Unterföhring:Lange Mängelliste

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Anwohner sorgt sich um Sicherheit im neuen Flüchtlingsheim

Von Sabine WejsadA, Unterföhring

Die geplante Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 175 Asylbewerber an der Bauhofstraße in Unterföhring gehört nicht zu den Projekten, die angesichts gesunkener Flüchtlingszahlen von der Regierung von Oberbayern gestoppt wurden. Das hat die Unterschleißheimer HWZ Projekt GmbH von Thomas Zeitler mitgeteilt, die auf dem abgelegenen Grundstück direkt an S-Bahn und Isarkanal im Norden der Kommune zwei Gebäude errichtet. Ganz im Gegenteil: Auf der Baustelle werde fleißig gearbeitet, heißt es. Dabei hatte es lange so ausgesehen, als ob dort nichts vorangeht.

Anwohner Stephan Kalis und seine Nachbarn in dem von 16 Leuten bewohnten Mehrfamilienhaus werden den Bau des Flüchtlingsheims ganz genau verfolgen. Sie halten den Platz für die beiden Gebäude für vollkommen ungeeignet. Seit dem Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2013, an der Bauhofstraße eine Unterkunft errichten zu lassen, engagiert sich der Ingenieur in der Sache. Für Kalis, der im Asyl-Helferkreis mitarbeitet, gibt es gleich mehrere Dinge, die seiner Meinung nach erledigt werden müssen: die Sicherung der S-Bahnlinie, den Bau eine kombinierten Fuß- und Radwegbrücke über den mittleren Isarkanal zwischen Römerweg und Bauhofstraße sowie einen Umbau der ohnehin gefährlichen Kreuzung zur Münchner Straße hin und die Einleitung des Abwassers. Bei letzterem schlägt Kalis den Neubau eines Druckleitungsnetzes in der Bauhofstraße in Richtung Münchner Straße als Alternative zu der von Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU) ins Spiel gebrachte mobilen Kläranlage vor.

Ende April wurde die Petition von Kalis im Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags behandelt, die genau diese Probleme des Standorts zum Inhalt hatte. Der Petition wurde jedoch nicht stattgegeben. Kalis aber kämpft weiter: Er hat sich an die Unterföhringer SPD gewandt, um das Thema noch einmal in den Gemeinderat zu bringen. Und auch auf höherer politischer Ebene erhofft sich der Anwohner Unterstützung. Die Münchner SPD-Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz hat sich jetzt an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gewandt. In ihrem Schreiben möchte sie wissen, was aus dem Unterföhringer Projekt werden soll: Denn nach einem Kabinettsbeschluss der Staatsregierung Ende April hat die Regierung von Oberbayern die Landkreise angewiesen, den Bau und die Anmietung "jeglicher weiterer Asylbewerberunterkünfte" zu stoppen, wie es in dem Brief der Abgeordneten heißt. Zudem habe das Landratsamt der Regierung alle bereits vertraglich vereinbarten und in Verhandlung und Planung stehenden Projekte zur Überprüfung übermittelt, wie es heißt. "Auf Nachfrage bei der Obersten Baubehörde im Innenministerium soll die Unterkunft in Unterföhring weiterhin errichtet werden. Die Verträge zu diesem Projekt wurden vor dem Kabinettsbeschluss abgeschlossen." Stachowitz bittet Herrmann, "angesichts der aktuellen politischen Situation, in der nicht absehbar ist, wann wir uns mit der nächsten Migrationsbewegung auseinandersetzen müssen" mitzuteilen, wie die infrastrukturellen Planungen für Flüchtlingsunterkünfte in Bayern für die Zukunft aussehen. Das Landratsamt München rechnet damit, dass die Gemeinschaftsunterkunft in Unterföhring im Herbst fertig ist. Die Traglufthalle wird laut Kreisbehörde im Dezember geschlossen. Stephan Kalis hofft, dass seine Ideen zur Sicherung der S-Bahnlinie, auf der pro Tag 132 Züge verkehren, und für die Brücke über den Kanal als bessere Anbindung an den Hauptort im Rathaus Gehör finden und geprüft werden. An eine Verwirklichung ist in der kurzen Zeit wohl eher nicht zu denken.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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