Von-Braunmühl-Straße:Haar und Bezirk suchen neuen Straßennamen

Nach der Willensbekundung des Bezirks Oberbayern, die Von-Braunmühl-Straße in Haar umzubenennen, hat am Ort eine Diskussion darüber begonnen, welcher Namensgeber passend wäre. Ein Kandidat ist Gerhard Schmidt, dessen Rolle als Klinikdirektor unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg neuerdings im Gegensatz zu der seines Nachfolgers Anton Edler von Braunmühl in deutlich positiverem Licht erscheint. Auch die Heckscher-Klinik, die an der auf dem Klinikareal gelegenen Straße eine Einrichtung für schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche baut, soll einen Namen favorisieren. Jedenfalls hat laut Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) der Bezirk der Gemeinde einen Vorschlag unterbreitet. Näher darauf eingehen wollte Mederer auf Anfrage aber nicht.

Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) zufolge läuft im Rathaus bereits die Suche nach einer Lösung. Wie sie der SZ sagte, strebt sie einen mit dem Bezirk abgestimmten Vorschlag an, über den der Gemeinderat abstimmen solle. Es solle auf jeden Fall eine erwiesenermaßen unbelastete Person sein, sagte Müller. Aus dem Gemeinderat kommen unterdessen Forderungen nach einem Bezug zu Haar.

Notwendig geworden ist die Suche, weil der Bezirk den in der NS-Zeit in führender Position an der damaligen Heil- und Pflegeanstalt tätigen Braunmühl nach monatelanger Recherche nicht mehr als vorbildliche Person geehrt sehen will. An der Anstalt wurden von 1939 bis 1945 Hunderte Psychiatrie-Patienten ermordet und mehr als 2000 in Tötungsanstalten geschickt. Eine Verstrickung Braunmühls, der nach dem Krieg von 1946 bis zu seinem Tod 1957 Klinikdirektor war, ist nicht nachgewiesen. Eine Unkenntnis Braunmühls über die Euthanasiemorde in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Haar-Eglfing wird aber von vielen Seiten für wenig wahrscheinlich gehalten.

© SZ vom 23.01.2018 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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