Verkehr:"Ein Zehn-Minuten-Takt ist möglich"

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Jürgen Stanke und Thomas Kantke (von links). (Foto: Claus Schunk)

Die Initiative S 7 Ost-Plus hofft, dass der Kreistag am Donnerstag den zweigleisigen Ausbau bis Kreuzstraße auf den Weg bringt. Allerdings befürchtet man, dass wegen des zweiten Stammstreckentunnels das Geld fehlt

Von Daniela Bode, Neubiberg/Ottobrunn

Sie hat schon jetzt Beachtliches geschafft: Die Initiative S 7 Ost-Plus hat alle Bürgermeister am Ost-Außenast der S-Bahn-Linie 7 von Neubiberg, Ottobrunn, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Aying bei ihren Bestrebungen, einen zweigleisigen Ausbau zwischen Giesing und Kreuzstraße voranzutreiben, hinter sich geschart. Mittlerweile liegt der Initiative sogar die Zusage der Obersten Baubehörde vor, dass Infrastrukturmaßnahmen im Bereich der S 7 Ost im Programm Bahnausbau Region München berücksichtigt werden. Auch die bayerische Staatskanzlei hat das in Aussicht gestellt. Nun setzt die Vereinigung alle Hoffnungen in die Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Umwelt des Kreistags an diesem Donnerstag, wo über den Ausbau beraten und beschlossen werden soll. "Wir hoffen, dass der Beschluss gefasst wird, dass der Ausbau fundiert durchgeplant und eine konkrete Planung in Auftrag gegeben wird", sagt Jürgen Stanke, einer der Drahtzieher der Initiative. Das Thema habe Priorität, zumal die Idee eines zweigleisigen Ausbaus von 1972 stamme.

Die Initiative hat sich 2013 gegründet, unter anderem mit dem Ziel einer Taktverdichtung sowie des Ausbaus des Außenastes. "Sie konnten nur so weit kommen, weil sie sich fachlich so fundiert erkundigt haben", sagt der Eisenbahningenieur, auf dessen Überlegungen sich die Initiative unter anderem stützte, der aber nicht namentlich genannt werden will. Er hat mit Verkehrsplaner Thomas Kantke ein Konzept für das gesamte Münchner S-Bahnnetz ausgearbeitet, das statt auf eine zweite Stammstrecke unter anderem auf den Ausbau der Außenäste setzt. Die Mitglieder der Initiative haben viel Überzeugungsarbeit geleistet. Denn nicht jeder Bürgermeister folgte sofort ihrem Ansinnen. Ottobrunns Rathauschef Thomas Loderer (CSU) beispielsweise habe sie anfangs gar nicht empfangen, erinnert sich Stanke. Mittlerweile unterstütze auch er den S-7-Ausbau. Loderer habe angeführt, dass sich die Gemeinde die Kosten für zwei Unterführungen nicht leisten könne. Doch laut Stanke ist für die Putzbrunner Straße als Kreisstraße der Landkreis zuständig, bliebe also nur die Ottostraße. "Ob die unterführt werden muss, muss sich zeigen."

Für die Initiative gibt es keine Alternative zum Ausbau des Ost-Astes. "Es kann ja nicht mal der 20-Minuten-Takt betriebsstabil gefahren werden", sagt Kantke. Zumal auf der Linie S 3 zwischen Giesing und Taufkirchen schon lange ein Zehn-Minuten-Takt gefahren werde. "Die Ottobrunner und Neubiberger sind ja nicht Bürger zweiter Klasse", sagt der Verkehrsplaner. Immer wieder gibt es Vorschläge, den Ost-Ast nur streckenweise zweigleisig auszubauen. Die Initiative hält das nicht für sinnvoll. "Die Abstände zwischen den Bahnhöfen sind zu kurz, um das zu realisieren", erklärt der Eisenbahningenieur. Wenn sich heute zwei Züge an einem Bahnhof begegnen, laufe das nur betrieblich stabil, wenn die S-Bahn ziemlich pünktlich komme. Die Initiative hält es daher für sinnvoll, die ganze Strecke zweigleisig auszubauen, mit Ausnahme der Stationen Neuperlach Süd und Kreuzstraße. "In Neuperlach Süd spart man sich so teure Brücken", sagt Kantke. Wenn S- und U-Bahn in Neuperlach Süd gegenüber lägen, wäre das laut Stanke "charmant". "Wir haben aber erkannt, dass das Luxus wäre." Von anderen Maßnahmen wie dem Ausbau der U-Bahn hält Kantke wenig. "Für eine U-Bahn nach Ottobrunn bräuchte man keinen Goldesel, sondern einen Platinesel."

Von der zweiten Stammstrecke erwarten die Planer kaum Entlastung für die Außenäste. Die Fahrgastzahlen sind auf der Strecke nach ihren Angaben seit 1987 nahezu gleich geblieben, weil die U 5 seit 1988 Entlastung schafft. Im S-Bahngesamtnetz seien sie dagegen stark gestiegen. "Wo der Schuh drückt, das ist der Außenbereich", heißt es aus der Initiative. Sie fürchtet, dass in den kommenden Jahren alles zur Verfügung stehende Geld in den Bau des zweiten Tunnels fließt, auch weil der Freistaat die Kosten des Bundes vorfinanzieren muss. "Die nächsten 30 Jahre ist für Bayern alles blockiert", ärgert sich Kantke. Dabei sei mit einem zweiten Gleis bis Höhenkirchen-Siegertsbrunn ein Zehn-Minuten-Takt schon jetzt technisch möglich, indem man die S 1 verlängere. Diese fahre genau zehn Minuten versetzt zur S 7.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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