Unterföhring:Weg damit

Lesezeit: 3 min

Nach langer Diskussion beschließt der Unterföhringer Gemeinderat Abriss und Neubau des ehemaligen Gocklwirts. Eine Tiefgarage soll genügend Stellplätze bieten - für künftige Bewohner und Lokalbesucher

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Zukunft des ehemaligen Gasthauses Gocklwirt gehört zu den besonders umstrittenen Themen in der Unterföhringer Lokalpolitik. Seitdem die Kommune das Haus in exponierter Lage direkt an der Ortsdurchfahrt im Sommer 2011 für teures Geld gekauft hat, beschäftigt die Nutzung des Gebäudes in schöner Regelmäßigkeit den Gemeinderat. So hat es am Donnerstagabend abermals eine ermüdend lange Debatte in dieser Angelegenheit gegeben, die in der SPD-Forderung gipfelte, ein Ratsbegehren anzusetzen, um die Bürger über das Schicksal des maroden und leer stehenden Bauwerks abstimmen zu lassen. Zuvor war im Gremium ein detaillierter Antrag der CSU-Fraktion diskutiert worden, der den Abriss und Neubau des Gocklwirts vorsieht.

Nach Ansicht der Sozialdemokraten ein Unding. Für die Partei ist der Gockl fast eine Herzensangelegenheit, folgt man den Worten von SPD-Gemeinderat Philipp Schwarz. Für die anderen Fraktionen übrigens auch, sie aber halten einen Abriss des Gebäudekomplexes für nötig. Wenn es nach der CSU geht, soll nur der südliche Bereich des Hauses weichen; die Metzgerei samt Wohnung drüber soll erhalten bleiben. Fraktionssprecher Manfred Axenbeck begründete den Antrag seiner Partei damit, dass es in den vergangenen Wochen und Monaten nicht gelungen sei, die notwendigen Parkplätze für den Betrieb der vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossenen Wiedereröffnung einer Traditionsgaststätte und der Schaffung von Wohnraum in den oberen Etagen herzubringen. Zur Verfügung stehen derzeit nur neun Stellflächen. Weitere zu generieren, sei trotz aller Anstrengungen nicht möglich gewesen, ergänzte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU). Er jedenfalls könne sich mit Abriss und Wiederaufbau des Gocklwirts anfreunden, erklärte er. Noch dazu, weil eine Sanierung des Gebäudes die Gemeinde sehr teuer käme.

Man muss das Haus nämlich komplett entkernen, nur die historischen Außenmauern könnten, wenn überhaupt, stehen bleiben. Dann schon lieber die große Lösung, so Kemmelmeyer. Die CSU will laut ihrem Antrag nach dem Abriss eine Tiefgarage bauen; in einem Neubau könnten im Erdgeschoss die ersehnte Wirtschaft und in den Stockwerken samt Dach etwa Appartements für Studenten, junge Unterföhringer und Pflegekräfte sowie Erzieher geschaffen werden.

Die SPD plädierte vehement für den Erhalt des Hauses - und beantragte etwas ganz anderes: Dort, wo früher gegessen und getrunken wurde, soll ein Veranstaltungssaal für Vereine und Bürger eingebaut werden, darüber könnte man Fraktionszimmer und Räume für die Gemeindeverwaltung anbieten.

Dass der Gocklwirt am besten dem Erdboden gleichgemacht werden soll, das war schon einmal im Unterföhringer Gemeinderat diskutiert worden: Die Grünen hatten Ende 2011 einen entsprechenden Antrag gestellt, der damals aber in Bausch und Bogen abgelehnt wurde, wie Johannes Mecke in Erinnerung rief. Er regte an, die Anträge von CSU und SPD zusammenzufassen - und einen Städtebauer zu Rate zu ziehen, allein schon wegen der Lage des Gockls. "Damit der sich das Ensemble aus Kirche, Pfarrvilla, Bürger- und Rathaus ansieht", so der Grünen-Gemeinderat, der sich darüber hinaus für einen kompletten Abriss aussprach. Schließlich sei gerade der Anbau mit Metzgerei und Wohnung nicht gerade charmant.

Bürgermeister Kemmelmeyer präsentierte schließlich einen eigenen, aber mit der CSU abgesprochenen Vorschlag: So sollen verschiedene Varianten geprüft werden - mit Vorgaben: Abriss des Gebäudes, Errichtung einer Tiefgarage und Neubau des Komplexes nach historischem Vorbild; unten ist eine Wirtschaft zu planen, in den oberen Etagen soll es Wohnungen geben, die Metzgerei hat Bestand, und es braucht eine verlässliche Kostenschätzen, wie der Rathauschef es formulierte.

Der SPD war das alles zu viel: Sie beantragte eine Sitzungsunterbrechung, kam nach zehn Minuten mit der Forderung nach einem Ratsbegehren zurück - was im Gremium erneut gereizte Stimmung hervorrief. SPD-Gemeinderat Schwarz hielt Kemmelmeyer sein Wahlkampfversprechen von intensiver Bürgerbeteiligung vor, was dieser damit quittierte, dass die Bevölkerung bei einer Gockl-Umfrage pro Gastwirtschaft gestimmt habe. Ein Ratsbegehren jedenfalls wird es nicht geben, bis auf die SPD-Fraktion lehnten es alle ab; der Vorschlag von Kemmelmeyer fand gegen die Stimmen von SPD und den beiden Grünen eine deutliche Mehrheit. Johannes Mecke und Gisela Fischer verweigerten ihre Unterstützung. Sie wollen den ganzen Gebäudekomplex verschwinden lassen - und eventuell etwas Schöneres bauen als die Replik eines aus der Zeit gefallenen Gocklwirts.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: