Unterhaching:Gedenken auch an Opfer des NS-Terrors

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Auf dem am Volkstrauertag eingeweihten Friedensplatz erinnern künftig Namenstafeln an 217 Menschen

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Nach umfangreichen Baumaßnahmen ist der umgestaltete Friedensplatz in Unterhaching am Volkstrauertag eingeweiht worden. Doch ganz fertig ist das Areal mit dem Kriegerdenkmal nahe der Kirche St. Korbinian noch nicht. Derzeit werden noch vier Gedenktafeln erstellt, die an die Opfer der beiden Weltkriege und des NS-Terrorregimes erinnern sollen. Der Zweite Bürgermeister Alfons Hofstetter (parteifrei) hatte dies angeregt und gemeinsam mit Heimatpfleger Günter Staudter in mühevoller Recherchearbeit die Namen zusammengetragen.

"Das war gar nicht so einfach", sagte Staudter vergangene Woche in der Sitzung des Bauausschusses, der die Aufstellung einstimmig beschloss. In dem Heimatbuch der Gemeinde von Heimatforscher Rudolf Felzmann seien viele Namen vermerkt. Die wurden dann verglichen mit den Verzeichnissen der Kirchengemeinden. Da einst aber Ottobrunn zu Unterhaching gehörte, musste auch mit den dortigen Gedenktafeln ein Abgleich erfolgen. Mittlerweile seien 134 Namen geklärt und 46 noch in der Bearbeitung, auch durch persönlichen Befragung, so Staudter. 217 Opfer sind es also insgesamt, an die durch die Tafeln erinnert werden soll.

Unter ihnen ist der Unterhachinger Jude Emil Schürmann, ein Kunsthistoriker, der 1941 von den Nazis im Konzentrationslager Kaunas in Litauen ermordet wurde. Auch die Namen der drei Kinder, die einen Tag vor dem Einmarsch der Amerikaner 1945 in Unterhaching auf dem Friedensplatz mit einer Granate spielten und dabei ums Leben kamen, werden auf den Tafeln vermerkt. Unterhaching ist es daher wichtig - und das betonte Gemeinderat Korbinian Rausch (CSU), der am Institut für Zeitgeschichte im Zentrum für Holocaust-Studien tätig ist, ausdrücklich - dass in der Überschrift der Gedenktafeln deutlich wird, dass es sich hier nicht nur um Gefallene, sondern auch um Opfer des NS-Terrorregimes handelt. "Emil Schürmann war kein Kriegsopfer", so Rausch. "Wir müssen hier differenzieren, um das Bewusstsein im Gedenken zu schärfen."

Rausch forderte daher, "eine politisch korrekte Überschrift zu formulieren" und erhielt volle Zustimmung aus dem Gremium. In Absprache mit dem Landschaftsarchitekten Stefan Kalckoff, der den gesamten Umbau des Platzes geplant hatte, werden die vier Tafeln möglichst zurückhaltend gestaltet. Sie sind jeweils 1,40 Meter hoch und 50 Zentimeter breit, aus Milchglas mit schwarzer Schrift. Die Namen werden in alphabetischer Reihenfolge eingraviert. Noch ist es möglich, weitere Namen aufzunehmen. "Wir werden einen Stichtag festlegen und können leider nicht jedem Namen nachgehen", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD).

Ob auch nach Aufstellung der Tafeln am Denkmal eine Ergänzung möglich sein wird, soll noch geprüft werden. Jetzt muss zunächst noch eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung beim Landratsamt in München eingeholt werden, dann können die Gedenktafeln entlang dem Zufahrtsweg rechts und links der Rasenfläche aufgestellt werden.

Der Umbau des Platzes hatte bei einigen Anwohnern viel Unmut hervorgerufen. Insbesondere die Fällung einiger Bäume hatte dem Bürgermeister und dem Gemeinderat einige Kritik eingebracht. Diese war laut Landschaftsarchitekt Kalckhoff notwendig geworden, da teilweise zu dichte Bepflanzung vorgeherrscht hatte und einige Bäume aufgrund von Holzfäule entfernt werden mussten.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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