Unterföhring:Weißer Rauch ist nicht in Sicht

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Für die Umrüstung des Heizkraftwerks Nord in Unterföhring von Kohle auf Gas stehen die Zeichen noch lange nicht auf Grün. (Foto: Robert Haas)

Sowohl die Pläne der Stadtwerke, das Heizkraftwerk von Kohle auf Gas umzustellen, als auch eine Kooperation mit München bei der Geothermie werden in der Bürgerversammlung kritisch gesehen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Rücksichtslose Raser und lästige Parker, die Pläne der Stadtwerke München (SWM), den Block 2 im Heizkraftwerk von Kohle auf Gas umzustellen, und die Forderung des Schwimmvereins, zügig ein Hallenbad zu bauen - das sind die Aufregerthemen bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend in Unterföhring gewesen. Mehr als 70 Besucher hatten den Weg ins Bürgerhaus gefunden, um zwei Stunden lang unter coronabedingten Abstandsregeln und Maskenpflicht im Saal den Jahresberichten von Rathauschef Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU), dem stellvertretenden Landrat Otto Bußjäger (Freie Wähler) und Albert Bauer, dem Leiter der Polizeiinspektion Ismaning, zu lauschen.

Nach der Rückschau auf das vor allem durch die Pandemie geprägte Geschehen der vergangenen zwölf Monate ergriffen die Bürger das Wort. Josef Trundt von der lokalen Agenda thematisierte dabei die vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Philipp Schwarz angeregte Zusammenarbeit mit den Stadtwerken in Sachen Geothermie. Er verstehe dies als ein eher überflüssiges Angebot an die Stadt München, das die Gemeinde unnötig unter Zugzwang bringe. Nun gehe es erst einmal darum, genau hinzusehen, was die Umstellungspläne des städtischen Versorgers von Kohle auf Gas im Detail bedeuteten. Eine Partnerschaft bei der Erdwärme sehe er kritisch, sagte Trundt, sie dürfte wohl eher zum Schaden für die Gemeinde Unterföhring sein.

Der Bürgermeister versicherte, man werde sich Gesprächen nicht verschließen, schlussendlich müssten aber beide Seiten einen Nutzen haben. Kemmelmeyer erinnerte daran, dass Unterföhring bislang 83 Millionen Euro in sein Geothermieprojekt investiert habe, von 2022 an sei die Gemeinde wärmeautark. Der von den SWM angekündigte mögliche Gasbetrieb des Kohleblocks rufe bei ihm eine "gewisse Skepsis" hervor, so der Rathauschef. Wenn es so komme, sei dies durchaus begrüßenswert. Gas sei ebenfalls ein fossiler Brennstoff - das widerspreche dem Unterföhringer Ziel, per Bebauungsplan für das Gelände des Heizkraftwerks nur noch regenerative Energien zuzulassen.

Ein weiteres Thema, das den Ort beschäftigt, ist der Bau eines Hallenbades. Elisabeth Rupprecht, die Vorsitzende des Schwimmvereins, plädierte leidenschaftlich für die schnelle Verwirklichung eines Lehrschwimmbades. Nach den Berechnungen ihres Vereins gibt es am Ort an die 830 Kinder bis zum Alter von zehn Jahren, die nicht schwimmen können. Grund dafür sei die coronabedingte Schließung der Bäder, der damit verbundene Ausfall von Kursen und nicht zuletzt die lange Zeit ohne Präsenzunterricht in den Schulen, so Rupprecht. Gerade die Schulen seien es, die im Normalfall "alle Kinder erreichten und ihnen das Schwimmen beibringen".

Der Lockdown habe das unmöglich gemacht. Der Schwimmverein hatte in den vergangenen Wochen unter dem Motto "Kinder müssen schwimmen lernen können, gerade in Unterföhring!" Unterschriften für den Bau eines Schul- und Lehrschwimmbades gesammelt. 300 sind zusammengekommen. Vor vier Jahren hatte der Gemeinderat zwar die Errichtung eines öffentlichen Hallenbades im neuen Sportpark beschlossen. Weil aber die Verwirklichung des Sportparks angesichts explodierender Kosten auf Eis gelegt wurde und dieser wohl erst 2025 realisiert werden kann, ist Geduld gefragt.

Für die Kinder am Ort sei das fatal, so Rupprecht. Der Bürgermeister sagte zu, das Anliegen des Schwimmvereins in den Finanzausschuss des Gemeinderats mitzunehmen, wo in Kürze die Haushaltsberatungen für 2022 beginnen, wollte aber nicht zu große Hoffnungen wecken: "Versprechen kann ich nichts", sagte Kemmelmeyer.

Warum am Föhringer Ring nichts vorangeht, wollte Stefan Ganser wissen. Bauamtsleiter Lothar Kapfenberger sagte, dass sich auch das Rathaus darüber wundere und regelmäßig bei der Baubehörde nachfrage. Von dort heiße es, dass das Verfahren wegen nötiger Aktualisierungen stocke, der Termin zur Fertigstellung im Jahr 2025 jedoch stehe. Was Parkverbote an der Münchner Straße und Blitzer an der Mitterfeldallee beim Schulcampus angeht, ist die Gemeinde in Gesprächen mit der Polizei. Bei dem von Boris Kiefer kritisierten Wirrwarr für die Nutzung von Ladesäulen versprach der Bürgermeister Änderungen.

© SZ vom 23.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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