Verkehrszählung:Die 24 Stunden von Haar

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Möglichst viele Einwohner sollen am 18. Mai ihre Wege durch den Ort dokumentieren

Von Bernhard Lohr, Haar

Sie stehen auf der B 471, zuckeln im Schritttempo auf der B 304 und zwängen sich mit Autos und Fahrrädern auf der Leibstraße an rangierenden Fahrzeugen vorbei: Die Haarer erleben fast täglich, dass das Straßen- und Wegenetz in ihrer Gemeinde an Grenzen stößt. Und groß sind die Befürchtungen, dass alles viel schlimmer wird, wenn erst einmal die neuen Bau- und Gewerbegebiete belegt sind, von denen die Lokalpolitiker im Münchner Osten so oft reden. Nun will das Haarer Rathaus mit einem Gesamtkonzept für den Verkehr gegensteuern. Zunächst werden dafür Daten gesammelt. Die Gemeinde setzt dabei auf kräftige Unterstützung der Bürger.

So werden die Haushalte in den nächsten Tagen in ihren Briefkästen ein Anschreiben der Gemeinde und einen Fragebogen vorfinden, mit dem ermittelt werden soll, was für Wege die Haarer in ihrem Ort zurücklegen und mit welchen Fahrzeugen sie das tun. Die Idee ist, dass sich möglichst viele am Stichtag, Donnerstag, 18. Mai, von 0 bis 24 Uhr dazu Notizen machen. Auch wer zu Fuß unterwegs ist oder sein Haus gar nicht verlässt, soll mitmachen. Zudem kann sich jeder persönlich äußern - und seinen Frust über morgendliche Staus und lärmende Lkw loswerden, oder seine Befürchtungen in Bezug auf einen Schulcampus in Gronsdorf.

Über all diese Verkehrsthemen wird sehr emotional diskutiert. Nun soll es darum gehen, die Probleme gezielt anzugehen. Die Gemeinde hat das Planungsbüro Stadt, Land, Verkehr beauftragt, das Verkehrskonzept der Gemeinde fortzuschreiben. So wird es darum gehen, welcher Verkehr von Haarern verursacht wird, und wo Durchgangsverkehr Probleme bereitet. An einem nicht genannten zweiten Tag werden von beauftragten Personen Autos gezählt. "Zur Bewertung weiterer künftiger Maßnahmen ist einfach eine aktuelle Datengrundlage erforderlich", sagt Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD).

Müller hat die vor Jahren zu den Akten gelegten Pläne für eine Autobahnparallele als Entlastungsstraße zur B 471 wieder auf die Tagesordnung gebracht. Sie sucht das Gespräch mit einem Kreis benachbarter Kommunen, die Konzepte für den Münchner Osten entwickeln wollen. Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim sind mit Gemeinden aus dem Raum Ebersberg und Erding an dem Thema dran. In Haar sucht man nach Lösungen für die stark belasteten Kreuzungen der B 471 (Vockestraße) und Leibstraße zur B 304 (Wasserburger Straße). Über neue Verkehrsführungen und eine andere Anordnung von Parkplätzen auf der zentralen Einkaufsstraße, der Leibstraße selbst, wird längst geredet.

Damit die Erhebung am 18. Mai mehr als eine Momentaufnahme wird, muss in Haar noch einiges passieren. Denn gerade jetzt gibt es Baustellen, die das Bild verzerren könnten. So läuft gerade die Großbaustelle am Bahnhof. Der Zugang Nord zur Bahnsteigunterführung ist geschlossen. Wie es aus dem Rathaus heißt, könnte im besten Fall bereits bis Ende der Woche die Nottreppe fertiggestellt sein, um den Zugang zur Bahn und die zentrale fußläufige Verbindung zwischen Norden und Süden von Haar wieder zu öffnen. Spätestens Anfang nächster Woche soll es so weit sein. Weitere Einschränkungen gibt es derzeit auf der Vockestraße und auf der Leibstraße, wo die Erschließungsarbeiten für das Wohngebiet Jugendstilpark angelaufen sind. Das Ziel sei, dass bis 18. Mai die "großen Baustellen" so weit wie möglich abgeschlossen sind, heißt es aus dem Rathaus.

Die Fragebogen müssen bis Samstag, 3. Juni, an das Rathaus zurückgesendet werden. Das ist portofrei im beigefügten Umschlag möglich. Zudem lässt die Gemeinde in den großen Kindertagesstätten vom 19. Mai an Wahlurnen aufstellen, in die die Umschläge auch wandern können. Die Daten, die ohne Nennung von Namen und Hausnummern gesammelt werden, würden vertraulich behandelt, versichert das Rathaus.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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