Wahlkampf:Plakate kleben nach Ansage

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Bernhard Senft hat mit einem kleinen Team alle Wahlplakate selbst in 29 Orten aufgehängt. (Foto: Johannes Simon)

Jede der 29 Landkreiskommunen hat ihre eigene Verordnung

Von Claudia Wessel, Landkreis

Der Landkreis München umfasst 29 Städte und Gemeinden, die allesamt zum Wahlkreis 221, München-Land, gehören. Bernhard Senft, 25, tritt hier als Direktkandidat für "Die Partei" an. Das Aufstellen der Wahlplakate muss die "Kleinstpartei", wie er selbst sie nennt, mit einem Budget von 1000 Euro bewerkstelligen. "Wir sind zu sechst oder siebt", sagt er. Das Kleben der Plakate wird auf diese Leute verteilt.

Dazu müssen diese aber wissen, wo und wie sie in dem jeweiligen Ort das Konterfei des 25-Jährigen anbringen dürfen. Um die jeweiligen und oftmals sehr unterschiedlichen Plakatierungsverordnungen zu erhalten, muss zuerst einmal jedes einzelne Ordnungsamt angeschrieben werden. "Das Nervige ist dann mein armer E-Mail-Briefkasten", sagt Senft. Denn der ist voll mit 29 Verordnungen. Diese müssen zunächst gelesen und bei der Aufteilung der Gemeinden und Städte auf die sechs Plakatkleber müssen die passenden E-Mails an die richtigen Leute weitergeleitet werden. Eine banale, aber zeitraubende Tätigkeit.

Merken kann sich keiner all die kleinen Unterschiede, deshalb muss man mit den Notizen oder dem Smartphone losziehen, um alle Regeln dabei zu haben. Ein Problem ist auch, dass nicht immer alle Infos rechtzeitig ankommen. "Von Aschheim hatte ich keinen Belegungsplan ihrer Plakatwand erhalten, da haben wir uns einfach mal oben links eingecheckt", sagt Senft. In Taufkirchen richte sich die Belegung der aktuellen Plakatwand nach den Ergebnissen bei der vergangenen Bundestagswahl, so Senft. "Da ist für uns kein Platz mehr, denn es passen nur acht Parteien auf die kleine Wand." Allerdings wäre es erlaubt gewesen, einen Plakatständer daneben aufzubauen.

Ohnehin ist es für das kleine Team und das kleine Budget ausgeschlossen, in allen Kommunen zu plakatieren - und auch nicht an allen Stellen. So etwa habe Gräfelfing 44 Plakatwände, das war nicht zu schaffen. "Da ist uns der Kleister ausgegangen." In Grünwald dagegen sind es nur zwölf. "Da mussten wir auch unbedingt hin", sagt Senft mit der parteieigenen Satire. "Da sind viele reiche Leute, die müssen wir unbedingt erschrecken." In Aying steht in der Verordnung, dass nur wiederverwendbare Materialien benutzt werden dürfen. Das ist allerdings für Senft und sein Team kein Problem, denn die Hohlkammerplakate aus Plastik können sie sich ohnehin nicht leisten. In Ottobrunn gibt es laut Senft am wenigsten Vorschriften. "Das ist der wilde Westen", sagt er.

Auch Katinka Burz, Direktkandidatin der Linken, findet als Selbstplakatiererin mit einem kleinen Team die vielen verschiedenen Verordnungen schwierig. All die Verordnungen zusammen zu sammeln, hat ihr eine Helferin abgenommen. Für die nächsten Wahlen hat Burz einen Verbesserungsvorschlag: Alle Plakatierungsverordnungen sollten auf einer Website gesammelt werden. In Feldkirchen etwa sind zehn Orte an Straßenecken aufgeführt, in Brunnthal gibt es nur zwei Tafeln. Sofern es keine Information über die genaue Stelle zum Abringen gibt, macht sie es so: "Ich kleb' immer links."

© SZ vom 28.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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