Vorausgeschaut:Das Herzstück hat Risse

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Aschheims Gemeinderäte müssen entscheiden, ob das Rathaus umfassend saniert oder gar abgerissen wird. Ein Neubau käme deutlich teurer als eine Modernisierung - würde den Mitarbeitern aber wohl deutlich mehr Platz bieten

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Sanierung oder Neubau, das ist die große Frage, über welche die Aschheimer sich in den kommenden Wochen einigen müssen. Das Rathaus, Sitz der Verwaltung und damit ein Herzstück der Gemeinde, ist nicht mehr standfest und muss in diesem Jahr womöglich weichen, zumindest aber umfassend ertüchtigt werden. Wie genau der Zustand des Gebäudes zu beurteilen ist, darüber werden Architekten, Brandschutztechniker und Bürgermeister die Aschheimer bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 17. Januar, im Kulturellen Gebäude aufklären.

Fest steht, dass es mit einer kleineren Schönheitsoperation nicht getan sein wird. Nach langen Abwägungen haben die Mitglieder des Gemeinderats bei ihrer Klausurtagung im vergangenen Jahr beschlossen, die Bürger zunächst umfassend die Meinung der Experten hören zu lassen, bevor das Gremium dann im Frühjahr entscheiden wird, in welche Richtung es gehen soll. Er habe eigentlich nicht vorgehabt, in seiner ersten Amtsperiode das Rathaus abzureißen, sagt Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU).

Bürgermeister Thomas Glashauser musste sein Büro bereits räumen. (Foto: Claus Schunk)

Dass dies überhaupt eine Option sein könnte, damit hatte wohl keiner der Beteiligten gerechnet, als die Aschheimer Kommunalpolitiker Anfang des vergangenen Jahres beschlossen hatten, das mehr als hundert Jahre alte Gebäude mit einem Außenaufzug barrierefrei zugänglich zu machen. Von neuen Fenstern war damals die Rede, außerdem sollten weitere Büroräume entstehen; die Gesamtkosten schätzte die Verwaltung auf 900 000, vielleicht eine Million Euro. Doch die Prüfung der Brandschutzexperten und Statiker brachte eine böse Überraschung zutage: Die Holzdecken im Altbau des Rathauses an der Ismaninger Straße, in dem die Gemeindeverwaltung seit 1974 nach dem Umzug der Volksschule an den Herdweg ihren Sitz hat, waren stark überbelastet. Noch im April mussten die Kämmerei, das Bürgermeistersekretariat und die Geschäftsführung den ersten Stock des Altbaus komplett räumen, glücklicherweise fand sich mit dem Partnerschaftshaus eine nahe Ausweichunterkunft.

Die Mitarbeiter haben in diesem Bereich ihre Schränke und Schreibtische bereits leer geräumt. Es drohtder Abriss. (Foto: Claus Schunk)

Nun ist die Frage, wie es weitergeht: Soll das Rathaus abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt oder lediglich hinsichtlich des Brandschutzes und der Statik soweit ertüchtigt werden, dass es für die kommenden Jahre nutzbar bleibt? Im zweiten Fall müsste die Gemeinde auf den erhofften Raumgewinn verzichten. Platz für weitere Büros zu schaffen, war aber ein erklärtes Ziel von Bürgermeister Glashauser. Schließlich wachse die Zahl der Rathausmitarbeiter mit der Zunahme der Verwaltungsaufgaben und dem Bevölkerungsanstieg stetig an, gibt er zu bedenken. Die Alternative wäre, das jetzige Rathaus abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Charmant an dieser Variante ist, dass die Kommune mehr Spielraum hat und das ganze Gelände neu planen könnte. Das Nebengrundstück an der Ismaninger Straße 6, auf dem bislang ein Wohnhaus mit Carport steht, hat die Gemeinde inzwischen gekauft, es bestünde also die Möglichkeit, sich nach Osten hin zu erweitern - durch einen zusätzlichen Anbau oder ein komplett neues, größeres Gebäude. Auch eine neue Tiefgarage könnte unter dem Rathausneubau entstehen, die sowohl die Verwaltungsmitarbeiter als auch Aschheimer Bürger nutzen könnten.

Für welche Variante die Entscheidung am Ende fällt, ist auch eine Geldfrage. Naturgemäß wäre die Variante "Sanierung" die kostengünstigste, nach ersten Schätzungen vom vergangenen Jahr käme diese wohl auf Ausgaben von etwa knapp zwei Millionen Euro, um Stahlträger und zwei Brandschutzdecken einzuziehen. Ein Neubau des bisherigen Rathauses inklusive eines Anbaus mit etwa 100 Quadratmetern auf dem erworbenen Grundstück käme deutlich teurer, mehr als 8,8 Millionen Euro veranschlagte die Gemeinde im Sommer 2018; zu addieren wären noch die Kosten für die Tiefgarage, die sich je nach deren Größe aufsummieren. Es spricht viel dafür, die erzwungene Umbausituation gleich für eine komplette Neuplanung zu nutzen. Allerdings wird diese finanzielle Auswirkungen haben auf die übrigen Bauprojekte der Gemeinde.

Welchen Weg Aschheim am Ende einschlägt, wird der Gemeinderat zu entscheiden haben. In jedem Fall sollen alle Rathausmitarbeiter wieder im selben Gebäude arbeiten und nicht wie beispielsweise in Kirchheim auf mehrere Standorte verteilt sein.

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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