Wachstumsregion:Mehr Kinder und mehr Alte

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Eine Bevölkerungsprognose sagt Unterhaching bis 2030 einen Anstieg auf fast 29 000 Einwohner voraus. Vor allem die Zahl der Minderjährigen wird kräftig zulegen, sodass Kitas und Schulen ausgebaut werden müssen. Aber auch die Gruppe der Hochbetagten wird größer

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Was es bedeutet, Bürgermeister in einer Boomregion zu sein, merkt Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) jedes Jahr aufs Neue, wenn die Anmeldungen für die Kindergartenplätze im Rathaus abgegeben werden. Prognosen des zukünftigen Bedarfs gelten als schwierig, die Berechnung der Entwicklung der Einwohnerzahl ist eine komplizierte Aufgabe. Doch will die Gemeinde an der südöstlichen Grenze zu München nicht im Nebel stochern, wenn sie die Zukunft plant und hat auf Antrag von CSU und Grünen sowie des mittlerweile zur FDP gewechselten Florian Riegel vor gut einem Jahr eine solche Bedarfsprognose in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nun vor und Panzer kann insofern aufatmen, da ihm der Bericht der Experten von Bre-Büro für räumliche Entwicklung in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch attestierte, dass die Gemeinde zumindest im Kindergarten- und Krippenbereich auf dem richtigen Weg ist. Nachbessern muss sie allerdings in der Betreuung der Grundschüler und der Pflege der Senioren.

Unterhaching wächst wie der gesamte Landkreis München weiter. Zwischen 2013 und 2017 ist die Bevölkerungszahl in der Gemeinde um fast acht Prozent nach oben gegangen, 27 354 Einwohner zählt man hier inzwischen, Personen mit Zweitwohnsitz eingerechnet. Bis 2030 werden es laut dem Gutachten noch einmal 5,5 Prozent mehr werden. Heike Pethe, die die Analyse erstellt hat, notiert für die Zukunft 28 865 Unterhachinger. Insbesondere die Zahl der Kinder wird weiter steigen, 800 zusätzliche Unterhachinger im Alter von null bis 17 Jahren wird es in elf Jahren geben, das ist ein Zuwachs von 18,9 Prozent. Vor allem die Gruppe der Zehn- bis 14-Jährigen wird stärker (+35 Prozent), aber auch bei den Sechs- bis Neunjährigen geht Pethe von einem Anstieg um 20 Prozent aus. Die Zahl der Kinder im Krippenalter wird noch bis 2021 wachsen und dann wieder etwas zurückgehen. Die Kindergartenkinder werden 2024 mit 890 Buben und Mädchen den Höchststand erreichen.

Dass in Unterhaching überwiegend junge Familien zuziehen, ist bekannt. Nun wurde aber durch umfangreiche Zuarbeit aus der Bauabteilung jedes einzelne Flurstück der Gemeinde auf sein Potenzial hin bewertet. Es galt zu ermitteln: Wo gibt es Neubauten, wo könnte eine Nachverdichtung stattfinden und wie viele Menschen würden dort zuziehen? Klar wurde, dass vor allem der Sprengel der Grund- und Mittelschule am Sportpark einen deutlichen Einwohnerzuwachs bekommen wird, nämlich 1 185 Leute mehr. Im Sprengel der Grundschule an der Jahnstraße geht die Zahl um 335 Einwohner nach oben.

Nach dieser Prognose stehen mit den Ausbauplänen am Oberweg sowohl in den Krippen als auch in den Kindergärten genügend Plätze zur Verfügung. In den Grundschulen hingegen wird es noch enger als es jetzt schon ist. 32 Klassenzimmer gibt es derzeit an der Grund- und Mittelschule am Sportpark, 39 bräuchte man im Jahr 2025, wenn man von 25 Kindern pro Klasse ausgeht. Bleibt es bei 28 pro Grundschulklasse und 30 pro Mittelschulklasse, käme man mit 36 Räumen aus. Auch an der Jahnstraße müssten die 22 Klassenzimmer auf 24 erweitert werden. Die Gemeinde wird sich demnach auf eine Erweiterung der Schule am Sportpark einstellen müssen. "Wir werden das angehen, sobald das Kinderhaus am Oberweg fertig ist", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl und betont, dass dies mit dem Umzug der Schule von der Fasanenstraße auf die Stumpfwiese bereits als Option mitbedacht worden sei. Ins Auge gefasst hat die Gemeinde für die Erhöhung der Kapazität den Parkplatz gegenüber dem Schulhaus. Hier könnte ein zusätzliches Gebäude entstehen, erläutert Hötzl. Zudem muss die Mittagsbetreuung ausgebaut werden.

Auch die Altersstruktur der Senioren über 65 Jahre wird sich ändern, die Gruppe, die auf Pflege angewiesen ist, wird größer. Insbesondere werden mehr Hochbetagte über 85 Jahre in Unterhaching leben. 108 Pflegebedürftige wurden 2017 ambulant versorgt, 2030 sollen es 125 sein. In den drei stationären Pflegeheimen sind 258 Personen untergebracht, davon stammen 64 aus Unterhaching. Diese Zahl wird auf 80 anwachsen. Für deren Betreuung würden die vorhandenen Plätze ausreichen, heißt es in der Studie.

Georg Thurnes (parteifrei) bezweifelt die Prognose für den Pflegebedarf. "Ich glaube, dass die Menschen länger leben werden und 2030 kommen die Babyboomer hinzu. So schnell können wir gar nicht Pflegeplätze schaffen", befürchtet er. Auch Monika Kormann-Lassas (SPD) ist der Ansicht, dass "neue und bedarfsgerechte Betreuungs- und Pflegekonzepte entwickelt werden müssen". Bürgermeister Panzer versprach, beim Thema Pflege "alle guten Vorschläge aufzunehmen". Insgesamt ist er mit den Ergebnissen des Gutachtens zufrieden. "Es zeigt, dass wir in der Vergangenheit durchaus richtig geplant haben", sagte er, "wir müssen nur in Nuancen nacharbeiten".

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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