Unterschleißheim:Ganz groß im Gasgeschäft

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18 Milliarden Euro Umsatz im Jahr, weltweit 65.000 Mitarbeiter - davon 500 im Umfüllwerk in Unterschleißheim: Linde gehört zu den großen Unternehmen auch im Landkreis München. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Linde investiert 20 Millionen Euro in die Modernisierung und den Ausbau des Abfüllwerks in Unterschleißheim. Künftig sollen dort im Jahr 1,2 Millionen Flaschen bewegt werden

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die Gastanks von Linde gehören fest zum Bild des Unterschleißheimer Gewerbegebiets. Seit 1958 betreibt der Hersteller von Industrie- und Medizingasen hier ein Umfüllwerk in der Carl-von-Linde-Straße. Jetzt hat Linde eine Modernisierungsoffensive gestartet - und der Standort Unterschleißheim macht den Anfang. In eineinhalb Jahren wird er zum größten Füllwerk, das der Konzern in Deutschland betreibt.

Insgesamt beschäftigt Linde in Unterschleißheim 500 Mitarbeiter, 39 davon im Umfüllwerk. Der Rest arbeitet im örtlichen Spezialgasewerk, im Elektronikgasewerk, im Vertriebszentrum, der Wasserstofftankstelle und im Shop. In die Modernisierung des Unterschleißheimer Werks investiert Linde rund 20 Millionen Euro. Abgefüllt werden hier nicht nur Industrie- und Medizingase, sondern auch Wasserstoff, Helium und Elektronikgase.

Die Technik kennt den Lagerinhalt zu jedem Zeitpunkt

Mitte 2017 sollen sowohl der Anbau des Umfüllwerks, als auch die übrigen Modernisierungsmaßnahmen abgeschlossen sein, dann wird sich die Menge der verarbeiteten Gase am Standort Unterschleißheim verdoppeln. Pro Jahr sollen hier mehr als 750 000 Flaschen abgefüllt und 1,2 Millionen Flaschen bewegt werden, die in den Süden Deutschlands und an Auslandsgesellschaften gehen.

Während der Baumaßnahmen läuft die Produktion weiter. Das Umfüllwerk wird nicht nur größer, gleichzeitig automatisiert man auch die Füllanlagen und den Paletten-Transport auf dem Werksgelände. Außerdem ist ein vollautomatisches Hochregallager geplant. Die Technik lagert Paletten selbständig ein und kennt den Lagerinhalt zu jedem Zeitpunkt. "Was in anderen Industrien bereits Standard ist, ist für die Gase-Welt absolutes Neuland.

Die Schwierigkeit besteht darin Paletten, die bis zu 1700 Kilo wiegen können, mehrstöckig einzulagern und zu transportieren", erklärt Giuseppe Venza vom zuständigen Linde-Projektmanagement. Das Besondere sei, maximale Transparenz im Lager zu schaffen und dadurch die Durchlaufzeiten der Produkte im Werk stark zu reduzieren.

Auch Privatkunden können sich in den Shops eindecken

Für die Werksstrukturen bedeutet das laut Venza, dass man kompakter werde und auf Hoflagerflächen verzichten könne. Außerdem wird das Werk sicherer, weil die Gabelstaplertransporte, die immer eine Gefahrenquelle darstellen, minimiert werden. Die in Unterschleißheim umgesetzten technischen Neuerungen will der Konzern dann sukzessive auch in seinen anderen Füllwerken weltweit anwenden.

Die Herstellung der Gase erfolgt in Luftzerlegungsanlagen, danach kommen sie in flüssiger Form in die Umfüllwerke und werden dort verdampft und in die bekannten siloartigen Zylinder abgefüllt. Die Kunden sitzen in der Lebensmittelindustrie, in Krankenhäusern, wo Gase zum Beatmen der Patienten, zur Entfernung kranken Gewebes oder zur Beruhigung eingesetzt werden. Handwerksbetriebe nutzen Gase zum Schweißen und Schneiden.

Auch Privatkunden können sich in den Shops von Linde eindecken, mit Ballongas etwa, Propan für den Hausgrill oder Schweißgasen für die Heimwerkstatt. Größere Kunden werden beliefert, dazu starten vom Werk in der Carl-von-Linde-Straße Lastwagen, die auf ihrer Tour bis zu zehn Kunden anfahren. Weltweit erzielte die Linde-Gruppe 2015 einen Umsatz von fast 18 Milliarden Euro und ist damit eines der weltweit führenden Gase- und Engineeringunternehmen. Der Konzern beschäftigt 65 000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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