Unterföhring:Musik aus der Vogelperspektive

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Die Nürnberger Symphoniker spielen im Bürgerhaus Unterföhring Beethoven, aber auch den zeitgenössischen Komponisten Takashi Yoshimatsu. (Foto: Orchester)

Nürnberger Symphoniker lassen unter ihrem neuen Dirigenten Kahchun Wong in Unterföhring Naturstimmungen erblühen

Von Udo Watter, Unterföhring

Zeigen Tiere Verhaltensweisen, die an menschliche Emotionen gemahnen, scheint das besonders tief anzurühren. Der japanische Komponist Takashi Yoshimatsu wurde zur Komposition seines Stücks "And Birds are still..." ("Das Schweigen der Vögel") inspiriert von einem Bild, das Vögel zeigt, die um einen verstorbenen Artgenossen versammelt sind und trauern. Daraus wurde eine zart schwebende Adagio-Elegie, neoromantisch, einfach und feinsinnig ausbalanciert.

Das Stück des 1953 in Tokio geborenen Yoshimatsu, der einige wilde Jahren als Keyboarder im Progressive Rock hinter sich hat und zu den profiliertesten zeitgenössischen Komponisten gehört, dürfte einer der Höhepunkte des Konzerts der Nürnberger Symphoniker an diesem Donnerstag in Unterföhring sein. Das Ensemble aus der fränkischen Metropole gastiert mit seinem neuen Chefdirigenten Kahchun Wong im Bürgerhaus und hat seinen Auftritt unter das Motto "Vogelperspektive" gestellt. Den Blick von oben herab, die Vogelperspektive, öffnen sie nämlich quasi auch mit Beethovens sechster Sinfonie, der "Pastorale". Ihr zweiter Satz endet mit einer berühmten Passage naturalistischer Tonmalerei: Mit ihrer kleinen Kadenz imitieren Flöte, Oboe und Klarinette die Stimmen von Nachtigall, Wachtel und Kuckuck. Auch darüber hinaus ist die "Pastorale", die als Vorläufer späterer Programmmusik gilt, ein Werk, das unterschiedliche Naturstimmungen erblühen lässt - jeder der fünf Sätze behandelt eine Situation, die sich zu einem Gesamtwerk fügen.

Das dritte Werk dieses Abends ist Schumanns Klavierkonzert in a-Moll. Der Komponist verarbeitete darin seinen romantischen Kampf um die Pianistin Clara Wieck, seine spätere Frau. Sie selbst schrieb nach der Uraufführung 1841: "Wie reich an Erfindung, wie interessant vom Anfang bis zum Ende ist es, wie frisch und welch ein schönes zusammenhängendes Ganze!" Den solistischen Part übernimmt mit Benjamin Moser ein Lokalmatador: Moser, 1981 in München geboren, ist ein namhafter Pianist, der auf internationalen Wettbewerben reüssiert hat. Er gilt als unaufdringlicher Tastenpoet, technisch meisterhaft, aber ohne auftrumpfende Geste. Als sensibler Interpret, der die Musik atmen lässt, steht bei ihm das Werk, und nicht der Protagonist, im Vordergrund.

Dirigent Kahchun Wong aus Singapur ist mit 32 Jahren ebenfalls ein junger Musiker. Er erlangte als Sieger des 5. Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs internationale Aufmerksamkeit und ist seit Beginn der Spielzeit 2018/19 Chefdirigent der Nürnberger. Dass das Konzert "Vogelperspektive" heißt, ist wohl kein Zufall. So verrät Wong: "Wenn ich nicht Partituren lerne, sitze ich am liebsten auf meiner Veranda und beobachte zusammen mit meiner Katze Vögel. Mein Traum ist, freiwillig bei einer Tierschutzorganisation zu arbeiten und mich den ganzen Tag mit Tieren beschäftigen zu können."

Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Infos und Karten unter 089/95 08 15 06 oder www.unterfoehring.de

© SZ vom 10.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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