Meine Zahl:Zweisamkeit auf dem Parkett

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Tanzpaar Sylvilyn und Herbert Bauer tanzen für den Tanzsportclub Unterschleißheim in der Spitzenklasse für Senioren. (Foto: blitznicht.de/oh)

Sylvilyn und Herbert Bauer verliebten sich vor 50 Jahren beim ersten Walzer und haben das Tanzen im Ruhestand wieder entdeckt.

Von Lydia Wünsch, Unterschleißheim

Tanzen ist das schönste Hobby zu zweit. Davon sind Sylvilyn und Herbert Bauer überzeugt. Sie ist 70 Jahre alt, er 75. Und seit 2013 tanzt das Ehepaar aus Ismaning im Tanzsportclub Unterschleißheim in der Spitzenklasse für Senioren. Dafür trainieren sie fünf Mal pro Woche. Und das in ihrem Ruhestand. Oder besser Unruhestand, wie sie gerne witzeln.

Wenn sie geschmeidig über das Parkett schweben, ist das für sie die höchste Freude, aber genau das müssen sie sich immer wieder aufs Neue erarbeiten. Nicht immer läuft alles glatt, und dann gibt es Stoff für hitzige Diskussionen. "Es gibt beim Tanzen so viele Anlässe, sich zu streiten", erzählt Sylvilyn Bauer. Da ist natürlich der Leistungsdruck, aber dann sei man beim Paartanz eben sehr aufeinander angewiesen. Im Grunde verschmelze man zu einer Person. "Wie siamesische Zwillinge, an der Hüfte zusammengewachsen", sagt sie. Das ist das Schöne am Tanzen. Und das Fatale, wenn es nicht läuft. "Einmal sind wir mitten in einem Turnier umgefallen", erinnert sich die Ismaningerin und lacht. "Mein Mann lag auf dem Rücken wie ein Käfer und ich auf ihm drauf."

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Damit auf dem Parkett nichts ruckelt, haben beide ihren Teil der Verantwortung zu tragen. Als Frau, oder wie es im Tanzjargon heißt, als Dame, müsse sie die Führung erspüren und immerzu lächeln, selbst wenn sie sich mal fragt: "Was tanzt er denn jetzt?" Oder: "Wenn er nicht bald die Richtung wechselt, dreht sich mein Magen mit um." Denn die Führung liegt ganz traditionell beim Mann, beziehungsweise dem Herrn. Aber aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Und das bedeutet, blitzschnelle Entscheidungen zu treffen, um die Frau sicher über die Tanzfläche zu führen.

"Daher muss jeder dem anderen die Möglichkeit geben, Fehler zu machen", sagt die 70-Jährige. Ohne Toleranz gehe es nicht. Wie in einer guten Ehe. Vor 50 Jahren haben sich die beiden auf dem Tanzparkett lieben gelernt. Bereits nach dem ersten Walzer sei es um sie geschehen gewesen, erzählt Sylvilyn Bauer. Die Nacht darauf habe sie kein Auge zugemacht. Stattdessen den damals so populären Song "Annabelle, ach Annabelle" von Reinhard Mey auf ihrem Transistorradio gehört. Und weil sie so verliebt waren, tanzten sie weiter und fingen an, auf Turniere zu gehen. Nach nur drei Jahren folgte allerdings eine große, fast 40-jährige, Pause, in der das Paar sich um seine vier Kinder kümmerte.

Erst nachdem beide in den Ruhestand gingen, fingen sie wieder mit dem Tanzen an. Und schon bald kam der alte Ehrgeiz zurück. Sie stiegen wieder ins Turniergeschäft ein, wo sie sich von der D-Klasse bis zur Spitzenklasse tanzten. Und dort wollen sie sich auch noch eine ganze Zeitlang halten. Denn bei Tango und Quickstepp, Walzer und Cha-Cha-Cha, da lebt und liebt es sich für die zwei einfach besser.

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