Unterhaching:Batman im Rathaus

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Der Bund Naturschutz will mit einer Ausstellung auf den Schutz der gefährdeten Fledermäuse aufmerksam machen. Jeder kann dazu seinen Beitrag leisten - mit einem selbst gebauten Kasten, der den kleinen Fliegern einen Unterschlupf bietet

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Mit Fledermäusen haben die Unterhachinger ihre liebe Mühe. Dabei sind sie den flatterhaften kleinen Gesellen durchaus wohl gesonnen. Sie sind sogar äußerst interessiert am Abendsegler, am Großen Mausohr oder auch den winzigen Zwergfledermäusen. 130 Unterhachinger waren im August der Einladung von Bund Naturschutz (BN) zu einer Führung in den Ortspark gefolgt. Ein solcher Andrang ist selten. Wer nicht kam an diesem Abend: die Fledermäuse. Dabei gibt es im Hachinger Tal durchaus noch einige Exemplare.

Nun hatte das rege Interesse an den Fledermäusen auch zur Folge, dass in dieser großen Gruppe nicht jeder wirklich mitbekam, was Fledermausexperte Ernst Ottmann über die kleinen, faszinierenden Flugakrobaten berichtete. Als Trost wollten die Naturschützer nicht nur die Führung wiederholen, sondern auch mit einer Ausstellung im Rathaus weiter um Sympathien für die fliegenden koboldhaften Wesen werben. Die Dekoration baumelte schon in Form von Stofftierchen von der Decke, als am Montag mit einem Film die Ausstellung eröffnet werden sollte. Allerdings wurden die Unterhachinger abermals im Stich gelassen. Diesmal waren es die Schautafeln, auf die man zunächst vergeblich wartete. Inzwischen sind die Leihgaben aus Gottmadingen geliefert worden, die Ausstellung ist nun komplett und kann noch bis zum 15. Oktober während der Rathaus-Öffnungszeiten besucht werden.

Faszinierende Flugakrobaten. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Sie schlafen an der Decke hängend mit dem Kopf nach unten. (Foto: dpa)

Fledermäuse sind eine uralte Sippschaft, es gab sie schon vor 50 Millionen Jahren . "Sie haben einen unverwechselbaren Flugstil und beflügeln seit Jahrhunderten unsere Fantasie", sagt der Vorsitzende der Unterhachinger BN-Ortsgruppe, Stefan König. Mythologie, Aberglaube und vor allem die zahlreichen Geschichten, die sich um die einzigen fliegenden Säugetiere ranken, tragen sicherlich dazu bei, dass sie auf so reges Interesse auch bei Kindern stoßen. Viele denken sofort an Rüdiger, den kleinen Vampir, und an den Superhelden Batman.

Die Ausstellung in Unterhaching beschäftigt sich auch mit den zum Teil recht gruseligen Legenden rund um die Fledermäuse. Vor allem aber geht es dem BN um den Schutz der gefährdeten Tiere. "Die Lebensräume der Fledermäuse schrumpfen", sagt König. Alle heimischen Arten lebten von Insekten, für die es jedoch durch die Monokultur in der Landwirtschaft immer weniger Hecken und Feldraine gebe. Wo exotische Zierpflanzen blühten und Insektizide zum Einsatz kämen, fänden Fledermäuse zu wenig Beute. Pestizide in der Landwirtschaft führten häufig auch zur Unfruchtbarkeit der Tiere, weiß König.

Herberge für Fledermäuse: Naturschützer Stefan König und Gertraud Schubert zeigen wie sie gebaut wird. (Foto: Claus Schunk)

Problematisch sei mittlerweile auch die Quartiersuche für die heimischen Flattertiere. Manche leben in Baumhöhlen, die jedoch selten geworden sind. Andere bevorzugen Dachböden und alte Gemäuer. Heute aber sind die Dächer isoliert, die Balken mit Holzschutzmittel gestrichen. Und bei alten Türmen versperrt meist ein Gitter gegen die Tauben auch den Fledermäusen den Einflug. Dabei wäre sogar deren Kot durchaus erwünscht, "er gilt als perfekter Gartendünger", sagt König. Wenn demnächst der Kirchturm von St. Korbinian restauriert wird, will sich Unterhachings Heimatpfleger Günter Staudter dafür einsetzen, dass hier zukünftig wieder Fledermäuse einen Unterschlupf finden. Ansonsten kann man den Tieren auch eine Unterkunft basteln. Ein solcher Kasten kann in der Ausstellung betrachtet werden, es liegen auch Bauanleitungen aus. Schwierig könnte es nur mit der Platzierung werden. Denn man muss nicht nur auf einen freien Anflug achten, sondern das Ding auch in vier Metern Höhe aufhängen.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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