Unterhaching:Weltjugendtag im Kleinen

Lesezeit: 2 min

Hundert Jugendliche aus Barcelona und Girona haben auf Dienstag in Unterhaching übernachtet. (Foto: Nico Brix)

Katholiken aus Katalonien kommen auf dem Weg nach Krakau in St. Korbinian vorbei

Von Nico Brix, Unterhaching

Zwei Stunden hat er diese Nacht nur geschlafen, aber dafür drei Stunden gebetet. "Das kann man ja mal machen", sagt Hartmut Benk. Er ist Physiker, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats von St. Korbinian und hat den Besuch von fast hundert Jugendlichen aus Barcelona und Girona mitorganisiert. Sie sind auf dem Weg zum katholischen Jugendtag in Krakau. Nach ihrer Ankunft in der Nacht auf Dienstag hatten sie in der Pfarrkirche eine eucharistische Anbetung begangen. "Da wird eine geweihte Hostie auf dem Altar ausgestellt. Ein Priester ist dort und die ganze Nacht wird gebetet", erklärt Benk. Kommen und gehen kann jeder, wann er möchte. Dazu wird sehr viel Musik gemacht und gesungen. Diese Nacht mal auf Spanisch, mal auf Englisch und dann wieder in Katalanisch. "Gestern haben wir eigentlich nur die Kirche gesehen. Aber die war sehr schön; sehr schlicht, aber schön", sagt Isabell McCormack aus Chicago.

Sie ist unter den Gästen, denn ihre zwei Cousinen aus Barcelona haben die 20-Jährige auf die Pilgerreise mitgenommen. Der vorherige Stopp war in der Nähe von Lyon und nun machen sie in Oberbayern für ein paar Stunden Station. In Deutschland war McCormack bisher noch nie. Ihr gefalle aber, wie alles so "europäisch" aussehe, sagt sie, nachdem sie mit den anderen den Vormittag in der Münchner Innenstadt verbracht hatte.

Entstanden ist der Kontakt mit den Pfarrgemeinden aus Spanien durch Josefine Köster. Sie ist Mitglied des Pfarrgemeinderats und in Katalonien aufgewachsen. Sie erzählt: "Ich wusste davon, dass die Gruppen nach einem Zwischenstopp suchen." So vermittelte sie ihnen schließlich die Schlafplätze in der Hachinga-Halle. Um zu helfen, hat sie sich am Dienstag extra frei genommen. Allerdings ist das Treffen bis jetzt nicht ganz so abgelaufen, wie man es gerne gehabt hätte. Man hatte sich von Unterhachinger Seite mehr Austausch unter den Jugendlichen erhofft. Doch dieser Plan wurde durchkreuzt. Benk erzählt: "Nur ungefähr fünf Junge waren auch gestern bei der Andacht." Der Grund: "Viele von unseren müssen zur Schule und haben noch keine Ferien."

Als Erfolg werden die vergangenen Stunden in Unterhaching trotzdem gesehen. Der Aufenthalt soll nämlich den Anstoß für eine weitere Zusammenarbeit mit den Katalanen liefern. Außerdem hat man den südeuropäischen Besuch lieb gewonnen. Benk sagt: "Ich bin begeistert. Das ist wie ein Weltjugendtag im Kleinen. Die spanischen Jugendlichen sind sehr offen. Ich kann noch kein Spanisch, aber ja vielleicht in ein paar Jahren."

Noch am Dienstagnachmittag wollten die Spanier ihren Weg nach Polen fortsetzen, noch einmal in Prag Halt machen und dann schließlich Donnerstagabend in Krakau sein. Auf die Frage, ob er nun traurig sei, dass die jungen Pilger gehen, antwortet Benk: "Ja. Wir haben die gerne. Aber in zwei, drei Jahren ist ja wieder ein Weltjugendtag, vielleicht sieht man sich dann wieder." Auch Pfarrer Ferran Lorda aus Barcelona, dessen Schwester mit einem Deutschen verheiratet ist und in Düsseldorf lebt, geht ungern. Er sagt, er fühle sich immer wohl, wenn er nach Deutschland komme, denn alle seien sehr gastfreundlich hier.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: