Unterhaching:Volle Kraft der Sonne

Lesezeit: 2 min

Die Bürger-Energie-Unterhaching hat mit der zweiten Freiflächenanlage den Solarpark an der A 8 fast verdoppelt. Den Startschuss gaben Klaus Schulze-Neuhoff, Wolfgang Panzer, Wolfgang Geisinger und Christoph Nadler (v.l.). (Foto: Claus Schunk)

Die Bürger-Energie-Unterhaching nimmt ihre zweite Freiflächenanlage in Betrieb

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Bislang haben sich die Tiere von Schäfer Willi Sippel unter den Solarmodulen nördlich des Unterhachinger Ziegelwegs das Gras schmecken lassen. Nun können sie ihre umweltfreundliche Rasenpflege auch nach Süden hin ausdehnen. Denn mit der Eröffnung der zweiten Photovoltaik-Freiflächenanlage hat die Bürger-Energie-Unterhaching (BEU) die Größe des Solarparks nahe der Autobahn A8 verdoppelt. Etwa 9806 Quadratmeter mit 1880 Modulen sind dazugekommen, die jährlich etwa 806 000 Kilowattstunden Strom erzeugen sollen. Damit können zusammen mit der zwei Jahre alten Anlage im nördlichen Areal mit einer Gesamtleistung von 1454 Kilowatt-Peaks 566 Haushalte mit Strom versorgt werden.

550 000 Euro hat sich die Genossenschaft die neue Anlage kosten lassen, finanziert durch Einlagen der Mitglieder der BEU sowie ein Bankdarlehen. Es war von Anfang an geplant, beide von Grundeigentümerin Gabriele Weise verpachteten Flächen mit Solarmodulen zu bestücken. Wegen der Vorschriften im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) konnte der zweite Teil jedoch erst nach einer zweijährigen Wartefrist realisiert werden.

Die neue Anlage soll nicht die letzte der Bürger-Energie-Unterhaching sein, die Genossenschaft sieht sie viel mehr als Auftakt, um weiter zu wachsen, wie Vorstandsvorsitzender Wolfgang Geisinger bei der Eröffnung am Montag betonte. "Mit 1,5 Megawatt Peak sind wir ein kleiner Fisch", sagte er. Bald werde es Areale mit 30 Megawatt geben, "das entspräche der gesamten Fläche von der Autobahn bis zum Oberweg", so Geisinger. "Und diesem Wettbewerb um erneuerbare Energien werden wir uns stellen müssen", sagte er. Um den großen Energieversorgern nicht das Feld zu überlassen, plädiert er dafür, Kooperationen mit anderen Genossenschaften einzugehen, um in der Liga mitzuspielen. Mit Höhenkirchen sei dies ja 2019 bereits geschehen. "Uns sind viele Partner willkommen", sagte er. Damit soll es für die bislang ausschließlich ehrenamtlich tätige Genossenschaft in Zukunft möglich werden, voll bezahlten Arbeitsplätze zu schaffen. "Nur so können wir uns auch ökonomisch nachhaltig für die Zukunft aufstellen", sagte auch Klaus Schulze-Neuhoff, der Aufsichtsratsvorsitzende der BEU. Acht Jahre nach der Gründung befinde sich die Genossenschaft noch immer in einem signifikanten Wachstum. Mit den Freiflächenanlagen könne die BEU einen effizienten Beitrag zur Energiewende leisten und zugleich wertvolle ehrenamtliche Arbeit sukzessive durch bezahlte Kräfte ersetzen. "Wir sind große Idealisten", sagte Schulze-Neuhoff, "aber wir sind keine Träumer".

Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) lobte "das bürgerschaftliche Engagement, gepaart mit viel Sachverstand". Dies zeige, wie die Energiewende auf lokaler Eben gelingen könne. "Wenn die Ziele erreicht werden sollen, brauchen wir viele solcher Anlagen", sagte der stellvertretende Landrat Christoph Nadler (Grüne). Derzeit gebe es noch viele bürokratische Hemmnisse und wirtschaftliche Hürden. Die BEU hofft derzeit vor allem, dass sich mehr Landwirte und Grundstücksbesitzer dazu entscheiden, an die Genossenschaft zu verpachten.

Insgesamt betreibt die BEU seit ihrer Gründung 14 Dach- und Freiflächenanlagen. Die Genossenschaftsmitglieder erhielten laut BEU konstant mehr als 3,5 Prozent Dividende.

© SZ vom 22.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: