Wirtschaftsforum:Torten im Netz

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Zahlreiche wichtige Persönlichkeiten aus der Wirtschaft hatte die Wirtschaftsförderin der Gemeinde Neubiberg, Lena Dorn, zum Treffen bei Infineon bewegen können. (Foto: Claus Schunk)

Beim Wirtschaftsforum in Neubiberg wird die Bedeutung der Breitbandversorgung deutlich

Von Angela Boschert, Neubiberg

Fachkräftemangel, Mobilität und die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt waren die Hauptthemen beim ersten Neubiberger Wirtschaftsforum, das am Donnerstagabend auf Einladung der Gemeinde Neubiberg bei Infineon Technologies stattfand. Unter dem Motto "Fortschritt miteinander leben" berichteten namhafte Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft über "Die Herausforderung der Wirtschaft in der Zukunft".

Zum Wirtschaftsforum war es gekommen, weil sich die Gemeinde Neubiberg einerseits als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort sieht - genannt wird auf der Homepage die Kombination aus zahlreichen Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben (Tradition), High-Tech- und IT-Unternehmen (Innovation) und die Nähe zu Wissenschaft und Forschung (Universität der Bundeswehr) sowie "eine hervorragende Verkehrsanbindung" - sich andererseits aber bewusst ist, dass sie Gewerbe halten und neues anlocken muss. Daher soll Lena Dorn, die seit Mai 2017 als Wirtschaftsförderin angestellt ist, auch den regelmäßigen und konstruktiven Kontakt zwischen ortsansässigen Unternehmen, Politik und Verwaltung fördern.

Ihr gelang es zum einen, das erste Wirtschaftsforum der Gemeinde am Campeon, dem Sitz der Konzernzentrale von Infineon in Unterbiberg, zu platzieren. Zum zweiten konnte sie mit leitenden Führungskräften von Infineon, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Metropolregion München und dem Prodekan der Universität der Bundeswehr (UniBW) hochkarätige Persönlichkeiten zu einer Podiumsdiskussion versammeln, die von Axel Schaffer, Professor für Wandel und Nachhaltigkeit an der UniBW, geleitet wurde.

In der Podiumsdiskussion unter dem Motto "Die Herausforderung der Wirtschaft in der Zukunft" sagte Eva Krumme, stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins Europäische Metropolregion München, die Erreichbarkeit und die Digitalisierung seien Kernaufgaben der Zukunft. Ein Metropolmitglied aus Penzberg habe gefragt, wie es Mitarbeiter in den ländlichen Raum bringen könne. Franz Xaver Peteranderl, der Präsident der Handwerkskammer München und Oberbayern, betonte, jegliche Handwerksunternehmen müssten für Kunden erreichbar sein und bräuchten eine Breitbandanbindung. Beides fehle gerade in ländlichen Regionen noch. "Selbst ein kleiner Bäcker muss heute online Torten anbieten können", bekräftigte er. Er vertrete aber nicht nur kleine Betriebe, sondern beispielsweise auch einen Alleinhersteller von Farbpigmenten, die bei der Restaurierung von Kunstwerken weltweit eingesetzt und geliefert werden.

Auch Tina Emslander von der IHK für München und Oberbayern, sieht die Digitalisierung als Trend, der sich für alle Branchen abzeichne und zugleich Chancen wie etwa Telearbeit biete. Auch für Industrie und Handel sei die größte Herausforderung, die Mobilität, also die Erreichbarkeit der Unternehmen, zu gewährleisten. Dominik Asam, Noch-Finanzvorstand bei Infineon - er wird im April 2019 als CFO zum Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus SE wechseln - sorgte sich, ob die Globalisierung zurück gedreht werde. Dann könne der Wirtschaftsboom nicht anhalten.

Mehrfach sprachen die Diskussionsteilnehmer die Herausforderung an, Facharbeitskräfte zu halten und zu finden. Asam und der Campeon-Betriebsleiter Ralf Memmel hatten bereits ausführlich das Unternehmen Infineon vorgestellt und ihre "Arbeitswelt im Grünen" mit Angeboten wie Geschäften, Kinderbetreuung und einem "sehr beliebten Sportprogramm" gezeigt. Stefan Brunthaler, Prodekan der Fakultät für Informatik der UniBW, sagte, für den Bereich IT und IT-Sicherheit müsse die naturwissenschaftliche Ausbildung an Schulen intensiver betrieben werden. Sein Wunsch sei, "die Jugend von frühauf an die Informationstechnik heranzuführen statt auf Fachkräfte mit Migrationshintergrund zurückzugreifen". Die IHK-Expertin für Standort, Mobilität, Umwelt, Emslander, bemerkte, die aktuellen Zahlen zeigten, dass Nachwuchs durch Ausbildung rekrutiert werde. Man werde aber trotzdem Fachkräfte aus dem Ausland brauchen. Als "sehr guten Auftakt" beurteilte der Neubiberger Wirtschaftsreferent Michael Jäger (CSU) das erste Wirtschaftsforum.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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