Unterhaching:Umstrittene Neugestaltung

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Sogar Grabkreuze wurden aufgestellt, weil sich manche über die Baumfällungen ärgerten: Doch laut Landschaftsplaner gibt es dazu keine Alternative. Und es soll ja wieder neue Bäume geben. (Foto: Claus Schunk)

Planer rechtfertigt Fällungen auf Unterhachinger Friedensplatz. Areal soll offener und ökologisch aufgewertet werden

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Baumstümpfe prägen derzeit den Friedensplatz in Unterhaching. Einige Anwohner haben auf die Fällungen rund um das Kriegerdenkmal in den vergangenen Wochen mit Entsetzen reagiert, es wurden sogar Kreuze und Grablichter aufgestellt, um der Trauer um die Bäume Ausdruck zu verleihen. So sah sich Landschaftsarchitekt Stefan Kalckhoff, den die Gemeinde mit dem eine Million Euro teuren Umbau des Friedensplatzes beauftragt hat, in Erklärungsnot und erläuterte in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am Dienstag die Notwendigkeit der Fällungen. Denn nicht nur eine Neugestaltung sondern auch Holzfäule hatten zu dieser Entscheidung geführt. Kalckhoff versprach zum Trost: Hinterher werde alles viel schöner und ökologisch wertvoller sein.

"Mir blutet das Herz als Landschaftsarchitekt auch, wenn ich Bäume fällen muss", sagte Kalckhoff. Doch habe er sich hier in einer Zwickmühle befunden. Denn zum einen war es darum gegangen, den Friedensplatz wieder so umzugestalten, dass sein ursprünglicher, dreieckiger und offener Charakter wieder sichtbar wird. Der immergrüne Schneeball musste weichen und einige Bäume, die morsch waren und bei denen man befürchten musste, dass zumindest Äste herunterfallen. Auch der große Ahornbaum, der eigentlich erhalten werden sollte, musste aufgrund von Holzfäule entfernt werden. "Den gesunden Ahornen wurde mehr Platz eingeräumt", sagte der Landschaftsarchitekt. Das gelte auch für die alte Jahneiche. Der hatte man viel zu nahe eine weitere Eiche in die Nachbarschaft gepflanzt, die nun gefällt wurde. "Der Platz ist vegetativ vernachlässigt worden", so Kalckhoff.

Neu gepflanzt werden sollen sieben Bäume mit einem Stammumfang von 30 bis 35 Zentimetern, also nahezu doppelt so groß wie bei Erstpflanzungen üblich. Zudem ist eine 130 Meter lange Rotbuchenhecke geplant, die als Rückzugsort für Kleinvögel wie Spatzen dienen soll. Auch wird eine wildbienenfreundliche Fläche angelegt. Die derzeit asphaltierten Bereiche sollen teilweise entsiegelt und mit einem versickerungsfähigen Belag aus Muschelkalk versehen werden. Auch über die Beschwerden von Bürgern, dass man vorhabe den "Bach" zuzuschütten, wunderte sich der Landschaftsarchitekt. "Das ist kein Bach, sondern ein Abwassergraben für Hochwasser", stellte er klar. Der soll nun unterirdisch in einem Rohr verlaufen. Für den Hochwasserschutz soll der Platz bis zu 28 Zentimeter tiefer gelegt werden.

Die Pläne sehen zudem vor, die Straßenflächen so weit umzugestalten, dass die verkehrsberuhigte Zone wieder einen Sinn ergibt. Immerhin: 1978 war hier die erste verkehrsberuhigte Zone im dörflichen Bereich in ganz Deutschland eingerichtet worden. Nach dem Umbau des Platzes soll wieder die "Mischnutzung" aller Benutzer erreicht werden, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Gleichzeitig kommt die Gemeinde dem Wunsch der Kirche nach, bei St. Korbinian zusätzlich Parkplätze zu schaffen. Heimatpfleger Günter Staudter lobte die Umbauten ausdrücklich. "Wir wollten wieder ein Mahnmal möglichst wie 1925. Die Planungen treffen das ziemlich genau", sagte er in der Sitzung des Ausschusses. Jetzt muss noch der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch zustimmen.

Baubeginn soll im Mai oder Juni sein. Bis Ende Oktober soll der neu gestaltete Platz fertig sein, also pünktlich zum Totensonntag im November. Die höchsten Kosten entfallen dabei für die Sanierung und Umgestaltung der Straßenflächen, nämlich 580 000 Euro. Dazu kommen 280 000 Euro für den eigentlichen Platz und 145 000 Euro für Planungsleistungen und Genehmigungen. Denkmalschutzrechtliche und wasserschutzrechtliche Auflagen sowie die Erhöhung der ökologischen Faktors hätten sich auf die Kosten ausgewirkt, so die Verwaltung.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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