Unterhaching:Tatort Freibad

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Gertraud Schubert ist Gemeinderätin in Unterhaching und schreibt Krimis mit Lokalkolorit. (Foto: Claus Schunk)

Gertraud Schuberts neuer Unterhaching-Krimi

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Dass hinter der so harmlos aussehenden Vorstadt-Fassade Unterhachings mitunter die übelsten Verbrechen begangen werden und in den schmucken Einfamilienhäusern eiskalte Mörder wohnen, ahnt man in dem Ort spätestens seit Gertraud Schubert Krimis schreibt. Die Autorin ist in Unterhaching vor allem als Kommunalpolitikerin bekannt, lange saß sie für die Grünen im Gemeinderat, inzwischen kandidiert sie für die Freien Wähler. Die eigentliche Leidenschaft der ehemaligen Mathematiklehrerin aber gilt dem Schreiben, und da ist sie eher unpolitisch, dafür aber sehr erfindungsreich.

Seit mittlerweile 15 Jahren lässt Schubert in ihren Büchern an allen möglichen Ecken Unterhachings Verbrechen begehen und aufklären. So werden bekannte Plätze, vertraute Straßen und beliebte Einrichtungen zu Schauplätzen schauriger Begebenheiten, immer allerdings mit einem kleinen Augenzwinkern, wie man es von Schubert kennt. "Wenn die Fichte fällt" heißt ihr jüngstes Werk. "Ich weiß nicht, ob man dieses Buch als Krimi bezeichnen kann. Bestenfalls ist es ein Cosy-Krimi", sagt Schubert. Viel Lokalkolorit hat er jedenfalls wieder, und statt Action stehen eher die Verstrickungen der Hauptfiguren im Vordergrund, die nicht einmal die Kommissare sind.

Die Miss Marple von Unterhaching heißt wie in den vier Büchern zuvor Anja. In der Figur steckt eine Menge Gertraud Schubert. Ihre Liebe zur Gartenarbeit zum Beispiel und die Begeisterung für den Hachinger Bach. "Allerdings macht Anja auch Dinge, die ich mich nie getraut hätte", sagt Schubert. Und man könnte fast meinen, dass sie das ein wenig bedauert.

Nach Krimis, die in der Kiesgrube oder im Landschaftspark spielten, nun also die fallende Fichte. Der Titel soll weder auf eine Weihnachtsgeschichte schließen lassen, schließlich spielt die Handlung im Sommer, noch bezieht er sich auf die CSU-Bürgermeisterkandidatin Renate Fichtinger. Die habe noch gar keine Rolle in der Unterhachinger Kommunalpolitik gespielt, als der Titel schon feststand, sagt Schubert. Kurz zusammengefasst geht es in diesem neuen Fall für Anja Gollinger, die noch immer bei der Stiftung "Naturerbe Hachinger Bach" arbeitet, um eine Leiche im Gestrüpp am Grünwalder Weg, eine Tote im Unterhachinger Schwimmbad und schließlich noch um einen grausigen Fund im Garten. Und bei all dem spielt ein dubioser Besucher aus Berlin eine Rolle und am Ende sollen die Morde auch noch etwas mit den Ibiza-Videos zu tun haben.

Drei Jahre lang hat Schubert an ihrem jüngsten Krimi geschrieben. Schließlich sei sie nur Hobby-Autorin und sitze nicht von früh bis spät am Schreibtisch, um den Text möglichst bald fertig zu haben, sagt sie: "Ein Abgabetermin würde mich blockieren." So schreibt sie, wenn sie Lust dazu hat, streicht ganze Passagen wieder raus oder ändert alles noch einmal, weil sie plötzlich einen ganz neuen Einfall hat. Diesmal waren es die Ibiza-Videos, die die österreichische Rechtsregierung zu Fall brachten, die sie plötzlich inspirierten, der Geschichte einen neuen Dreh zu geben. Die gedruckte Fassung ist eine ganz andere als die ursprüngliche Version. Sieben Mal hat sie den Text überarbeitet, ihr kritischster Lektor ist dabei ihr Mann Klaus-Peter. "Der merkt sofort, wenn die Logik nicht stimmt, wenn man den Gedankensprüngen nicht folgen kann oder einfach etwas fehlt", sagt sie. Nur eines bedauert sie ein wenig bei der letzten Fassung: Dass die Krähen nicht mehr eine so große Rolle spielen, wie sie ursprünglich sollten. Schubert liebt Krähen. Sie hat sogar ein kleines Büchlein über die intelligenten Vögel verfasst.

Ansonsten aber hat sie in "Wenn die Fichte fällt" vieles eingearbeitet, was die Unterhachinger ihr vorgeschlagen hatten. "Schreib' doch mal was übers Freibad", rieten einige. "Wäre doch toll, mal das Bürgerfest zu erwähnen", fanden andere. Hat sie beides gemacht. Auch das Häuschen von Helga in der Isartalstraße mit Blick über das Feld zum Gewerbegebiet kommt in dem Krimi vor, und obwohl es im Buch etwas verändert wurde, wissen Unterhachinger sofort, was gemeint ist. Auch die Fichte auf dem Cover wird man erkennen, wenn man sich im Ort umschaut. Sie steht vor Schuberts Haus.

Schuberts neuester Krimi hat 161 Seiten, kostet 6,99 Euro und ist in der Buchhandlung Helming und Heuser oder bei "Book on Demand" (www.bod.de) erhältlich.

© SZ vom 20.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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