Unterhaching:Liebe geht durch den Magen

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Unterhaching feiert am Wochenende die Partnerschaften mit fünf europäischen Städten

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Was wäre eine Städtepartnerschaft ohne einen kulinarischen Austausch? Bekanntlich wird stets gut aufgetischt, wenn die Freunde aus aller Welt zu Gast sind. Gerne schenkt man sich auch gegenseitig Kochbücher. Gastgeschenke, die aber nur ankommen, wenn man die Rezepte versteht. Thomas Jaeger, Vorsitzender des Städte-Partnerschaftskreises Unterhaching, hat das Nachkochen aus einem polnischen Kochbuch daher besser gelassen.

Er kann sich aber noch bestens daran erinnern, als er mit einer Delegation zum ersten Mal in der neuen französischen Partnergemeinde Le Vésinet zu Gast war. "Wir haben uns gefühlt wie an der Tafel von Ludwig XIV", sagt er. Bald vierzig Jahre ist das nun her, 1978 hatten Unterhaching und Le Vésinet den Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Im Laufe der Jahre erweiterten die Unterhachinger ihren Freundschaftskreis um vier weitere Gemeinden in Europa, sodass sie 1997 den Städte-Partnerschaftskreis gründeten. Der feiert am kommenden Samstag, 6. Mai, von 19 Uhr an sein zwanzigjähriges Bestehen - natürlich mit einem Fünf-Länder-Menü.

Das damalige kulinarische Verwöhnprogramm in Frankreich hatte die Unterhachinger zunächst arg unter Zugzwang gesetzt. "Le Vésinet ist so etwas wie das Grünwald der Gegend. So viel Geld wie unsere französischen Freunde hatten wir natürlich nicht", erzählt Jäger. Man entschloss sich daher, auf Ehrlichkeit und Authentizität zu setzen, stellte Bierbänke in die Turnhalle und kredenzte in Dirndl und Trachtenanzug dem Besuch Schweinsbraten und Bier. Und damit lag man goldrichtig. "Die Franzosen waren begeistert und wir hatten uns so gezeigt, wie wir sind", sagt Jäger. Diese lange, "sehr gute" Partnerschaft mit Le Vésinet zeige: "Gegensätze ziehen sich an."

Bereits ein Jahr später ging Unterhaching eine Partnerschaft mit dem österreichischen Bischofshofen ein. Hier hatten bereits Kontakte durch die Trachtenvereine bestanden. Zehn Jahre später bemühte man sich dann um eine Partnergemeinde in Großbritannien. "Der Schüleraustausch mit Frankreich war so erfolgreich, wir wollten das auch mit England", sagt Jaeger. Witney und Unterhaching fanden sich auf einem "Schwarzen Brett" für gemeindliche Partnerschaftskontakte. 1989 reihte sich dann auch die am weitesten von Unterhaching entfernte Partnergemeinde ein: Adeje auf Teneriffa. Und als 1990 - "nach der Öffnung des Ostblocks" - noch die polnische Stadt Zywiec zum Unterhachinger Freundeskreis hinzukam, war man schließlich zu sechst.

Irgendwann wurde die Arbeit mit so vielen Partnern zu viel für das kleine Komitee aus dem Gemeinderat, das einst die internationalen Kontakte der Unterhaching gepflegt hatte. So gründete man 1997 den Verein. Aus einst 32 Mitgliedern sind inzwischen 200 geworden. Am Samstag nun reisen Vertreter aus allen fünf Partnergemeinden an. Auch sie wird man in der Hachinga Halle bewirten. Nur gibt es diesmal keinen Schweinsbraten. Aufgetischt werden vielmehr Gerichte aus den Gastländern. Tapas aus Spanien natürlich und polnische Würste. Das Hauptgericht Roastbeef repräsentiert England und Frankreich gleichermaßen. Der süße Abschluss kommt aus Österreich: Palatschinken und Apfelstrudel. "Das Fest soll ein Dankeschön an alle sein, die diese Freundschaften schon so lange pflegen", sagt Jaeger. Ende Juli plant der Städte-Partnerschaftskreis zudem im Unterhachinger Ortspark ein "Dinner in Weiß". Dann tischt jeder Teilnehmer selbst etwas auf.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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