Unterföhring:Trimm-dich-Pfad statt Multi-Sportplatz

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(Foto: N/A)

Die Gemeinde Unterföhring wirbt vor dem Bürgerentscheid für ihre eigene Planung des östlichen Ortsrandes. Danach soll das Areal einerseits der Bewegung und Erholung dienen, andererseits aber auch Grünflächen zum Ausgleich für Bauvorhaben enthalten

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Es geht um ein Stückchen Erde ganz im Osten von Unterföhring. Die Fläche liegt dort, wo es hinaus geht ins Moos und zum Feringasee. Für das rund 20 000 Quadratmeter große Gelände gibt es eine vom Gemeinderat beschlossene Planung - und den Alternativvorschlag eines Geschäftsmannes, dort einen Multi-Aktiv-Sportplatz (MAS) anzulegen, über den in einem Bürgerentscheid am 12. Juli abgestimmt wird. Um die Pläne der Kommune vorzustellen, hatte das Rathaus am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Mehr als 70 Unterföhringer waren in den großen Sitzungssaal gekommen, um sich anzuhören und anzusehen, was die Kommunalpolitiker am Etzweg vorhaben.

"Die Bürger sollen sich ein eigenes Bild machen können", sagte Rathauschef Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU). An Schautafeln mit Plänen und Fotos konnten die Besucher sehen, was kommen wird - wenn das Bürgerbegehren für einen Aktiv-Sportplatz scheitert: eine naturnahe Gestaltung des östlichen Ortsrandes mit Erholungscharakter.

Im vergangenen Oktober hat der Gemeinderat die Planungen beschlossen. Der Münchner Landschaftsarchitekt Heiner Luz stellte am Dienstag seine Ideen den Bürgern detailliert vor. Die Gestaltung der Fläche sei eine Herausforderung, weil sie ja der Übergang zur freien Landschaft ist, sagte Luz. So sei ein neun Meter hoher Aussichtshügel vorgesehen, "eine Landmarke", die im Frühling und Sommer mit bunten Blumen übersät sein und in schneereichen Wintern als Rodelberg dienen soll. Rund um das Areal wird ein Trimm-dich-Pfad angelegt, mit zehn Stationen, an denen unterschiedliche Geräte aufgestellt werden, die auch von Senioren genutzt werden können. Ebenso soll es einen Walking-Parcours und eine Spielwiese geben, auf der jeder das machen kann, wozu er gerade Lust hat: Federball, Fußball, Drachensteigenlassen oder einfach nur Picknicken. "Diese Rasenfläche zur freien Entfaltung ist ein zentrales Element für die Ortsrandeingrünung", sagte Luz. Auch eine Hundewiese, die mit dichten Sträuchern und Hecken eingefriedet wird, gehört zum Konzept des Landschaftsarchitekten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung von Ausgleichsflächen, die allein mehr als 6500 Quadratmeter bei der Ortsrandeingrünung ausmacht. Sie müssen angelegt werden, wie zuvor Bürgermeister Kemmelmeyer berichtete, und zwar als Kompensation für den Allianz-Campus und den Bau von SES Plattform Services im Unterföhringer Gewerbegebiet. Geht es nach dem Landschaftsplaner werden die beiden Flächen nur anfangs eingezäunt, bis sie richtig eingewachsen sind. Danach sollten diese Flora und Fauna als Lebensraum dienen und den Menschen als Naturerlebnis am Ortsrand dienen, wo man etwas anschauen, entdecken und auch lernen kann.

Die meisten anwesenden Unterföhringer waren überzeugt von den Plänen: "Den Erhalt der Grünfläche dort draußen sollten wir uns leisten", forderte etwa Josef Trundt, Sprecher der örtlichen Agenda 21. Wenn die Ideen für den von Michael Lasher angedachten Multi-Aktiv-Sportplatz Wirklichkeit würden, würde alles zunichte gemacht. "Ich werde beim Bürgerentscheid auf jeden Fall mit Nein stimmen", sagte Trundt und appellierte an die wahlberechtigten Unterföhringer, es ihm gleich zu tun. Ähnlich äußerte sich Petra Weichselbaumer, die seit elf Jahren in der Gemeinde daheim ist: Der Entwurf der Kommune sei "supergut", lobte sie, zumal man den Eindruck habe, am Ort werde immer mehr verdichtet und versiegelt. Die Bürgerin riet der Gemeinde, die Wähler umfassend zu informieren, damit sie wissen würden, wo sie ihr Kreuz machen müssten. Geplant sind nach Angaben von Zweiter Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) Informationsstände der Gemeinderatsfraktionen; zudem soll es Anfang Juli eine Gemeinde-Nachrichten-Sonderausgabe zur Ortsrandeingrünung geben.

Die umwelt- und naturverträgliche Gestaltung des östlichen Ortsrands wird in Unterföhring seit Ende der Neunzigerjahre verfolgt. Vor allem der Bau des S-Bahn-Tunnels habe die Realisierung verzögert, berichtete Bürgermeister Kemmelmeyer. Im Oktober des vergangenen Jahres hat der Gemeinderat nach seinen Worten "aus vollster Überzeugung" das aktuelle Konzept beschlossen. Eingebunden gewesen seien die Bürger, die Agenda 21, der Kleingarten- und der Gartenbauverein; auch habe man sich Lashers MAS-Idee genau angesehen und verworfen, versicherte Kemmelmeyer.

Das Quorum für den Bürgerentscheid wäre nach den Worten von Wahlleiter Lothar Kipp dann erreicht, wenn mindestens 20 Prozent aller Stimmberechtigten mit Ja gestimmt hätten - dann müsste die Kommune in den Bau des Aktivsportplatzes investieren. Bei aktuell 8340 Wahlberechtigten bedeutet dies, dass mindestens 1668 Personen ihr Kreuz pro MAS machen müssten. Wenn mehr Nein- als Ja-Stimmen gezählt werden, dann ist das Ansinnen abgelehnt. Die Wahllokale sind am Sonntag, 12. Juli, von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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