Unterhaching:Lesen statt reden

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Die alte englische Telefonzelle zwischen Rathaus und Wirtshaus dient neuerdings als kleine Bibliothek

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Sie ist zwar äußerlich weiterhin "very british", in ihrem Inneren aber soll Unterhachings rote Telefonzelle international werden. Denn statt Wählscheibe, Hörer und Münzschlitz birgt das 750 Kilo schwere Trumm vor dem Rathaus jetzt sieben Regale für etwa 200 Bücher. Vom Roman über Krimis bis zum Sachbuch sind allerlei Werke dort zu finden. Und die sollen möglichst in verschiedenen Sprachen geschrieben sein. Sie können von sofort an kostenlos ausgeliehen werden.

Bevor die Telefonzelle jetzt zum öffentlichen Bücherschrank wurde, war sie tatsächlich einige Jahre lang ein echter Münz-Fernsprecher. In Zeiten von Handys und schließlich auch Smartphones verlor sie mehr und mehr an Bedeutung, sodass sie zuletzt quasi leer stand. Was also tun mit dem Geschenk aus Unterhachings Partnergemeinde Witney? Die britischen Freunde John Taylor, Rab Peattie und Ronnie Cobb hatten zum Zehnjährigen Bestehen der Partnerschaft einst das monströse Geschenk restauriert und danach unter größter logistischer Herausforderung mit Unterstützung einer Magnetfirma aus Oxford über Erlangen ankarren lassen. Seit 1999 steht die rote Telefonzelle nun zwischen dem Rathaus-Nebeneingang und dem Wirtshaus Althaching und gehört selbstverständlich längst zum Ortsbild.

Jetzt also soll sie statt zum Reden zum Lesen animieren. Und ganz im Sinne des Städte-Partnerschaftskreises haben auch die Partnergemeinden Witney, Le Vesinet in Frankreich und Zywiec in Polen eine Vielzahl von Büchern gespendet. Vereinsvorsitzender Thomas Jaeger hofft, dass die Idee eines internationalen Bücherschranks auch in den anderen Partnergemeinden Anklang findet und somit ein Austausch mit internationalen Büchern die Partnerschaften bereichert. Das System der neuen "Bücherzelle" ist einfach: Die Tür ist rund um die Uhr geöffnet. Jederzeit können sich die Bürgerinnen und Bürger Bücher ausleihen oder auch selbst Bücher, die nicht mehr gebraucht werden, dort in die Regale stellen.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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