Unterföhring:Religion statt Mathe und Deutsch

Lesezeit: 2 min

Pastoralreferentin Steffi Lemke und Diakon Robert Stolz organisieren den Kinderbibeltag in Unterföhring. (Foto: Rumpf)

Am Buß- und Bettag ist schulfrei - Gelegenheit für die Kirchen, Bibeltage für Kinder zu veranstalten. Allein in Unterföhring nehmen 70 teil

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Das Beste an der Geschichte von Jona, der von einem großen Fisch verschluckt wird, ist die Botschaft, "das alles wieder gut wird", sagt Robert Stolz. Der für die evangelische Rafaelkirche in Unterföhring zuständige Diakon wird an diesem Mittwoch, 16. November, zusammen mit Steffi Lemke, Pastoralassistentin im katholischen Pfarrverband von Ismaning und Unterföhring, rund 70 Buben und Mädchen das Buch Jona näher bringen. Traditionell findet am Buß- und Bettag ein ökumenischer Bibeltag statt. Gut für die Kinder, die an diesem Tag schulfrei haben und gemeinsam singen, basteln und alles Wissenswerte über Jona und seinen Weg erfahren. Und gut für die Eltern, die ihre Söhne und Töchter im Grundschulalter in geeigneter Obhut sehen.

Für den 58 Jahre alten Stolz ist der Bibeltag, den die evangelische Rafaelkirche und die katholische Pfarrei St. Valentin zusammen organisiert haben, bereits der 30. in seinem Berufsleben, wie er erzählt. Und auch Steffi Lemke hat schon mehrfach am Gelingen eines solchen Tages mitgewirkt, ehrenamtlich und hauptamtlich. Seit September 2014 ist die 43-Jährige im Pfarrverband Pastoralassistentin und wird zur Referentin ausgebildet.

Seit mehr als fünf Wochen sind Stolz und Lemke mit der Vorbereitung des Bibeltages beschäftigt: Geplant werden muss einiges, um die mehr als 70 Grundschüler für einen solchen Tag zu begeistern. Die biblische Erzählung über Jona eigne sich da gut, sagen die beiden übereinstimmend. Sie ist spannend und zeigt, dass Menschen Fehler machen dürfen, weil es immer eine zweite Chance gibt. "Gott ermöglicht immer wieder einen Neuanfang", erklärt Steffi Lemke die Botschaft der Jona-Geschichte. Und das passe doch ganz gut zum richtigen Leben.

Bei der Auswahl des Themas für einen Bibeltag achten die Organisatoren nach den Worten von Lemke darauf, dass dieses nicht auf dem Lehrplan des Religionsunterrichts in der Grundschule steht. Und das sei bei Jona und dem Walfisch der Fall. Nach dem Frühstück, an dem an die 50 Kinder teilnehmen, werden sich Lemke und Stolz gemeinsam mit einer Vielzahl von weiteren Helfern um die schlussendlich 70 Buben und Mädchen kümmern: Zuerst wird die Geschichte von Jona vorgestellt; das "Anspiel", so Lemke, haben die Helfer mehrmals geprobt. Jugendliche lesen vor, es werden Dias gezeigt. Danach wird gebetet und gesungen und die Grundschüler können Schlüsselanhänger sowie Klappkarten zum Thema basteln und mit nach Hause nehmen.

Was das Schöne an einem solchen Bibeltag ist? "Es kommen viele verschiedene Leute zusammen und man sieht, dass die Kinder ihre Freude haben", sagt Lemke. Robert Stolz schätzt es, "dass es unverkrampft und locker" zugeht. Die Bibelgeschichte von Jona werde auf das wirkliche Leben übertragen, damit die Grundschüler mit der Botschaft was anfangen können. Nach Lemkes Erfahrung ist das nicht schwer, "denn Kinder haben einen ganz natürlichen Zugang zum Glauben", sagt die vierfache Mutter. Ohnehin seien Kinder von den Bibelgeschichten fasziniert: "Es gibt Mord und Totschlag, es passieren viele spannende Dinge." Die biblische Erzählung über Jona beginnt damit, dass dieser von Gott den Auftrag erhält, nach Ninive zu gehen und der Stadt und ihren boshaften Bewohnern ein Strafgericht Gottes anzudrohen, damit sie wieder brav werden. Doch Jona zieht nicht so richtig und flieht. Gott entfacht einen gewaltigen Sturm, Jonas Schiff gerät in Seenot und Jona wird von der Mannschaft ins Meer geworfen - der Orkan hört auf, und die Mannschaft bekennt sich zu Gott.

Jona dagegen wird von einem großen Fisch verschlungen. In dessen Bauch betet der Prophet drei Tage und Nächte, ehe er vom Fisch an Land gespuckt wird. Jona muss auf Gottes Geheiß hin noch einmal in die boshafte Stadt, um dort zu verkündigen, dass nur noch vierzig Tage bis zur Zerstörung bleiben. Die Bewohner tun Buße, Gott begnadigt sie, was Jona zornig macht, weil er die Barmherzigkeit nicht versteht. Wie wichtig aber gerade diese ist, davon sollen die Kinder beim Bibeltag in Unterföhring eine Ahnung bekommen - auf unterhaltsame Weise.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: