Unterföhring:Weichen gestellt

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Das Zindlerhaus spannt am modernen Bahnhof den Bogen zur Unterföhringer Geschichte - sagen die Kritiker des beschlossenen Abbruchs. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bahnwärterhaus in Unterföhring wird für Ortsmitte abgerissen

Für den Unterföhringer Altbürgermeister Franz Schwarz (SPD) ist es ein Kleinod, der amtierende Rathauschef Andreas Kemmelmeyer von der Parteifreien Wählerschaft (PWU) hält es für nicht zu retten: Die Rede ist vom ehemalichen Bahnwärterhäuschen, dem Zindlerhaus. Das Gebäude, in dem derzeit die Palliativberatung der Caritas sowie zwei Künstlerateliers untergebracht sind, muss den Planungen für die neue Ortsmitte weichen. Auf dem Grundstück gegenüber dem Bahnhof wird der Ersatzbau für die derzeitige Inklusions-Kindertagesstätte an der Föhringer Allee entstehen.

Der Gemeinderat hatte im vergangenen Oktober den Umgriff für das neue Zentrum einstimmig festgelegt und damit den Abriss des Zindlerhauses besiegelt. Das Ausmaß dieser Entscheidung ist vielen am Ort allerdings erst jetzt bewusst geworden. Altbürgermeister Schwarz jedenfalls ist nach eigenen Angaben "erschrocken", als er beim Spatenstich in der vergangenen Woche realisierte, dass das historische Gebäude bald Geschichte sein wird. "Es gibt in Unterföhring schließlich nicht viele Häuser, die etwas zu erzählen haben", sagte Schwarz. Das mehr als 100 Jahre alte Zindlerhaus sei ein solches. So sei es Heimat des Bahnwärters gewesen und auch Bahn-Mitarbeitern hätten dort gewohnt. "Als wir den Tunnel gebaut haben, war es unsere Schaltstelle", erinnert Schwarz, in dessen Amtszeit das Haus restauriert wurde, ehe dort 2010 Caritas und Künstler eine Bleibe fanden. Zuvor hatte die PWU den Antrag gestellt, das Zindlerhaus abzureißen, was jedoch an den damaligen Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat scheiterte. "Jetzt wird es ohne Not abgerissen", so Schwarz.

Josef Trundt von der lokalen Agenda ist ebenfalls fassungslos über den Beschluss des Gemeinderats, wonach das seiner Ansicht nach erhaltenswerte, weil "auch für teures Geld renovierte" Gebäude verschwinden soll. "Ich verstehe nicht, dass man für die Kita keine andere Lösung gefunden hat", sagt Trundt, der jetzt hofft, dass die Hausmadonna an der südlichen Fassade den Abbruch übersteht. Die Platzierung der Krippe "an dieser Verkehrsecke" sei äußert ungünstig.

Bürgermeister Kemmelmeyer kann nach eigenen Worten "jeden verstehen, der an einem geschichtsträchtigen Gebäude hängt, aber es geht nicht anders", versichert er. "Wir brauchen den Platz." Für Caritas und Künstler werde man in der neuen Ortsmitte sicher Räume finden.

© SZ vom 04.05.2017 / sab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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