Unterhaching:Ritter oder Raubritter

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Lars und Henrik Otterstedt (von links) haben mit ihrer Arbeit über das Geschlecht derer von Otterstedt den Geschichtswettbewerb gewonnen. (Foto: Angelika Bardehle)

Henrik und Lars Otterstedt haben nach ihren Vorfahren gesucht

Von Christina Hertel, Unterhaching

Im Mittelalter waren die Raubritter gefürchtet. Sie überfielen Klöster, plünderten Reisende aus, lauerten Kaufleuten auf, schleppten sie auf die Burg und erpressten Lösegeld. Henrik und Lars Otterstedts Vorfahren waren möglicherweise solche Raubritter. Der Mythos kursierte in der Familie der Zwillinge schon lange. Doch Henrik und Lars aus Unterhaching wollten es genauer wissen. Die 15-Jährigen recherchierten und schrieben eine Arbeit. Damit wurden die beiden bayerische Landessieger im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten.

Es gab wirklich Ritter, die von Otterstedt hießen. Sie lebten auf der Burg Ottersberg. Den Ort gibt es noch heute. Er liegt rund 25 Kilometer östlich von Bremen. Henriks und Lars' Großvater ist dort geboren. "Er musste sich wahrscheinlich oft anhören, ob seine Familie nicht etwas mit der Burg zu tun hat", sagt Henrik. Der Großvater begann zu recherchieren, seinen Stammbaum zu verfolgen. Er kam weit, aber nicht weit genug. Für die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg fand er keine Unterlagen mehr, sie sind wohl verbrannt. Er konnte also keine eindeutige Verbindung zu den Rittern von Otterstedt feststellen. Henrik und Lars glauben trotzdem, dass ihre Familie etwas mit den Rittern zu tun hat. "Natürlich können wir nicht 100 Prozent sicher sein. Es gibt ja keine Überreste, mit denen man eine DNA-Probe machen könnte", sagt Henrik.

In ihrer Arbeit ging es den Jungs aber nicht nur um ihr Verwandtschaftsverhältnis. Sie wollten die Frage beantworten, ob die von Otterstedt Raubritter waren oder geachtete Adlige. Aber auch darauf gibt es keine eindeutige Antwort. "Wir fanden dieses Zitat", sagt Henrik und liest aus seiner Arbeit vor: "Als die Adligen von Otterstedt des Raubens müde waren und in ihr Gewissen gegangen, haben sie die Kirche zu Otterstedt fundiert." Das Zitat stammt aus dem Jahr 1264. Die eigentliche Zeit der Raubritter begann aber erst hundert Jahre später, was gegen die Raubritter-These spricht.

"Am interessantesten war für mich die Frage, was es überhaupt hieß, ein Raubritter zu sein", sagt Lars. Denn so ein Raubritter-Leben war schon ein bisschen anders, als man sich das vorstellt. Zum Beispiel raubten sie ihren König nicht aus, dem hatten sie die Treue geschworen. Zum Opfer fielen den Raubrittern Kaufleute und zwar nur aus den Städten, denen der König zuvor eine Fehde erklärt hatte.

19 Seiten ist die Arbeit lang geworden. Die Zwillinge haben alles zusammen gemacht. Streit gab es dabei nicht. "Höchstens hat der eine zum anderen mal gesagt, jetzt schreib doch endlich mal was." Die Arbeit haben die Jungs extra für den Wettbewerb verfasst. "Als unsere Lehrerin erzählt hat, dass man 250 Euro gewinnen kann, wollte zuerst die ganze Klasse mitmachen", sagt Henrik. Doch die Begeisterung verflog schnell. Dass das bei Henrik und Lars nicht passiert ist, habe vor allem damit zu tun, dass das Thema so persönlich sei, sagen sie. Und damit, dass sie Geschichte schon immer interessiert hat. "Unsere Eltern haben uns schon als Kinder die griechischen Sagen vorgelesen", sagt Lars. "Als es dann in der Schule so richtig mit Geschichte losging, haben wir uns echt gefreut."

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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