Unterföhring:Grüne sehen sich als Sprungbrett benutzt

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Nach dem Wechsel von Saran Diané zur SPD-Fraktion weist der Ortsverband deren Darstellung der Hintergründe zurück

Von Gudrun Passarge, Unterföhring

Die neuen Gemeinderäte haben sich noch gar nicht konstituiert, da gibt es schon die ersten Wechsel. Auffällig sind zwei Fälle bei den Grünen. In Kirchheim nimmt Ortssprecherin Petra Kowallik ihr Mandat nicht an und überlässt den Sitz Nachrückerin Berit Vogel. In Unterföhring dagegen nimmt die 18 Jahre alte Saran Diané ihren Sitz mit und wird künftig die SPD-Fraktion verstärken. Während bei Kowallik nur sehr vage "persönliche Gründe" angegeben wurden, gibt es bei Dianés Wechsel widersprüchliche Angaben zu den Hintergründen.

"Es wäre fair gewesen und würde von demokratischem Verständnis gegenüber dem Wähler zeugen, das Mandat nicht anzunehmen und den nächsten auf der grünen Liste nachrücken zu lassen", schreiben die Unterföhringer Grünen in einer Pressemitteilung. Doch davon will die Abiturientin nichts wissen. Ihre Argumentation: Eine Gemeinderatswahl sei eine Persönlichkeitswahl. "Ich bin überzeugt, dass ich auch auf der Liste der SPD sehr gute Chancen gehabt hätte", sagt Diané. Mehr noch. Sie habe auch viele Stimmen von Wählern aus konservativen Kreisen bekommen, "die sonst gar nicht die Grünen gewählt hätten", sagt die 18-Jährige, die sich auch im Pfarrgemeinderat engagiert und in der Blaskapelle Trompete spielt.

Johannes Mecke (Foto: Robert Haas)

Aber wie kam es zu dem Bruch? Diané sagt, sie habe sich zunächst wegen der grünen Bundespolitik dem Ortsverband angeschlossen und erst später gemerkt, dass sie mit den beiden Gemeinderäten der Grünen nicht so gut klarkomme. "Ich sehe keine Zukunft in der grünen Fraktion", sagt sie. Nach zwei, drei Gesprächen, in denen es auch um die mögliche Kanditatur Johannes Meckes als Dritter Bürgermeister ging, habe sie dann ihren Wechsel zur SPD beschlossen.

"Die SPD hat mich nicht beeinflusst, ich habe diese Entscheidung ganz allein getroffen", betont sie. In den Gesprächen ging es auch darum, dass Diané der Meinung ist, dass es dem Wählerwillen nicht gerecht werde, wenn Mecke das Amt übernehme, da er nur 6,6 Prozent der Stimmen bei der Bürgermeisterwahl bekommen habe, Philipp Schwarz von der SPD jedoch 30,3 Prozent.

Die Grünen kritisieren in ihrer Pressemitteilung, dass sie erst eine Stunde, bevor die SPD ihre Mitteilung veröffentlichte, von Dianés Entscheidung erfahren hätten. "So hatten wir nicht im Ansatz eine Chance, irgend etwas bezüglich eines Fraktionswechsels von ihr zu erfahren." Und so konnten sie auch nicht reagieren. Sie äußern sich verwundert darüber, dass die Abiturientin aus vertraulichen Gesprächen zitiert, und dass von einem Zerwürfnis die Rede sei, "das es nicht gab". Gisela Fischer, mit der Diané am 30. März über die Kandidatur gesprochen hatte, weist ausdrücklich zurück, der Schülerin geraten zu haben, zur SPD zu wechseln. Das sei "völlig absurd". Noch am 31. März habe Diané per Whatsapp bestätigt, Mecke im Fall einer Kandidatur wählen zu wollen. Zudem habe sie sich auch zu Ostern noch als grüne Vertreterin im Gemeindeblatt mit eigenem Text vorgestellt, "also zwei Wochen nach dem 30. März".

Die Grünen stellen die Frage nach dem tatsächlichen Hergang des Fraktionswechsels. So wollen sie wissen, warum die Schülerin ihren Wahlerfolg, sie war von Platz neun auf Platz drei der Liste vorgehäufelt worden, bei einer Party der SPD gefeiert habe. Darauf antwortet Diané, die Grünen hätten ihre Wahlparty wegen Corona ausfallen lassen, ihr sei aber zum Feiern zumute gewesen. Deswegen habe sie sich von der SPD einladen lassen.

"Wir müssen leider für uns das Fazit ziehen, dass wir Grüne in Unterföhring uns als Sprungbrett benutzt sehen, uns ernstlich getäuscht und enttäuscht fühlen", heißt es in der Mitteilung. Nachdem Diané jedoch ablehnt, ihr Mandat aufzugeben, werden sie künftig nur über drei Sitze im Gemeinderat verfügen, die SPD-Fraktion dagegen hat nun sieben. Ihr Parteibuch hat Diané schon zurückgegeben, sie will als Parteifreie in der SPD-Fraktion ihre grüne Politik verfolgen. "Die Wahlprogramme beider Parteien unterscheiden sich da nicht grundlegend."

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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