mit Strahlkraft und relevanter Gewerbesteuerveranlagung mit. In Eching hingegen galt zuletzt 18 Jahre lang das Gebot der Bestandspflege als höchste Ambition kommunaler Wirtschaftsförderung.

Die mögliche Ansiedlung von Krauss-Maffei, eine Jahrhundertchance für den Ort, sei schlussendlich "an Grundstückspreis und Verfügbarkeit gescheitert", sagt der Bürgermeister. Und es sei absehbar, "dass wir noch öfter daran scheitern werden". Daher werde Eching nun Wirtschaftsansiedlung "aktiv angehen", betont Thaler. Als symbolischen Einstieg in diese neue Ausrichtung und zur tatkräftigen Umsetzung startet das Rathaus im neuen Jahr die Stellensuche für eine Kraft zur Wirtschaftsförderung innerhalb der Gemeindeverwaltung.

Aber inhaltlich ist die Gemeinde schon weiter. Mit zwei Gewerbeentwicklern sei man in konkretem Kontakt, berichtet Thaler, beide hätten "einige Anker-Firmen präsentiert". Im Gemeinderat sei hinter verschlossenen Türen schon die grundsätzliche Bereitschaft signalisiert worden, die bisherigen Schranken des Gewerbegebietes Ost überspringen zu wollen und das Areal nach Norden zu erweitern.

Seit Bürgermeister Paul Käsmaier Anfang der Sechzigerjahre in einem für die Echinger Ortsgeschichte legendären Akt nach London geflogen war und die Ansiedlung von Avon aushandelte und seit 1974 das damals unbekannte schwedische Möbelhaus Ikea hier seinen ersten Markt in Deutschland eröffnete, ist das Echinger Gewerbegebiet Ost die Mutter aller derartigen Gewerbekonglomerate. Die Grenzen waren mit dem Lineal gezogen: Die A 9 im Westen, die Staatsstraße Richtung Neufahrn und Erding im Süden, die Bahnlinie im Norden. Im Osten setzte sich dieses Gewerberechteck jenseits der Oskar-von-Miller-Straße auf einen Streifen Neufahrner Grund fort bis zu der durch die Christl-Kranz-Straße markierten Grenze der Wohnbebauung in der Nachbargemeinde.

Während jenseits der südlichen Gebietsgrenze die Echinger Lohe als Naturschutzgebiet von europäischem Rang den Eingang zur Heidelandschaft markiert, steht einem Ausgriff nach Norden formal wenig entgegen. Die 92 parallel zur Bahnlinie wartet dort als nächste gegebene Grenze. Vorerst will die Gemeinde aber maximal die halbe Distanz zwischen Bahn und A 92 ins Visier nehmen. Rund 45 Hektar Fläche könnten so erschlossen werden, skizziert der Bürgermeister. Bei den Grundeigentümern sei die Bereitschaft, ihre Flächen einzubringen, "größtenteils gegeben". Die Gemeinde will für potenzielle Gewerbeflächen jetzt ein System von Vorverträgen auflegen, sodass bei Anfragen schnell gehandelt werden könnte.

Krauss-Maffei wollte sich zunächst im Winkel zwischen A 92 und B 13 bei der Anschlussstelle Unterschleißheim ansiedeln, die noch nie für eine Bebauung vorgesehen war. Und als das gescheitert war, im Gewerbegebiet Ost, wo aber eben der Flächenbedarf erst verhandelt und erschlossen werden hätte müssen.

Wen genau Eching für eventuelle Ansiedlungen schon an der Angel hätte, ist noch geheime Kommandosache. Die neue Sparte Elektromobilität von BMW ist schon in den Business Campus Unterschleißheim gezogen, Krauss-Maffei geht wohl nach Parsdorf. So große Fische wird Eching so schnell wohl nicht mehr an Land ziehen.

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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