Veranstaltung:Alle gemeinsam

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23 000 Besucher kommen zum Zamma-Kulturfestival

Von Bernhard Lohr, Haar

Was verbindet Haar mit Freising und Garmisch-Partenkirchen? Auf den ersten Blick nicht viel. Hier die alte Bischofsstadt mit großer Historie, dort die Wintersport-Metropole von internationalem Rang. Und dazwischen Haar als junge, aufstrebende Kommune im Münchner Speckgürtel. Doch die drei Kommunen stehen in einer wunderschönen Tradition, die der Bezirk Oberbayern mit dem Zamma-Kulturfestival begründet hat. Alle zwei Jahre wird eine Kommune zur Kulturhauptstadt Oberbayerns. Nach Freising ist es Haar im Jahr 2017. Die Gemeinde erlebt von 1. bis 8. Juli unvergessene Tage. Und Garmisch-Partenkirchen wird 2019 folgen.

Dort hat vielleicht schon die ersten das Zamma-Fieber gepackt. Bei den Vorbereitungen auf das Mitmach-Festival des Bezirks kommen die Menschen zusammen, schmieden Pläne und Bündnisse, um ihre Projekte und Festival-Aktionen auf die Beine zu stellen. Es ist die Zeit, in der Menschen zusammen kommen, was den besonderen Reiz des Festivals ausmacht, das nicht zufällig "Zamma" heißt. In Haar hat das nach Überzeugung aller vorzüglich funktioniert. Bei 120 Veranstaltungen mit 1000 Aktiven werden insgesamt 23 000 Besucher gezählt. Gemessen auf die Größe Haars ein Zamma-Rekord.

Ein starkes Zeichen setzt dabei der Verein Hand-in-Hand gemeinsam mit dem Künstlerkreis. Tausende Menschen hinterlassen mit ihren Händen Abdrucke auf einer Leinwand, mit der das Rathaus im Stil des Aktionskünstlers Christo eingehüllt wird. Eröffnet wird das Kunstwerk, mit dem die Haarer symbolisch ihr Rathaus in Besitz nehmen, mit einer Spinnentanz-Performance und einem Auftritt des Bürgerchors an einem Abend, an dem die Haarer die Bahnhofstraße bei einem White-Dinner an gedeckten Tischen in einen öffentlichen Raum von zeitloser Eleganz verwandeln. Die Haarer kommen zusammen, man tauscht sich aus. Es wird diskutiert und Kultur konsumiert und von vielen werden Bühnen im Jagdfeld und auf dem großen Podium selbst bespielt, die sonst nicht die großen Auftritte haben.

Der Bezirk Oberbayern, der in Haar mit dem Isar-Amper-Klinikum seinen größten Standort hat, präsentiert sich. Es gibt viele Veranstaltungen, die überraschend viel Publikum finden - wie eine Lesung in der Dämmerung am Friedhof des Klinikums und eine Orgelführung, die auch in die Kirche Maria-Sieben-Schmerzen auf dem Klinikareal führt. Die Gemeindewerke dokumentieren Anekdoten, die Haarer Senioren aus der Ortsgeschichte erzählten und die Burschen machen Party in der Tiefgarage. 2018 und 2019 wird nicht nur Garmisch-Partenkirchen zur Zammastadt, die übrigens mit der Lech-Mangfall-Klinik ebenfalls eng mit dem Bezirk verbunden ist. Auch in Haar geht es weiter mit dem Festival, das nachhaltig wirken soll. Es wird wieder ein White Dinner geben, auch ein inklusives Festival ist denkbar.

Das prämierte Theaterprojekt Spurensuche mit Schülern des Ernst-Mach-Gymnasiums und der Mittelschule, das die Ermordung von Menschen mit Behinderung während der NS-Zeit in der Klinik behandelt, wird beim Zamma-Festival erstmals auf dem Klinikareal aufgeführt. Bereits am Dienstag, 23. Januar, ist nun eben dort im Kleinen Theater, unter der Regie von Farina Simbeck und Thomas Ritter der letzte Auftritt geplant.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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