Unterschleißheim:Der nächste Pfusch am Ballhausforum

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Falsch montierte Sprinkler sind die jüngste Panne in der an Pannen reichen Geschichte der Veranstaltungs- und Sporthalle. Bürgermeister Böck spricht von einem Schildbürgerstreich

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Wie das mit dem Ballhausforum derart hat schieflaufen können, dürften sich die Unterschleißheimer Stadträte schon oft gefragt haben. Eine Antwort steht bis heute aus. Klar ist bisher: Die Liste der Baumängel an dem 2005 mit Pomp eröffneten größten Kultur-, Veranstaltungs- und Sportzentrum in der Region ist kaum noch zu überblicken und ein Ende der Probleme nicht in Sicht. Wer meinte, es wäre nicht zu toppen, was an kuriosem Pfusch zutage getreten ist, sah sich am Montag im Bauausschuss des Stadtrats eines Besseren belehrt. Viele Sprinklerköpfe der Brandschutzanlage sind falsch herum an die Decke montiert. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) sprach von einem Schildbürgerstreich.

Lachen kann über so etwas schon lange keiner mehr. Groß aufregen will man sich nach Jahren mit solchen Berichten von der Verdruss-Baustelle an der Landshuter Straße auch nicht mehr. Die Stadträte stimmten einstimmig dafür, die bereits 2020 vorgesehene Summe von 250 000 Euro, die an Mehrkosten für die Sanierung des Dachs der Einfachhalle und der Attika der Gymnastikhalle erwartet wurden, für dieses Jahr zur Verfügung zu stellen. Dazu gaben die Stadträte 118 000 Euro neu frei, um Bereiche zu sanieren, die durch eindringendes Wasser Schaden genommen haben. 3,6 Millionen Euro sind alles in allem längerfristig eingeplant.

Das Ballhausforum in Unterschleißheim ist seit Jahren eine teure Baustelle für die Stadt. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass damit sämtliche Baumängel behoben sein könnten, wollte Bürgermeister Böck ausdrücklich nicht bestätigen. Was hätte er auch anderes sagen sollen - in Kenntnis des aktuellen Sachstandsberichts aus der Bauverwaltung, der die Fortsetzung des Dramas bot, das bald nach der Eröffnung begann und seitdem fortgeschrieben wird. Bereits 2006 ließ das Landratsamt die Arena sperren, weil an den Trägern der architektonisch hochgelobten ellipsenförmigen Glaskuppelkonstruktion Risse festgestellt worden waren. Zwischenzeitlich schien alles wieder in Ordnung zu sein. Auch die Kritik an dem teuren Bau und der von Beginn an umstrittenen Vorgehensweise, das Gebäude als Private-public-Partnership mit Hilfe eines Investors errichten zu lassen, ebbte ab. Großveranstaltungen mit Hansi Hinterseer und der Ersten Allgemeinen Verunsicherung füllten ab und an sogar den großen Veranstaltungssaal, der maximal bis zu 4000 Besucher fassen kann. Gewerbeschauen lockten Tausende in das Gebäude. Das Unterschleißheimer Forum baute sein Abonnement-Programm aus und kurzzeitig sah es so aus, dass außer Volleyball bald auch hochklassiges Basketball im Ballhausforum geboten werden könnte. München Basket erwog einen Umzug.

Doch zu der nie verstummenden Kritik, dass der SV Lohhof hohe Mieten zahlen muss und doch ziemlich viel Kommerzielles in der Halle abläuft, häuften sich die Probleme mit dem Gebäude selbst. Seit 2010 waren wegen feuchter Wände und Böden schon Gutachter im Haus, um für den Investor, die Apollo Verwaltungsgesellschaft, Ansprüche zu sichern. Im Juni 2016 wurde ein Schimmelproblem konstatiert und ein erster kostspieliger Wasserschaden war zu bewältigen, der damals noch von undichten Trinkwasserleitungen herrührte. Schließlich erwies sich das Dach als Schwachstelle. Seitdem reiht sich in dem Kultur-, Veranstaltungs- und Sporttempel ein Malheur ans andere, wobei nur schwer zu durchschauen ist, wer alles betroffen ist. Das Infinity-Hotel nebenan ist mit dem Kongressbereich mit im Boot, der SV Lohhof nutzt Teile des Baus, der für Breiten- und Spitzensport ausgelegt ist und wo auch die Kegler heimisch sind. Die Kosten für die Sanierung trägt jedenfalls die Stadt. Bürgermeister Böck verwies am Montag auf ein eigens erstelltes Gutachten vom April 2020, wonach Gewährleistungsfristen abgelaufen seien.

Die für den Brandschutz montierten Sprinkler in dem Gebäude zeigen teilweise nach oben statt nach unten. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit Kurzem stehen einige Teile des Gebäudes wieder zur Verfügung. Die Arbeiten im zweiten Stock sind laut Bauverwaltung weitgehend abgeschlossen. Die Büro- und Seminarräume wurden übergeben. Die Gymnastikräume werden Ende Januar freigegeben. Im ersten Obergeschoss sind die Übernachtungsräume fertig, gleiches gilt dort für den Umkleide- und Duschbereich. Kegelbahn und Judohalle im Erdgeschoss könnten ohne die aktuellen Corona-Einschränkungen wieder genutzt werden.

Eine neue Baustelle hat sich derweil im Untergeschoss aufgetan, wo im Oktober im Kraftraum "gravierende Mängel bei der Abdichtung im Lichtgraben" festgestellt wurden. Die Abdichtung war ohne Gefälle zu den Abläufen ausgeführt worden. Regenwasser staute sich bis ins Treppenhaus. Bei der Demontage der geschlossenen Gipskartondecke im Nebenraum des Kraftraums wurden die falsch montierten Sprinklerköpfe entdeckt. In der Folge fand man das Problem auch an anderer Stelle vor. Dazu kam Ärger mit Brandschutzklappen und Lüftungsleitungen. Der "Höhepunkt" aber, sagte Bürgermeister Böck, sei die Sache mit den Sprinklerköpfen. Bisher jedenfalls.

© SZ vom 20.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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