US-Tradition in Ismaning:Putenbraten statt Truthahn

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Die Puten, die hierzulande gezüchtet werden, sind domestizierte Nachfahren des amerikanischen Truthahns. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Deutsch-Amerikanische Verein feiert Thanksgiving

Von Sophie Kobel, Ismaning

Einen ganzen Truthahn, den wünscht sich Christa Nicklas. Seit mittlerweile zehn Jahren organisiert die Münchnerin ein Thanksgiving-Essen, immer am vierten Freitag im November. "So gehört sich das, schließlich haben wir ja viele Mitglieder in den USA und wollen deren Traditionen auch pflegen", erzählt die Gründerin des Deutsch-Amerikanischen Vereins Ismaning. Als ehemalige Schulleiterin der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule in Ismaning betreute sie 30 Jahre lang Austauschschüler aus der Partnerstadt Germantown in Wisconsin. Als Nicklas schließlich in Pension ging, gründete sie noch im selben Jahr den Verein und erhält so seit zehn Jahren eine Freundschaft über zwei Kontinente.

Noch heute ist sie mehrmals im Jahr zu Besuch in den Vereinigten Staaten, vor ihrer Pensionierung arbeitete sie einige Jahre als Deutschlehrerin einer High School in Germantown. Thanksgiving hat sie dort mehrmals erlebt. "Da ist das ganze Land auf den Beinen, schließlich feiert man nicht nur mit seinen Engsten, sondern mit allen Cousinen, Tanten, Onkeln, Freunden und Nachbarn. Das ist dort ein staatlicher Feiertag, in Deutschland haben wir das so nicht", erzählt Nicklas. Umso mehr freut es sie, dass ihre "Vereinsfamilie", wie sie sagt, immer wieder ihr ganz eigenes Thanksgiving feiert. Doch einen ganzen gefüllten Truthahn, den hat es bei Nicklas Festtagsdinner noch nie gegeben. Und das, obwohl das Tier auf keinem US-amerikanischen Thanksgiving-Tisch fehlen darf. "Ehrlich gesagt, glaube ich, das liegt an den Backöfen. Die sind in den USA einfach viel größer", sagt sie.

Auch dieses Jahr sind Bekannte aus Wisconsin auf Deutschlandreise und legen in Ismaning einen Stopp ein. "Das kommt mehrmals im Jahr vor und ich freue mich jedes Mal wieder, dass der Verein nicht nur auf dem Papier existiert", sagt Nicklas. Gefeiert wird in einer bayerischen Wirtschaft, statt des gefüllten Truthahns gibt es Putenbraten. Aber abgesehen davon sei bei der gemeinsamen Feier auch alles sehr nahe dran am amerikanischen Original: "Bohnen, Erbsen, Mais, Süßkartoffeln, Cranberry-Soße und natürlich der Kürbiskuchen, so muss das sein", erklärt Nicklas bestimmt. Den amerikanischen Brauch in Deutschland zu übernehmen, darin sieht die Seniorin allerdings keinen Sinn: "Wir haben unsere Tradition und die Amerikaner haben ihre. Wir haben ja schon Halloween und den Black Friday übernommen, das reicht dann auch", sagt sie schmunzelnd.

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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