Versammlung:Parteien rangeln um die Jugend

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"Natürlich provoziert das": SPD-Ortschef Matteo Dolce. (Foto: Claus Schunk)

SPD, FDP und Grüne laden Jungbürger ein, weil ihnen Taufkirchens Bürgermeister zu untätig ist

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Vor fünf Jahren haben die Taufkirchner in ihrer Bürgerversammlung einen Antrag von Benjamin Adjei angenommen, wonach es eine solche Veranstaltung auch für Jugendliche geben solle. Seither hat Adjei, damals noch Ortsvorsitzender der Grünen, politisch Karriere gemacht: Der 28-Jährige sitzt inzwischen im Landtag. In Sachen Jugendbeteiligung in Taufkirchen hat sich hingegen lange Zeit wenig getan. Zu wenig, finden SPD, Grüne und FDP, weshalb sie für diesen Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr zu einer Jungbürgerversammlung ins Kulturzentrum einladen.

Dies lässt sich wiederum durchaus als Affront gegen Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) verstehen. Zum einen, da derlei Versammlungen eigentlich in die Zuständigkeit des Rathauses und dessen Chef fallen; zum anderen, weil Sander seine Bemühungen in Sachen Jungbürgerbeteiligung zuletzt intensiviert hat, wie er im Oktober im Gemeinderat darlegte.

Damals berichtete der Rathauschef von einer Jungbürgerversammlung mit Erstwählern im Jugendkulturzentrum, wo er überdies eine regelmäßige Bürgermeister-Sprechstunde abhalte. Ohnehin müsse man die Beteiligung junger Menschen an der Lokalpolitik als "dauerhaften Prozess" verstehen, betonte Sander, der in der Sitzung heftige Kritik von SPD, Grünen und Freien Wählern einstecken musste.

Deren Fraktionschef Michael Lilienthal sagte zum Bürgermeister: "Sie haben an diesem Thema erkennbar kein Interesse." Derweil verwies Sander darauf, dass weitere Veranstaltungen folgen würden - etwa eine Jungbürgerversammlung in der Mittelschule, die Ende Januar stattfand. Mit den Wünschen und Anregungen, die die Neunt- und Zehntklässler an diesem Vormittag vortrugen, werde sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag, 28. März, beschäftigen, kündigt Sander an.

SPD und Grünen reicht das aber nicht, "weil diese Veranstaltungen von der Art und Weise nicht so waren, wie wir uns eine Jungbürgerversammlung vorstellen", kritisiert Grünen-Fraktionschef David Grothe. Aus diesem Grund laden die zwei Parteien nun mit der FDP zu einer eigenen Veranstaltung für 16- bis 26-Jährige ein. "Natürlich provoziert das ein bisschen", sagt SPD-Ortsvorsitzender Matteo Dolce. "Aber der Bürgermeister hatte jetzt vier Jahre Zeit, um einen Termin für eine öffentliche und für alle jungen Menschen zugängliche Jungbürgerversammlung zu setzen. Und er hatte vom Gemeinderat den klaren Auftrag dafür." Dolce wie auch Grothe betonen, dass es ihnen in erster Linie darum gehe, Jugendliche für die Politik zu begeistern und sie an politische Prozesse heranzuführen - nicht nur, aber auch im Kommunalen.

Ullrich Sander jedenfalls begrüßt nach eigenen Worten die Initiative der Parteien: "Aus meiner Sicht kann es nicht genug Veranstaltungen geben, um Jugendliche für Politik zu interessieren. Ich werde am Mittwoch ganz bestimmt da sein." Zwar finde er es "interessant", dass in der Einladung und auf den Plakaten von der "ersten Jungbürgerversammlung" die Rede sei, sagt Sander. "Aber das mag auch dem Wahlkampf geschuldet sein. Ich will da nicht kleinlich darauf eingehen. Wichtig ist doch vor allem, dass wir die jungen Leute erreichen."

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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