Unterschleißheim/Taufkirchen:Kreativ gegen Gewalt

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Schüler aus Unterschleißheim und Taufkirchen siegen beim Europäischen Wettbewerb.

Von Trang Dang, Unterschleißheim/Taufkirchen

"Wir sind Europa!", "Gewalt im Alltag", "Ab heute bin ich mutig" - das sind nur drei der zwölf Themen des 63. Europäischen Wettbewerbs. In diesem Jahr haben bayernweit 22 000 und bundesweit 77 000 Schüler aller Schularten und Klassenstufen hierfür Bilder gezeichnet, Texte geschrieben und Videos geschnitten.

Nun ehrte Regierungsvizepräsidentin Maria Els im Beisein von Vertretern der Europäischen Union auch 116 Sieger von 35 Schulen aus Oberbayern, darunter Kamill Lippa von der Beruflichen Oberschule aus Unterschleißheim und Valentina Tosi von der Walter-Klingenbeck-Realschule Taufkirchen.

Der älteste Schülerwettbewerb Deutschlands

Der älteste Schülerwettbewerb Deutschlands geht zurück auf den Europäischen Schultag, zu dem im Jahr 1953 das französische Unterrichtsministerium die Länder der damaligen Montan-Union, darunter Deutschland, aufrief. Der Zweck: Die Jugend für die Idee einer friedlichen, europäischen Staatengemeinschaft der Zukunft zu begeistern. Später wurde der "Europäische Schultag" in "Europäischer Wettbewerb" umbenannt.

Das Zentrum für Europäische Bildung übernimmt die Koordination, der Bundespräsident in Deutschland die Schirmherrschaft. Obwohl ursprünglich als Aufsatzwettbewerb ausgeschrieben, reichen die Schüler inzwischen multimediale Beiträge ein. Der Fachoberschüler Kamill Lippa etwa überzeugte die Jury mit seinem eineinhalbminütigen Film "Identity" zum Thema "Gewalt im Alltag". "Ich verfolge das sehr, was in England und in der Türkei passiert ist.

Im Hinblick auf die jetzige Zeit, sollte es gefördert werden, dass die Länder zusammenhalten. Ich habe meine ethischen Ansprüche an die Welt", sagt der 20 Jahre alte Schüler des Gestaltungszweigs der Fachoberschule in Unterschleißheim, der selbst deutsche und polnische Wurzeln hat.

Die Schülerin appelliert: Wähle die Liebe

Er wünscht sich nach eigenen Angaben, dass sich Grenzen in den Köpfen der Menschen auflösen, sein Film setzt sich mit Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie mit der Geschlechteridentität bei Transsexuellen auseinander. Kamill Lippa will nicht hinnehmen, dass laut einer Studie 42 Prozent der Transsexuellen Selbstmordversuche unternehmen - ausgelöst durch gesellschaftlichen Druck. Am Ende seines Filmes appelliert Lippa an die Zuschauer: "Choose love", "Wähle die Liebe". Das gehe mit dem Wettbewerbs-Leitsatz "Gemeinsam in Frieden leben" Hand in Hand, sagt Lippa.

Die Siebtklässlerin Valentina Tosi, 13, von der Realschule in Taufkirchen setzte sich in einem Bild mit dem Thema "Zivilcourage" auseinander. Es zeigt, wie sich ein Mädchen wegen eines Schulranzens gegen einen Jungen zur Wehr setzt und sagt, dass es für so etwas "schon viel Mut" brauche. Themen wie Krieg und Frieden seien nur schwer im Bild umzusetzen, sagt Valentinas Kunsterzieherin Lisa Schön. Seit vier Jahren ermuntert die Lehrerin ihre Schüler in Taufkirchen, sich im Rahmen des Wettbewerbs mit Gegenwartsproblemen auseinanderzusetzen, gerade heute, da der europäische Gedanke in Frage gestellt werde.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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