Unterföhring:Klassenziel erreicht

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Unterföhring verabschiedet Grundschulrektorin Angelika Hillen in den Ruhestand

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Welcher Satz charakterisierst die Unterföhringer Grundschulrektorin Angelika Hillen am besten? Natürlich dieser: "Schubidubidu, Radio Schulleitung on air." Mit diesen Worten hat die Chefin jede ihrer Durchsagen an ihr Kollegium und die Schulkinder eingeleitet. Radio Hillen ist in Unterföhring nun Geschichte. Nach 16 Jahren als Rektorin an der Grundschule ist Angelika Hillen am Freitag in den Ruhestand verabschiedet worden.

Lehrer, Schüler und Elternbeiräte haben der 62-Jährigen ein großes und unterhaltsames Fest mit Musik, Tanz, Gedichten und Schauspiel in der Schulaula bereitet und sie mit allerlei Geschenken und Erinnerungstücken bedacht. Hillen selbst musste sich bei den Vorführungen und den vielen warmen Worten, mit der ihr Unterföhrings Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU), Pfarrer Manfred Brunner und Diakon Robert Stolz, Schulamtsleiterin Evelyn Sehling-Gebranzig und Konrektorin Karena Schaffer dankten, so manche Träne trocknen. Am Ende eines Berufslebens rührt es den künftigen Ruheständler erfahrungsgemäß sehr, wenn ihn die Laudatoren zum Abschied wegen seiner unermüdlichen Schaffenskraft loben und nur ungern ziehen lassen.

Mit Angelika Hillen verliere Unterföhring eine Rektorin mit "Begeisterungsfähigkeit und Beharrlichkeit", sagte Bürgermeister Kemmelmeyer. Ihr seien die Kinder immer am wichtigsten gewesen, für diese habe sie alles durchgefochten und sich nicht zufrieden gegeben, bis die Lokalpolitiker ihre Überzeugung teilten. Hillen habe vieles gut gemeistert in ihrer Unterföhringer Zeit. Kurze Zeit nach ihrem Amtsantritt 2001 wurde der Gemeinde die Teilhauptschule genommen, sie musste das schnelle Wachstum der Schule wegen steigender Kinderzahlen am Ort organisieren, samt Erweiterungsbau und Einführung von Ganztagsklassen. "Sie haben immer ein offenes Wort gehabt und waren streitbar", sagte Kemmelmeyer - und genau das habe gut getan. Den Schülern sei Hillen ein Vorbild gewesen, sie habe ihnen Respekt vorgelebt und die Haltung, den Schwächeren zu achten. "Ich, du, wir zusammen, so lautet nicht umsonst das Motto der örtlichen Grundschule."

Schulamtsleiterin Sehling-Gebranzig konnte diese Worte nur teilen. Angelika Hillen verfüge über beständige Schaffenskraft, großes Verhandlungsgeschick, enorme Übersicht und den Mut zur Kritik. Alles Dinge, die Wertschätzung verdienten, so Sehling-Gebranzig. Vor ihrer Zeit in Unterföhring unterrichtete Hillen in Unterschleißheim, Kirchheim und Ismaning und war von 1989 an im Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München tätig, von dem das bayerische Kultusministerium bei der Weiterentwicklung des differenzierten Schulwesens unterstützt und beraten wird.

Dass Hillens Verabschiedung ausgerechnet auf den Tag der Zwischenzeugnisse fiel, hat den aktuellen Elternbeirat und dessen Vorgänger dazu inspiriert, der Rektorin unter dem Gelächter der Kinder ebenfalls ein Zeugnis auszustellen, wie es die Bayerische Schulordnung verlangt. Sozial-, Lern- und Arbeitsverhalten? Freilich "Sehr gut"; Religion? Note eins; Deutsch, Mathe, Musik, Sport? Dito. Bloß in Kunst hat es laut Elternbeirat nur zu einer Zwei gereicht, was allerdings daran gelegen haben mag, "dass Angelika sich mit der Schulerweiterung ein Großprojekt ausgesucht hat und dabei mit nicht so begabten Architekten zusammenarbeiten musste". Summa summarum hat Hillen aber das Klassenziel natürlich erreicht - und sich für den nächsten Abschnitt qualifiziert: den Ruhestand.

Diesen wird die langjährige Rektorin mit Reisen, Lesen und kulinarischen Genüssen verbringen. Und freilich mit ihrem Mann Günter, der sie zur Abschiedsfeier begleitete. Zusammen mit ihm saß Angelika Hillen an ihrem letzten Schultag mitten unter "ihren" Kindern. Diese seien "die immer süße Füllung" der Torte, mit der Hillen, nach eigenen Angaben eine Naschkatze, ihre Jahre im Schuldienst verglich.

Auf die kleinen Süßen muss die scheidende Schulchefin auch künftig nicht verzichten - zumindest bildlich. Konrektorin Schaffer, in deren Händen die Organisation der Feier lag, überreichte zum Schluss ein großes Foto, das auf den ersten Blick aussah wie eine Luftaufnahme des Unterföhringer Schulareals, sich bei näherer Betrachtung aber als Kunstwerk aus Fotos von vielen Kinderköpfen erwies. Hillen kann also jedes "ihrer Kinder" mit nach Hause nehmen.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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