Unterhaching:Nicht auf unserem Weg

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Unterhaching verweigert die Erschließung der Neubiberger Flüchtlingsunterkunft über das eigene Gemeindegebiet

Von Michael Morosow, Unterhaching

Wenn es um die Freizeitnutzung im Landschaftspark Hachinger Tal geht, dann ziehen die Gemeinden Unterhaching, Ottobrunn und Neubiberg an einem Strang. Für gewisse Bereiche haben sie eine interkommunale Zusammenarbeit vereinbart, teilen sich etwa die Zuständigkeiten und Kosten für den Fun-Park, in dem unter anderem die Skater und Beachvolleyballer ihrem Hobby frönen. Davon nur einen Steinwurf entfernt, auf der Neubiberger Flur, wird der Landkreis München eine Traglufthalle für Flüchtlinge errichten. In der Frage der Erschließung dieser Einrichtung kann von einem Schulterschluss der drei Südgemeinden allerdings keine Rede mehr sein; insbesondere zwischen Unterhaching und Neubiberg haben sich Spannungen entwickelt.

Grund für die atmosphärische Störung ist ein einstimmig gefasster Beschluss des Unterhachinger Bau- und Umweltausschusses gegen eine Erschließung der Traglufthalle über die Geh- und Radwege des Landschaftsparks. Die Argumente der Unterhachinger gegen diese auch vom Landratsamt vorgeschlagene Erschließungsvariante: Auf den Wegen seien viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs, die durch die An- und Abfahrten von Lastkraftwagen für das Catering, die Müllentsorgung und die Toilettensäuberung gefährdet seien. Außerdem befinde sich neben den Wegen ein Krötenbiotop.

In den Augen von Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) steht Unterhaching in dieser Frage völlig isoliert da. "Es ist sehr bedauerlich, dass sich Unterhaching querstellt, sachlich nicht begründet", sagte Loderer. Sein Bürgermeisterkollege Günter Heyland von Neubibergs Freien Wählern steht nach eigenen Worten der Sinn nicht nach einem Zoff mit der Nachbargemeinde. "Bisher hat es kein Problem gegeben, deshalb wundere ich mich jetzt", sagt Heyland, teilt dann aber ohne Umschweife mit, was er von den Argumenten des Unterhachinger Bauausschusses hält: "Die tragen nicht richtig." Der Erschließungsweg der Traglufthalle über den Landschaftspark führte größtenteils über Ottobrunner Flur, weiter über lediglich 200 Meter auf Unterhachinger Gebiet, dem sogenannten Finsinger Feld, ehe er auf Neubiberger Grund bis zur Flüchtlingsunterkunft weiterlaufe, sagte Heyland. Dieser Weg sei befestigt, also sofort zu nutzen, wohingegen bei anderen Wegführungen aufwendige und zeitintensive Maßnahmen ergriffen werden müssten. Und was die Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern anbelangt, sagt Heyland: "Hier geht es um eine Frequenz von vielleicht zehn Fahrzeugen täglich, das kann doch kein Sicherheitsrisiko sein." Andere Varianten der Erschließung kommen in den Augen des Neubiberger Bürgermeisters schon alleine aus Zeitgründen nicht infrage. Wie der Weg vom Neubiberger Friedhof zum Landschaftspark hin, der erst noch befestigt werden müsste. Oder die kürzeste Strecke von der Staatsstraße 2078 (Westumfahrung Ottobrunn) über einen Fußweg bis zur Start- und Landebahn des ehemaligen Flughafens; "dazu müsste eine Kreuzung mit Ampelanlage umgebaut werden, auf einer Staatsstraße, wohlgemerkt", sagte Heyland. Außerdem müsste ein Gefälle überwunden werden. Bei allen Überlegungen muss seiner Meinung nach daran gedacht werden, dass alles sehr schnell gehen müsse, sollen doch bereits Mitte August die ersten Flüchtlinge in die Traglufthalle einziehen. Aber trotz des Vetos aus Unterhaching zeigt sich Heyland zuversichtlich: "Ich glaube, wir kriegen noch eine gute Lösung hin."

"Wir stehen solidarisch an der Seite unserer Nachbargemeinden. Aber wir sind nicht dumm", hat Florian Riegel, CSU-Fraktionsvorsitzender im Unterhachinger Gemeinderat, auf Facebook gepostet. Es gäbe zahlreiche geeignete(re) Varianten auf Neubiberger Flur: "Warum sollten Unterhaching und Ottobrunn hierfür herhalten?" Sein Parteifreund Loderer ließ daraufhin den Unterhachinger Gemeinderat wissen, dass dieser sich nicht den Kopf über Ottobrunner Belange zerbrechen müsse. "Ottobrunner Interessen vertrete ich schon selbst", sagte der Bürgermeister.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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