Unterhaching:Heiß auf Erdwärme

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Miteinander verbunden: Andreas Lederle, Jan Neusiedl, Wolfgang Panzer und Wolfgang Geisinger (von links). (Foto: Claus Schunk)

Grünwald ist nach Übernahme der Geothermie an weiterer Expansion interessiert

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Abgestimmt worden war in nichtöffentlichen Sitzungen der beiden Gemeinderäte, am Freitag haben die Bürgermeister von Unterhaching und Grünwald, Wolfgang Panzer (SPD) und Jan Neusiedl (CSU), den Deal öffentlich bekannt gegeben: Die Erdwärme Grünwald (EWG) übernimmt von 1. Januar kommenden Jahres an 94,96 Prozent der Geothermie Unterhaching Produktions-GmbH & Co. KG (GUHP). 5,04 Prozent verbleiben bei der Geothermie Unterhaching (GUH). Zur Hälfte war die Isartalgemeinde bereits seit 2014 an der Gesellschaft beteiligt.

Hintergrund dieser Veränderung der Verhältnisse ist die Stilllegung des Kalina-Stromkraftwerks in Unterhaching. Die daraus resultierenden Umsatzausfälle werden von den beiden Gesellschaftern mit Eigenkapital von 2,5 Millionen Euro kompensiert. Den Löwenanteil zahlt die EWG, nämlich jene 94,96 Prozent, die nun ihre Beteiligung ausmacht. Nicht von dem Geschäft betroffen ist das Fernwärmenetz in Unterhaching. Es bleibt weiterhin zu 100 Prozent im Besitz der GUH. Während das neue Verhältnis von 2018 an auch für die Verbuchung möglicher Gewinne und Verluste sowie das Stimmrecht gilt, steht es den Unterhachingern bei neuen Geschäftsaktivitäten der GUHP zu, sich mit bis zu 50 Prozent daran zu beteiligen.

Mit "großer Mehrheit" soll die Zustimmung der beiden Gemeinderäte am Dienstag beziehungsweise Mittwoch ausgefallen sein, wie die Bürgermeister bei einem Pressetermin in Unterhaching betonten. Auch sei die Rechtsaufsicht des Landratsamtes in die Gespräche eingebunden gewesen. Natürlich habe jedes Gemeinderatsmitglied eigene Vorstellungen, sagte Panzer, der deshalb auch kein einstimmiges Votum erwartet hatte. "Es hat aber keinen Sinn gemacht, das Kraftwerk so weiter zu betreiben", so der Unterhachinger Bürgermeister. Es sei eben eine Frage der Priorität, wenn man nicht über genügend Geldmittel für alles verfüge. Ihm gehe es darum, die Lebensqualität zu erhalten, die aus vielen Dinge bestehe. "Das Wichtigste war uns, die Versorgungssicherheit für unsere Bürger zu gewährleisten."

Für Grünwald könnte das nicht das letzte derartige Geschäft gewesen sein. "Die Energiewende endet nicht an der Gemeindegrenze", sagte Neusiedl. Er schließe eine weitere Expansion nicht aus. "Wir sind für Partner offen." Anders als in Unterhaching, wo beim Einstieg in die Geothermie das Hauptaugenmerk auf der Stromproduktion gelegen hatte, war Grünwald gleich auf die Wärme fokussiert und sieht den Strom weiter als Zusatzgeschäft. "Die Branche hat von Unterhaching gelernt", sagte Panzer. Heute wisse man, welche Fehler gemacht wurden.

Einige Gemeinderäte befürchten weitere. Claudia Köhler und Eva Karbaumer (Grüne) sehen die Förderung des Geothermiewassers und die Sicherheit der Quelle zur Energiegewinnung von den technischen Problemen unberührt. Sie verweisen auf den "immensen Energiebedarf" durch den Wegfall der Kohlekraftwerke und den Zuzug in der Region. "Wir stehen dafür, dass Unterhaching seine Anteile und Stimmrechte weiter hält, um eine starke Position für die Versorgungssicherheit in der Hand und am Ort zu haben", so die Grünen.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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