Die Erkenntnis, die Welt sei ein Jammertal und das Leben voller Leiden, hat eine lange philosophische Tradition, vom Buddhismus bis zum notorischen Miesepeter Schopenhauer. Auch bei den alten Griechen war die Weisheit des Dämons Silen verbreitet, nach der es am besten sei, nicht geboren zu sein, und am zweitbesten, bald zu sterben.
Kulturpessimismus und Schwermut gehören heute noch zu häufig gepflegten Tugenden gerade der europäischen Intelligenzija, aber hey: Die Tatsache, sich leidenschaftlich am Leben zu erfreuen, hindert einen ja nicht, große Kunst hervorzubringen - vor allem nicht, wenn man über eine solche Stimme und ein solches Charisma wie Dianne Reeves verfügt. Die große US-amerikanische Jazz-Sängerin, hat ihr neues Album "Beautiful Life" aus gutem Grund so genannt: "Quintessenz des Leben ist, dass es schön ist, und ich wollte diese Schönheit, die oft übersehen wird, feiern", sagt sie. Eine Feier, die musikalisch so gelungen ist, dass die 1956 in Detroit geborene Sängerin für dieses Album 2015 mit ihrem bereits fünften Grammy ausgezeichnet wurde (Best Vocal Jazz Album). Dieser Weltstar des Jazz, der für seine atemberaubende Virtuosität, erstaunliche Improvisationstechnik, wilden Scats und facettenreiche Stimme die Fans seit vielen Jahren begeistert, wird am Samstag, 18. Juli, im Bürgerhaus Unterföhring, auftreten. Als prominenteste Protagonistin des 13. Jazz-Weekends Unterföhring, das vom 17. bis 19. Juli stattfindet, wird Reeves von einem versierten Ensemble begleitet, mit dem sie Songs aus "Beautiful Life" präsentiert:
Dabei kombiniert die musikalische Grenzgängerin, die mehrmals bei Barack Obama im Weißen Haus gesungen hat, einen Gastauftritt in der Serie "Sex and the City" hatte oder beim Soundtrack des George Clooney-Films "Good Night, and Good Luck" mitwirkte, Jazz und Soul mit Elementen von R&B, Latin und Pop. Auf dem Album sind originelle Cover-Versionen von Marvin Gaye - oder Bob Marley - Songs ebenso wie romantische Eigenkompositionen. Dianne Reeves betont gerne die Kraft der Liebe und sagt: "Deine Stimme ist dein Charakter, Ausdruck deiner Ideen." Ihr Konzert beginnt um 20 Uhr. Einen Tag vorher, am Freitag, 17. Juli, wird das 13. Unterföhringer Jazz-Weekend mit einem Doppel-Konzert in der Bibliothek eröffnet. Unter dem Motto "Jazz meets Classic" zeigt zunächst das Kaleidoscope String Quartet aus der Schweiz, zu welch Grenzüberschreitungen es fähig ist: vier Männer dringen mit Holz, Stahl und Pferdehaaren in streichquartettuntypische Gebiete vor: Kantige Grooves wechseln mit sphärischen Klangmalereien, und folkige Melodien stehen Improvisationen gegenüber. Danach wird das ungewöhnlich besetzte Duo "Improviso" spielen: der Lautenist Axel Wolf und der Saxofonist Hugo Siegmeth sind in sehr verschiedenen musikalischen Disziplinen zu Hause - man darf gespannt sein auf ihre Vorstellung. Vor dem Doppelkonzert gibt es noch ein Einführungsgespräch, Beginn 19.30 Uhr.
Zum Abschluss des Jazz-Weekends tritt am Sonntag am S-Bahnhof noch das Trio David Helbocks Random/Contr ol auf. Die drei Österreicher aus Voralberg, werden sich auf einen virtuosen Parforceritt durch alle erdenklichen Stile des Jazz, aber auch der Klassik und Volksmusik begeben: Musik quasi zwischen den Polen "Random", dem Zufall, und der Kontrolle, "Control" - oder in den Jazz übersetzt: zwischen Improvisation und Komposition. Während bei diesem Konzert der Eintritt frei ist, gibt es zu den anderen beiden Veranstaltungen Karten im Vorverkauf unter Telefon 089/95 08 15 06 oder www.buergerhaus-unterfoehring.de.