Unterföhring:Platz der Trauer

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Erinnerung an die Freundin: der Unglücksort in Unterföhring. (Foto: Catherina Hess)

Unterföhringer gedenken der toten Gymnasiastin

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Kerzen, Laternen, Blumen, Briefe, Bilder und ein Olivenzweig als Zeichen des Friedens: Dort, wo eine 17-jährige Gymnasiastin in der Neujahrsnacht bei einem tragischen Unfall gestorben ist, verleihen viele Unterföhringer ihrer Trauer Ausdruck. Immer wieder kommen vor allem Jugendliche zu dem Ort, wo das schreckliche Unglück geschehen ist. Sie weinen um ihre Freundin und Mitschülerin, haben Fotos von ihr und zu Herzen gehende Zeilen an das Mädchen dort hinterlassen. Auch fast zwei Wochen nach dem Unglück ist in der Gemeinde eines spürbar: Die Fassungslosigkeit über den Tod der jungen Frau, die an der Kreuzung Münchner/Alte Münchner Straße von einer Ampel erschlagen worden ist, weil ein betrunkener Autofahrer die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte und gegen den Masten geprallt war.

Der Mensch braucht einen Platz zum Trauern. Davon ist der Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) überzeugt. Und deshalb unterstützt er den Wunsch von Jugendlichen, am Unglücksort eine Gedenktafel aufzustellen. "Wenn die Familie des Mädchens nichts dagegen hat, werden wir das tun", sagt der Rathauschef, spürbar ergriffen von dem Unglück, das sich da in den frühen Morgenstunden von Neujahr in Unterföhring ereignet hat. Wenn die Angehörigen es zuließen, könne er sich vorstellen, dass man zum Beispiel auf einer etwas zurück gesetzt liegenden Wiese, die im Besitz der Gemeinde ist, einen Gedenkstein aufstellt, um auf diese Weise einen Ort zu schaffen, wo Freunde des toten Mädchens hingehen könnten, wenn ihnen danach ist. Denn nicht jeder gehe gerne auf einen Friedhof.

Die Anteilnahme sei sehr groß, berichtet der Unterföhringer Bürgermeister: "Das Unglück hat den ganzen Ort erschüttert." So haben sich mehr als 100 Jugendliche und auch Erwachsene in der vergangenen Woche zu einem Gedenkgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Valentin versammelt. Und auch im Garchinger Werner-Heisenberg-Gymnasium, wo die 17-Jährige heuer ihr Abitur ablegen wollte, hat man sich um die geschockten jungen Menschen gekümmert. Schulleiter Martin Eidenschink nahm noch in den Ferien Kontakt zu den Freunden der verstorbenen Gymnasiastin auf, am ersten Schultag nach Dreikönig wurden keine Nachholklausuren geschrieben, und die Schule ermöglichte es den Elft- und Zwölftklässlern, gemeinsam um das Mädchen aus Unterföhring zu trauern.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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