Unterschleißheim:Ringen um das Einkaufszentrum

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Geschäftsleute und Kunden verlangen Antworten. Der Unterschleißheimer Bürgermeister will den Investor und die Ladenbesitzer aus dem IAZ an einen Tisch bringen. Die Zeit drängt, denn das Gebäude verfällt zusehends.

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Auf die Frage "Was kommt? Kommt was?" in Bezug auf das Isar-Amper-Einkaufszentrum (IAZ) am Rathausplatz gibt es keine konkrete Antwort. 1410 Bürger hatten sich einer Aktion der Geschäftsleute im IAZ angeschlossen und unterschrieben. Beunruhigt über Gerüchte, dass der Edeka-Laden im März schließt, fordern sie die Stadt auf, "eine klare Aussage zum IAZ und der weitergehenden Nahversorgung" zu treffen. Bei der Unterschriftenübergabe im Rathaus sagte Bürgermeister Christoph Böck (SPD), der Edeka-Laden werde wohl zunächst bleiben, "aber auch Edeka möchte eine Perspektive für das IAZ sehen. Dazu müssen sich alle einigen". Den Geschäftsleuten bot er an, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und als "Vermittler und Moderator" zu fungieren.

Das Einkaufszentrum im Herzen der Stadt ist seit vielen Jahren schon ein Ärgernis - für die Geschäftsleute genauso wie für die Bürger. Marode Bausubstanz, leer stehende Läden - alle sind sich einig, dass es saniert werden muss, vielleicht sogar ganz abgerissen. Doch bisher konnten sich die Eigentümer nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen. Ende 2015 übernahm der Investor Rock Capital Group mit Sitz in Grünwald die meisten Anteile und kaufte noch einige dazu. Nun sind nur noch drei Eigentümer übrig, und der Investor. "Trotz Ruinenhaftigkeit sind wir noch da und wir wollen auch noch da bleiben", sagte Arnold Thünker von der Buchhandlung Greindl, die zu den letzten Eigentümern zählt.

Außer der Buchhandlung ist noch der Besitzer des Fotoladens betroffen und ein Wohnungseigentümer. Thünker übergab die Unterschriften begleitet von anderen Geschäftsleuten, die wie er dringend Antworten haben wollen zur Zukunft des IAZ, und warnte: "Es entwickelt sich hier ein sozialer Brennpunkt, der unnötig ist." Einzelhandel sei ein wesentliches Element der Innenstädte. Dem Investor unterstellte er, nicht an einer Entwicklung interessiert zu sein. Er habe der Buchhandlung Angebote gemacht, "die jenseits von Gut und Böse sind".

Der Bürgermeister findet die Formulierung "sehr provokativ`".

Die anderen Geschäftsleute argumentierten ebenfalls mit der Furcht vor jahrelangem Stillstand, der Unsicherheit, weil niemand die Pläne des Investors kenne, und mit den Arbeitsplätzen, die auf dem Spiel stünden. Ralf Lachmann, dessen Frau "Bunny's Süßwaren" betreibt, sagte: "Wenn der Edeka wegfällt als Kundenmagnet, dann haben wir vermutlich in Zukunft alle Probleme." Und Friseur Denis Babic von Coiffure Velly betonte, er wolle wissen, was und wann etwas anstehe, damit er seine Planung danach richten könne. Deshalb wolle er unbedingt bei einem Treffen aller Beteiligten dabei sein.

Übergabe der Unterschriften für Erhalt des Einkaufszentrums IAZ an Bürgermeister Christoph Böck. (Foto: Robert Haas)

Der Bürgermeister nannte die Formulierung der Unterschriftenaktion "sehr provokativ", sie trage eher zur Verunsicherung bei. Er betonte, "ich will mich auf keine Seite schlagen", es handle sich hier um ein privatwirtschaftliches Geschäft. Dennoch appellierte er an die Kompromissbereitschaft von beiden Seiten. Auf die Frage, was der Investor denn jetzt wolle, sagte Böck, "diesen Plan in der Schublade gibt es im Moment nicht. Ich habe ihn noch nicht gesehen und es gibt keine Vorgespräche mit der Stadt". Auch das Thema Edeka sei noch nicht abschließend geklärt. Er habe im vergangenen Jahr interveniert, als es hieß, der Laden wolle ausziehen, und er sei zunächst geblieben. Wenn es jedoch zu keiner Einigung der Eigentümer komme, "dann werden sie das IAZ verlassen".

2017 sollen konkrete Planungen auf den Tisch kommen

Christian Lealahabumrung, Geschäftsführer von Rock Capital, sagte der SZ, er würde gerne ein "nachhaltiges, modernes Einkaufszentrum" dort schaffen. Dazu sei es aber nötig, alles in einer Hand zu bündeln, bisher habe der Investor etwa 95 Prozent. "Wenn die Situation geklärt ist, würden wir sofort loslegen." Der Investor würde dann dem Stadtrat Konzeptstudien vorlegen, "präferiert wäre ein Neubau, weil er wahrscheinlich wirtschaftlicher ist als die Sanierung". Den Vorwurf des schlechten Angebots weist Lealahabumrung von sich, "wir zahlen von mir aus auch mehr als den marktüblichen Preis", aber keine Marienplatzpreise. Der Investor habe bereits "extra Geld in die Hand genommen, nicht zu knapp", um zwei Läden in der Stadtzeile zu erwerben. Diese könnten den bisherigen Eigentümern als Alternativfläche dienen. Und für Gespräche stehe er jederzeit zur Verfügung, sagte der Geschäftsführer.

Das trifft sich mit den Vorstellungen des Bürgermeisters. Er hatte gesagt: "Mein Ziel ist es, dass wir 2017 wirklich weiterkommen und eine konkrete Planung auf den Tisch bekommen." Dazu gehören sicher auch die Pläne des Apothekers Robert Müller. Er hat sie bereits für das Postgelände vorgelegt. Seine Vorstellung: ein Ärztehaus und ein Supermarkt. Der Bürgermeister drängt jedoch auf ein Gesamtkonzept. Doch dafür müssten sich alle Beteiligten im IAZ zunächst einigen.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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