Peter Gandenberger studiert Games Engineering an der TU München. Doch im Moment befindet sich der 21-Jährige nicht in einem Hörsaal, sondern inmitten von sägenden und nagelnden Kindern, die an halb fertigen Holzhütten arbeiten. Hier und da liegen bunte Rucksäcke und Holzbalken auf dem Pausenhof der Grund- und Mittelschule am Sportpark. Peter Gandenberger hat Semesterferien, die Kinder haben schulfrei. Der Student ist einer von 22 ehrenamtlichen Helfern der Ferienfreizeit, die von der Jugendkulturwerkstatt des Kreisjugendrings jedes Jahr in Unterhaching organisiert wird. 90 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren bauen dann Hütten, dieses Mal ganz nach dem Vorbild von Asterix und Obelix, denn das Motto lautet "In einem kleinen gallischen Dorf . . ."
Unterteilt sind die Kinder dabei in zehn Gruppen, von denen jede mit je zwei Helfern ihr eigenes Häuschen baut. Peter Gandenberger erklärt, weshalb er einer von ihnen ist: "Viermal war ich als Kind dabei, und mir gefiel es damals so gut. Ich hatte so viel Spaß, dass ich jetzt will, dass die anderen Kinder genauso viel Spaß haben, wie ich früher." Außerdem möchte er, dass die Kinder mehr Zeit draußen verbringen und die Liebe zum Handwerk entdecken. "Sogar hier beim Abenteuerspielplatz ist das grenzwertig", sagt er. "Immer wieder laufen welche mit ihren Handys rum und fangen Pokemons."
Doch größere Probleme gibt es mit den Kindern eigentlich nie. Das sagt auch Heli Madlehner. Im Gegenteil, sie bewundert, wie motiviert sie sind: "Manchmal wird auf den Nagel weiter draufgehauen, obwohl der schon längst fest ist. So sehr sind sie dabei." Madlehner ist pädagogische Mitarbeiterin in der Kulturwerkstatt und hat dieses Jahr gemeinsam mit drei Kollegen seit Januar die Ferienaktion geplant. Unterstützt werden sie bei der Ausführung von den zwei Schulsozialarbeiterinnen der Grund- und der Mittelschule. Heli Madlehner und den anderen ist aber nicht nur wichtig, dass sich die Kinder gut amüsieren. Sie sagt: "Die Kinder sollen hier auch lernen in einer Gruppe zu arbeiten. Das ist wichtig für ihre Sozialkompetenz."
Schon zum vierten Mal dabei ist die elfjährige Laura Mickeluhn, sie zimmert gerade an der Druiden-Hütte der Miraculix-Gruppe. "Gestern haben wir mit den Grundbalken angefangen und heute haben wir Türen und Fenster reingesägt. Heute wird auch noch das Dach gebaut", erklärt sie. Mit Vorhängen oder bunter Farbe werden die Häuschen normalerweise auch noch verziert. Nachdem der Hüttenbau in der ersten Wochenhälfte in der Regel abgeschlossen ist, wird in der zweiten ein Theaterstück, ein Lied oder etwas ähnliches erarbeitet. Mit ihm wird das Bauwerk am letzten Tag den anderen und den Eltern präsentiert.
Laura und die Miraculix-Gruppe werden beim abschließenden "Dorfrundgang" ein Stück aufführen. "Miraculix mischt in den Zaubertrank etwas Falsches, alles läuft dann schief und alle werden balla-balla", fasst sie die Handlung zusammen.
Für die verschiedenen Darbietungen basteln die Kinder auch Requisiten und Kostüme. In der Aula sind schon ein paar zu sehen, die mit einem ihrer Helfer an der perfekten Kulisse arbeiten. An einem Tisch werden für die Wildschweinbraterei aus Papier Flammen gebastelt. Ein Schwein aus Pappmaschee soll noch dazu kommen. Eine andere Gruppe malt die Fahne für das Piratenschiff.
Doch so schön die Hütten am Ende auch sind, sie haben nur eine sehr geringe Lebenserwartung. Am Montag müssen sie schon wieder abgebaut werden. Sie können einfach nicht länger auf dem Pausenhof stehen bleiben.