Unterföhring:Priorität fürs neue Rathaus

Lesezeit: 2 min

Die CSU scheitert mit einem Antrag, fortgeschrittene Planungen von Investoren vorzuziehen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Das Gebäude für Volkshoch- und Musikschule ist längst fertig, aber mit den restlichen Flächen in der neuen Unterföhringer Ortsmitte geht es nicht so recht vorwärts. Findet zumindest die CSU-Fraktion im Gemeinderat und hat deshalb den Antrag gestellt, von der beschlossenen Reihenfolge für die Verwirklichung abzurücken und noch vor dem geplanten neuen Rathaus im Bauabschnitt zwei den dritten vorzuziehen. Auf diese Weise könnten schon bald Läden, Wohnungen und ein Vollsortimenter auf dem der Kommune gehörenden Areal errichtet werden, so die CSU.

Hintergrund ist nach Auffassung der Christsozialen, dass der neue Standort für die Gemeindeverwaltung samt Rathausplatz nur im Zusammenspiel mit der Familie Vaitl-Gloo gestaltet werden kann, die auf ihren Flächen in der Ortsmitte, dem sogenannten Ideenteil, die Errichtung einer Klinik und eines Ärztehauses sowie einer Gaststätte mit Hotel plant. Eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat schmetterte den Antrag in der jüngsten Sitzung mit 20 zu vier Stimmen allerdings ab.

Das neue Unterföhringer Zentrum zwischen dem Bahnhof und der Föhringer Allee soll auf einer Fläche von 37 000 Quadratmetern entstehen, die früher von einer Holzhandelsfirma genutzt wurde. Knapp die Hälfte des Grundstücks hat die Gemeinde im Jahr 2010 kaufen können und 2015 einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt mit einem Realisierungsteil für das eigene Gelände und einem sogenannten Ideenteil für das in Privatbesitz befindliche Areal.

Nach dem Bau der Volkshoch- und Musikschule sollen laut Bebauungsplan Rathaus, Geschäfte, Praxen und ein Lokal folgen. Das alles beißt sich allerdings mit den Ideen, die Wolfram Vaitl-Gloo und seine Familie auf seinem Grund verwirklichen wollte - und die im Sommer 2019 im Gemeinderat zwar durchaus auf Gefallen stießen, aber letzten Endes dann doch durchfielen und von den Vaitl-Gloos zurückgezogen wurden.

Die Eigentümer beabsichtigten gegenüber dem neuen Rathaus ein Gebäude mit Ärztehaus, betreutem Wohnen samt Palliativstation und einer Bankfiliale zu errichten. Im östlichen Bereich sollte parallel zum neuen VHS- und Musikschulzentrum ein Haus mit Wohnungen und Büros entstehen, im Süden ebenfalls. Entlang der Föhringer Allee planten die Eigentümer ein Hotel mit Biergarten; zwischen den Gebäuden waren autofreie, parkähnliche Grünflächen angedacht. Die 280 Stellplätze wären dem Entwurf zufolge in einer zweistöckigen Tiefgarage untergebracht worden.

In ihrem Antrag teilte die CSU-Fraktion nun mit, dass die Eigentümer sich eine gemeinsame Gestaltung des Rathausplatzes wünschten und auch beim Ideenteil die Planungen mit der Gemeinde abstimmen wollten. Weil es dafür jedoch wohl eine längere Zeit brauche, wollte die CSU den Rathausneubau verschieben. Fraktionsvorsitzender Manfred Axenbeck befand zudem, "dass in den vergangenen sechs Jahren nicht viel passiert ist" auf den Flächen, die der Gemeinde gehören. Im Ideenteil allerdings schon, wie die Pläne der Eigentümer gezeigt hätten.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) wies dies entschieden zurück und erinnerte an die Vollendung von Musik- und Volkshochschule. Außerdem habe der Neubau des Rathauses "oberste Priorität", weil das Bestandsgebäude aus allen Nähten platze. In der Februar-Sitzung des Gemeinderats werde das Raumbuch für den neuen Sitz der Verwaltung vorgestellt, kündigte der Rathauschef an. SPD-Gemeinderat Thomas Weingärtner versuchte zu vermitteln: "Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte", sagte er. Auf der einen Seite wäre es erfreulich gewesen, in der Ortsmitte weiterzukommen, angesichts einer Vielzahl von anderen Bauprojekten sei dies aber kaum möglich gewesen. Dass nun "aufs Tempo gedrückt" werde, begrüße er, so Weingärtner. Und: "Das Rathaus ist das Herzstück der Gemeinde", deshalb müsse es schnell den Neubau geben. Auch aus dem Grund, dass am alten Standort laut Gemeinderatsbeschluss eine weitere Alteneinrichtung entstehen soll.

PWU-Sprecherin Simone Spratter teilte diese Ansicht: "Der Fokus muss auf dem Rathaus belassen werden", forderte sie im Namen ihrer Fraktion und verweigerte die Zustimmung zum CSU-Vorhaben. In ihren Augen spricht jedoch nichts dagegen, den dritten Bauabschnitt in der Ortsmitte mit Läden und Supermarkt dann zügiger zu realisieren.

© SZ vom 18.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: