Unterhaching:Vierjährige an die Macht

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Sperriger Name für Kindergarten wirft Frage nach Mitsprache auf

Von Michael Morosow, Unterhaching

Bei der Suche nach passenden Namen für Kindereinrichtungen kennt die Fantasie der Erwachsenen keine Grenzen. Lustig sollen die Namen sein, griffig und passend obendrein, und im Idealfall heißt kein Kindergarten im weiten Umkreis ebenfalls Puppenkiste, Purzelbaum, Spatzennest, Mäusezahn, Villa Zwergenland, Rappelkiste oder Bärenbande. Zuletzt saß die Kreativabteilung des gemeindlichen Kindergartens "Sonnenbogen" an der Unterhachinger Biberger Straße zu einem Brainstorming zusammen, weil sie samt Kindern im Herbst in das Bonhoefferhaus an der Von-Stauffenberg-Straße umziehen werden, das nach dem Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer benannt ist, während die Kinderkrippe an der Biberger Straße bleibt und den Namen "Sonnenbogen" beibehält.

Weshalb nun ein neuer Name gesucht werden musste. Das Ergebnis dieser Überlegungen ist in der jüngsten Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses präsentiert worden: "Gemeindekindergarten Kunterbunt im Bonhoefferhaus".

Evi Karbaumer (Grüne) kritisierte denn auch, der Name, den die Kindergartenleitung "ausgekartelt" habe, sei zu lang. Außerdem hätte man die Kinder einbinden sollen, möglicherweise in Form eines Wettbewerbs. Von dieser Idee hält Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) nicht viel: "Mein Sohn ist vier, wenn ich den fragen würde, wie der Kindergarten heißen soll, dann kommen wir in den Wald rein", sagte Panzer - und sah sich sogleich strengen Blicken von Evi Karbaumer und ihrer Fraktionskollegin Claudia Köhler ausgesetzt. "Partizipation bei Vierjährigen geht sehr wohl", sagte Köhler.

Karbaumer zählt in einer Mail an die SZ zahlreiche Gesetze auf, in denen Mitwirkungs- und Gestaltungsrechte für Kinder und Jugendliche festgeschrieben sind, darunter die UN-Kinderrechtskonvention und das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz. "Das heißt, dass Erwachsene an manchen Stellen ganz bewusst Macht abgeben", schreibt Karbaumer unter anderem. Vielleicht würde der neue Kindergarten dann lustig, griffig und passend einfach nur "Villa Kunterbunt" heißen.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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