Unterhaching:Anwohner sollen für Lärmschutz zahlen

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Die Lärmschutzwand an der A 995 war so marode, dass sie abgerissen werden musste. Jetzt soll geprüft werden, ob die Gemeinde eine neue baut. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Unterhaching will den Nutzen einer Wand an der Giesinger Autobahn untersuchen lassen. Gleichzeitig prüft sie, ob die Kosten so einer Baumaßnahme auf die Betroffenen umgelegt werden können

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Im Westen die A 995 , im Osten die A 8: Unterhaching liegt eingekeilt zwischen zwei Autobahnen, die Anwohner stöhnen seit Jahren über den Krach. Insbesondere seit die marode Lärmschutzwand an der Giesinger Autobahn abgerissen werden musste und zudem auch noch der Wald an dieser Stelle gerodet wurde, werden die Forderungen nach einer neuen Abschirmung im Westen der Gemeinde laut. Dass etwas passieren muss, das ist im Rathaus inzwischen angekommen. Doch über die Vorgehensweise ist man sich mit den Bürgern nicht einig. Jetzt folgte der Bauausschuss einstimmig einem Antrag der FDP und verständigte sich auf eine neue Machbarkeitsstudie, und zwar für Lärmschutzwände an beiden Autobahnen. 15 000 Euro sollen für die Untersuchung ausgegeben werden, wenn der Gemeinderat kommende Woche zustimmt. Allerdings denkt die Gemeinde auch darüber nach, die Anwohner an den Kosten eines Baus zu beteiligen.

Nicht alle Unterhachinger halten diesen Vorstoß für zielführend, weil sie finden, die Machbarkeit sei schon geklärt. "Jetzt muss es um die Kosten gehen. Dass es laut ist, wissen wir", sagt Claudia Köhler, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, die nicht dem Bauausschuss angehört und deshalb am Dienstag nicht abstimmen durfte. Catia Hilgart, die 700 Unterschriften für eine neue Lärmschutzwand an der A 995 gesammelt hat, findet ein Akustikgutachten völlig ausreichend für die konkrete Umsetzung. 10 000 Euro würden langen, um zu bestimmen, welche Wand die erforderliche Lärmreduzierung bringen könne. Das sieht die Verwaltung anders.

Zuletzt hatte die Gemeinde im September 2009 ein Lärmschutzgutachten von dem Ingenieurbüro Müller BBM erstellen lassen. Es ergab, dass die Grenzwerte im Gemeindegebiet nicht überschritten werden. Nun können sich aber im Laufe der Jahre Verkehrsaufkommen und damit auch die Lärmbelastung geändert haben und die Grenzwerte inzwischen doch überstiegen werden. Daher soll es nun die neue Machbarkeitsstudie vom selben Büro geben. "Wir wollen wissen, welche Auswirkungen hat es, wenn eine Wand gebaut wird, die zwei, vier oder auch 20 Meter hoch ist", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer in der Ausschusssitzung.

Vor allem soll untersucht werden, wie sich Lärmschutzwände entlang der Autobahnen auf das gesamte Gemeindegebiet auswirken würden. "Wir wollen das Anliegen der Bürger aufgreifen", sagte Panzer, gab aber zu bedenken, dass er als Bürgermeister schließlich für alle 26 000 Bürger da sei. Panzer verwies auf die Erfahrungen von Gemeinden an der A 99, wo eine Lärmschutzwand zwar eine Entlastung für die Bewohner in unmittelbarer Nähe des Bauwerks gebracht habe, weiter entfernt hingegen soll es seither umso lauter sein.

Die Rathausverwaltung ist überzeugt, dass die Kosten einer Lärmschutzwand erst ermittelt werden können, wenn die Machbarkeitsstudie erstellt worden ist. Denn damit würden die Höhe und die Bauart bestimmt. Drei Varianten sollen in der Studie berücksichtigt werden. Einem Akustikgutachten erteilt das Bauamt eine Absage, dadurch könnten nur punktuelle Erkenntnisse, nicht aber die Auswirkung auf das gesamte Gemeindegebiet erzielt werden, stellte Christopher Häberlein fest.

Bis zum Ende des Jahres sollen die Erkenntnisse vorliegen. Dann steht aber immer noch die Klärung der Kostenfrage an. Dass eine Schutzwand tatsächlich 15 Millionen Euro kosten würde, wie unlängst in der Bürgerfragestunde erwähnt, hält Franz Felzmann (CSU) für "überzogen". 500 Meter Wand seien schon für 500 000 Euro zu haben, das mache dann 1,6 Millionen für eine Wand entlang der A 995. Bürgermeister Panzer findet jedoch, die Maßnahme ergebe nur Sinn, wenn die Wand bis nach Taufkirchen durchgezogen und damit doppelt so lang und doppelt so teuer würde.

Eine Mehrheit im Bauausschuss sprach sich zudem dafür aus, von einer Rechtsanwaltskanzlei prüfen zu lassen, inwieweit die Errichtung einer Lärmschutzwand über einen Ausbaubeitrag, ähnlich wie beim Straßenausbau, finanziert werden kann. 7000 Euros sollen für diese juristische Beratung ausgegeben werden. Die CSU sprach sich allerdings gegen ein solches Vorgehen aus. "Wir können in der Lärmschutzfrage nicht am Ende auch noch gegen unsere eigenen Bürger prozessieren", sagte Felzmann. Auch die Initiatorin der Unterschriftensammlung reagiert empört auf diese Idee. "Dass der Bürgermeister die Anlieger mit Kosten für den Lärmschutz belasten will, ist ein Abschreckmanöver, um die Bürger zu verunsichern", teilte Catia Hilgart mit. Hilgart vermutet, Panzer wolle erreichen, dass die Bürger "sich nicht mehr über eine Lärmschutzwand äußern".

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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