Unterföhring:Grauer wird's nicht

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Gewöhnungsbedürftig: Die Betonfassade der Schule entspricht nicht den Erwartungen der Unterföhringer Gemeinderäte. (Foto: Sebastian Gabriel)

Unterföhring will Schulfassade doch nicht nachbessern lassen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Auch wenn die Sichtbetonfassade des neuen Unterföhringer Schulhauses vielen nicht gefällt - nachbessern wollen die Gemeinderäte voraussichtlich nicht. Im Bauausschuss herrschte jüngst Einigkeit, dass dafür kein Geld ausgegeben werden soll. Nun muss sich noch einmal der Gemeinderat mit der Sache befassen.

Die Unterföhringer haben von Anfang an mit der Sichtbetonfassade des neuen Schulhauses gefremdelt. Und auch die frühere Rektorin Angelika Hillen hätte sich für den Erweiterungsbau lieber etwas Buntes gewünscht und nichts Graues. Gut 15 Millionen Euro hat die Gemeinde für die Umsetzung des Siegerentwurfes des Kaiserslauterner Architekturbüros Bayer & Strobel aus dem Wettbewerb ausgegeben. Das Gebäude an der Münchner Straße wurde in Rekordtempo errichtet. Zwischen der Grundsteinlegung im Dezember 2012 und der Inbetriebnahme pünktlich zu Schulbeginn im September 2014 lagen nicht einmal zwei Jahre.

Doch schon im April davor war der "graue Kasten" Thema im Gemeinderat. Wegen einer mangelbehafteten Ausführung der Sichtbetonfassade durch die beauftragte Firma zog Unterföhring vor Gericht, die von den Kommunalpolitikern beschlossene "Betonkosmetik" musste warten. Inzwischen ist das Verfahren abgeschlossen, das ursprünglich geplante "Farbspiel der Grauwerte", wie es die Planer entworfen hatten, war dennoch perdu. Einzelne Platten sind zu dunkel geraten, andere schimmern gelblich oder bläulich. Der Gemeinderat fragte deshalb bei den Architekten an, ob es Möglichkeiten gibt, die Fassade aufzuhellen.

Diese gibt es, wie Architekt Gunther Bayer in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses berichtete. So könne man etwa die Platten egalisieren und mit einer Lasur in Hellgrau gestalten. Eine komplette Verschiebung in Dunkelgrau oder in rötliche Töne befürworten die Planer nicht. Auch im Ausschuss fand Letzteres keinen Gefallen. Dort wurde schließlich komplett infrage gestellt, etwas an der Schulfassade machen zu lassen. "Ich sehe diese nicht als großen Mangel", sagte Johannes Mecke (Grüne) und nannte die Überlegungen ein "Luxusproblem". Er lehne jedwede Korrektur ab, kündigte er an. Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) pflichtete ihm bei, ging jedoch noch weiter: Sie stellte den Antrag, den gültigen Gemeinderatsbeschluss zur Betonkosmetik aufzuheben. Es sei nicht gerechtfertigt, "dafür Geld in die Hand zu nehmen", befand Mäusel und erhielt Zustimmung von Thomas Weingärtner (SPD).

Wie viel das Aufbringen einer Lasur kosten würde, steht nicht fest. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) und die Gemeinderäte gehen davon aus, dass wohl 300 000 oder 400 000 Euro investiert werden müssten. Zu viel Geld, wie schlussendlich alle im Ausschuss meinten. In einer einstimmig gefassten Empfehlung an den Gemeinderat sprechen sich die Lokalpolitiker dafür aus, die Fassade so zu lassen, wie sie ist, und den früheren Beschluss aufzuheben. "Die Kollegen haben recht, man gewöhnt sich an die Optik", sagte der Bürgermeister zum Meinungsbild im Ausschuss. Nach fünf Jahren dürfte dieser Effekt bereits eingetreten sein.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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