Unterhaching:Platz für den Durchstich

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Nach dem Abriss maroder Häuser könnte die Von-Stauffenberg-Straße in Unterhaching an die Ottobrunner Straße angebunden werden. Anwohner laufen dagegen Sturm, die Gemeinde hält sich alle Möglichkeiten offen

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wer mit dem Auto durch den Landkreis München fährt, den könnte das Gefühl beschleichen, von einem Kreisel zum nächsten zu gelangen. Der Kreisverkehr hat sich allerorts als Alternative zur Ampelkreuzung durchgesetzt, garantiert er doch meist einen schnelleren Verkehrsdurchfluss und größere Sicherheit, da die gefahrenen Geschwindigkeiten niedriger sind. Auch in Unterhaching hat man sich einst am Ortsausgang Richtung Osten auf der Ottobrunner Straße in Höhe des Friedhofs für die große Runde entschieden. Allerdings hat dieser Kreisverkehr anders als die meisten anderen nicht vier, sondern nur drei Ausfahrten. Richtung Norden versperrten bisher Häuser den Weg. Jetzt sind diese Häuser am Bozaunweg abgerissen worden, und theoretisch wäre nun ein Durchstich zur Von-Stauffenberg-Straße möglich. Allerdings regt sich bereits Widerstand gegen diese Idee.

Wer schon mal versucht hat, am Ende des Bozaunwegs, vielleicht 50 Meter westlich von jenem Kreisverkehr, auf die Ottobrunner Straße einzubiegen, der musste mitunter viel Geduld aufbringen und dann beherzt Gas geben. Da die Hauptdurchgangsstraße in die Nachbargemeinde stark befahren ist und der Kreisel die Autos flott durchschleust, haben die Verkehrsteilnehmer, die aus dem Ortteil Grünau kommen, oft schlechte Karten. Von einem Unfallschwerpunkt will die örtliche Polizeiinspektion zwar nicht sprechen, dass es durchaus gefährlich sein kann an dieser Stelle, gibt der für Verkehr zuständige Beamte Manuel Dennerle aber zu.

Anlass für die Diskussion unter den Bürgern ist ein Schreiben des Unterhachinger Bereitschaftsarztes Gero Winkelmann an die Gemeinde, der einen Durchstich von der Von-Stauffenberg-Straße zum Kreisel fordert, da er die derzeitige Abbiegesituation am Bozaunweg für gefährlich hält. Im Rathaus winkt man aber ab. "Dazu gibt es keine konkreten Planungen", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Es sei auch nicht vorgesehen, das Thema in nächster Zeit in den Gremien zu diskutieren. Tatsächlich aber gebe es einen gültigen Bebauungsplan aus den Sechzigerjahren, der eine Erschließung der Grünau über die Von-Stauffenberg-Straße vorsehe.

Allerdings standen an dieser Stelle bislang drei Wohnhäuser der Gemeinde, die sie an eigene Bedienstete vermietete. Die Bewohner sind inzwischen ausgezogen, kürzlich wurden die Gebäude abgerissen, da sie als einsturzgefährdet galten. "Die hatte man damals ganz schnell hochgezogen, weil es großen Bedarf an Wohnraum gab", sagt Hötzl. Was nun mit dem Gemeindegrundstück zwischen Bozaunweg und Ottobrunner Straße geschehen soll, darüber müsse sich der Gemeinderat demnächst Gedanken machen. Grundsätzlich sei die soziale Infrastruktur ein wichtiges Thema in Unterhaching, so Hötzl, "aber wie gesagt, konkrete Planungen gibt es noch nicht."

Unter den Bewohnern der Grünau macht sich dennoch die Befürchtung breit, dass bei einer Öffnung des Kreisels mehr Autos durch die Von-Stauffenberg-Straße fahren könnten. Es werden bereits Unterschriften gesammelt. "Eine Willensbekundung der Bevölkerung wird bei den Entscheidungen sicher eine Rolle spielen", sagte Hötzl.

Die Polizei hingegen sieht das nicht so problematisch. "Von uns aus spricht nichts gegen einen Umbau", sagt Dennerle. Er glaubt auch nicht, dass die Hauptverkehrsstrom dann durch die Grünau fließen würde. "Das ist immerhin eine Tempo-30-Zone. Als Autofahrer nehme ich doch lieber die Route, auf der ich 50 fahren darf", argumentiert er. Derzeit sei das aber eh kein Thema, sagt Dennerle: "Wir denken, dass das eher auf die lange Bank geschoben wird."

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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