Unterhaching:Weisheiten zum Ausstand

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Alfons Hofstetter trat jahrelang bei der CSU als Krügelredner auf. Das Bild stammt von 2019. (Foto: Claus Schunk)

Zweiter Bürgermeister Alfons Hofstetter verlässt Gemeinderat

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Meist bekommen diejenigen, die sich verabschieden, ein Geschenk mit auf den Weg. Bei Alfons Hofstetter, dem langjährigen Zweiten Bürgermeister von Unterhaching, war das am vergangenen Mittwoch anders. Er hatte ein Präsent mitgebracht. Wie überhaupt die letzte Gemeinderatssitzung des Parteifreien nach 40 Jahren in dem Gremium, das coronabedingt als dezimierter Ferienausschuss tagte, eher ungewöhnlich und schon gar nicht feierlich geriet. "Im Dezember holen wir die Verabschiedung nach, dann dürfen wir uns hoffentlich auch wieder die Hände schütteln", versprach der Erster Bürgermeister, Wolfgang Panzer (SPD).

So überreichte der scheidende Zweite dem wiedergewählten Ersten zum eigenen Abschied ein dickes Buch, einen Wälzer, sicher mehrere Pfund schwer. Hofstetter hatte seine Krügelreden zum Unterhachinger Starkbieranstich von 2002 bis 2019 binden lassen. Seine Ansprache für 2020, mit der der 81-Jährige wie gewohnt die Kommunalpolitiker derblecken wollte, werde er nachreichen. Das Fest wurde wie so viele in diesem Frühjahr abgesagt. Hofstetter wollte die Rede erstmals bei den Freien Wählern halten und nicht wie gewohnt bei der CSU, aus der er 2008 ausgetreten war, weil Horst Seehofer Parteivorsitzender wurde. Der CSU-Fraktion im Unterhachinger Gemeinderat aber gehörte er weiterhin an. Verbunden ist Hofstetter nun auch den Freien Wählern durch seinen Sohn, Alfons Hofstetter junior, der dem neuen Gemeinderat angehören wird.

Um sich nicht nur von den 13 im Ferienausschuss anwesenden Gemeinderäten nach vier Jahrzehnten in dem Gremium und 24 Jahren als "Hilfsbürgermeister" verabschieden zu können, hat Hofstetter den Kollegen einen Brief geschrieben. "Panta rhei" beginnt er sein Schreiben auf ganz typisch Hofstettersche Art. Der von der Wichtigkeit einer humanistischen Bildung überzeugte Professor für Urologie, verwies gerne mal auf griechische Philosophen oder ermahnte seine Mitstreitern im Gemeinderat mittels lateinischer Weisheiten, wenn er ihnen beim Starkbier die Leviten las. Nun also "panta rhei", alles fließt, und das sei auch gut so, schreibt Hofstetter, denn dies bedeute Erneuerung, aber auch Abschied, "und dieser ist nach so vielen Jahren nicht ganz schmerzfrei".

Hofstetter erinnert in seinem Brief an seine erste Amtsperiode unter Bürgermeister Engelbert Kupka (CSU) von 1972 bis 1982, in der "die wesentlichen Weichen für den Ausbau des modernen Unterhaching mit seinen sozialen Einrichtungen und die internationalen Verbindungen durch die Städtepartnerschaften gestellt wurden".

Den zukünftigen Gemeinderäten möchte Hofstetter ins Stammbuch schreiben: "Kümmert euch in erster Linie um die Gemeinde, die Kommune, das Gemeinwohl und nicht um die Partei." Dies implizierten schon die beiden lateinischen Begriffe commune und pars - übersetzt: Gemeinde, Gemeinwesen und Teil eines Ganzen, Partei".

© SZ vom 04.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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